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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin
Autoren: Elizabeth Peters
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üblich. (Ich kann es nicht erklären und sehe auch keinen Grund, warum ich es tun sollte.) Er sieht eben fabelhaft aus, und ich versichere Ihnen, werte Leser, dass seine liebevolle Mutter nicht das einzige weibliche Wesen ist, das so denkt.
    Er setzte sich irgendwie überstürzt hin und fing Sennia auf, die seitlich kippte. Sie stieß ein schrilles Lachen aus, das in der gedämpften Atmosphäre des Speisesaals ausgesprochen laut klang. Mehrere Personen drehten sich lächelnd zu uns; andere verzogen missbilligend ihr Gesicht; dennoch nahm dieses kindliche Gelächter zweifellos etwas von der Spannung, die über dem Raum lag.
    »Gefällt es dir, kleine Taube?«, erkundigte sich Emerson liebevoll.
    »Oh ja, es macht einen Riesenspaß, so auf und nieder zu schaukeln. Und wenn ich Suppe auf mein Kleid kleckere, kann Tante Amelia nicht sagen, dass ich unachtsam bin.« Sie schenkte mir ihr Grübchenlächeln, und ich lächelte zurück, froh, dass sie noch zu jung war, unsere allgemeine Skepsis zu teilen. Wir hatten lange und intensiv überlegt, ob wir sie den Gefahren der Seereise aussetzen sollten, statt sie in der fürsorglichen Obhut von Walter und Evelyn zu lassen; Sennia hatte keinen Gedanken darauf verwendet, sondern schlichtweg angenommen, dass sie mitkommen würde, und jeder Versuch, sie daran zu hindern, hätte zu Konsequenzen geführt, die laut und unangenehm gewesen wären. Emerson konnte es nicht ertragen, sie weinen zu sehen, und das kleine Biest wusste das ganz genau. Die Erinnerung an die Umstände, wie sie zu uns kam, war immer noch schmerzvoll, und welche Freude bereitete sie uns allen jetzt! Sie war wie ein Enkelkind … das Einzige … bislang …
    Nefret ertappte mich dabei, dass ich sie anstarrte, und errötete. »Ja, Mutter?«, fragte sie. »Habe ich einen Schmutzfleck auf der Nase?«
    »Aber nein, mein Schatz. Ich habe gerade sinniert, wie gut dir dieses Blau steht.«
    Dieses heikle Thema hätte kein sensibler Mensch berührt, und ich war mir ohnehin gewiss, dass ich die Erste wäre, die es erfahren würde.
    Nach Ramses, selbstverständlich.
    Ein Großteil der Suppe wurde verschüttet – und nicht nur von Sennia. Die meisten Teilnehmer harrten indes bis zum Ende aus, und nachdem Sennia ihr leichtes, von mir zusammengestelltes Menü beendet hatte, wurde sie zappelig und sah sich um. Wie sie so viele von den anderen Passagieren kennen lernen konnte, war mir schleierhaft, da wir sie nie aus den Augen gelassen hatten, doch mehrere Leute erwiderten ihr Winken und Lächeln. Einer davon, ein hoch aufgeschossener, grauhaariger Gentleman, war mir ein oder zwei Mal an Deck aufgefallen; sein verschlossenes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln und er winkte zurück. Noch auffälliger reagierte ein Herr am Kapitänstisch. Er hatte ein rundes Gesicht, so rot und verschrumpelt wie ein eingelagerter Winterapfel, und er hüpfte winkend in seinem Sessel auf und nieder, bis der junge Mann neben ihm rigoros eine Hand auf seinen Arm legte. Er war so steif wie der Ältere – sein Vater? – freundlich war. Brillengläser verliehen ihm das Aussehen eines Intellektuellen, gleichwohl war er geckenhaft elegant gekleidet, sein Haar sorgfältig frisiert.
    »Wer sind sie?«, fragte ich Sennia.
    »Sie sind Amerikaner. Kann ich ein Eis haben?«
    »Darf ich ein Eis haben. Ja, du darfst.«
    »Ist die Dame seine Frau?«, erkundigte sich Nefret. »Gute Güte, seht euch dieses Kleid an und die Diamanten und die Rubine.«
    »Unverschämt groß.« Ich rümpfte die Nase.
    »Ich finde sie sehr schön«, sagte Miss Sennia. »Ich durfte sie mir einmal ansehen – es war in ihrem Salon –, aber nur, weil Mr Albion es erlaubt hat. Sie ist nicht so nett wie er, und ihr Sohn ist überhaupt nicht nett.« Sie hielt ihren Eiskelch fest und tauchte ihren Löffel in die rosafarbene Masse. »Mr Albion wollte euch kennen lernen, aber ich habe ihm erklärt, dass ihr niemanden kennen lernen wollt.«
    »Braves Mädchen«, lobte Emerson.
    Während sie ihr Eis löffelte, erzählte Sennia uns von dem grauhaarigen Gentleman, der in Alexandria in ein Unternehmen eintreten wollte, und von einigen anderen Passagieren. Der Sturm ließ nach, der heulende Wind war nicht mehr so laut, das Schlingern des Schiffes nicht mehr ganz so heftig; dennoch waren wir vermutlich alle froh, als die Stewards den Champagner auftrugen und der Kapitän sich erhob, um einen Toast auszusprechen. Er war ziemlich langatmig. Ich erinnere mich nur noch an das Ende.
    »Auf die Gesundheit
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