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Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin

Titel: Amelia Peabody 14: Die goldene Göttin
Autoren: Elizabeth Peters
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als zwecklos erwiesen, Emerson ein angemessenes Verhalten in punkto Personal zu vermitteln. Er macht keinen Unterschied zwischen Baron und Bauer, Korbträger und Archäologe – soll heißen, er brüllt alle an, wenn er gereizt, und entschuldigt sich, wenn er ungerecht gewesen ist. Der Kellner hätte im angemessenen Umgang mit Emerson geschult sein müssen, dessen Eigenheiten dem Hotelpersonal bestens bekannt waren, aber er war noch sehr jung und hatte sich die Warnungen offenbar nicht zu Herzen genommen.
    Mithilfe des Oberkellners gelang es ihm, die Suppenteller abzuräumen und den Fisch aufzutragen, und Emerson, der sich keiner Schuld bewusst war, nahm den Gesprächsfaden wieder auf. »Was macht Sethos in Kairo? Was war der Grund für dieses unverschämte Zusammentreffen? War es Provokation oder Warnung oder –«
    »Warum sollte es?«, wandte Nefret ein. »Wir haben seit Monaten nicht mehr von ihm gehört, und er kann sich sicher denken, dass wir in Sorge um ihn sind. Vielleicht wollte er uns damit nur vermitteln, dass er gesund und munter ist.«
    »Pah!«, schnaubte Emerson.
    Nefret lachte, und ich sagte: »Aber Emerson, mein Lieber, du musst doch keinen Groll gegen ihn hegen.«
    »Groll! Es ist zweifellos kleingeistig, sich über einen Mann aufzuregen, nur weil er versucht hat, mich zu töten und meine Frau zu verführen und meine Artefakte an sich zu bringen.«
    »Das war in der Vergangenheit. Die Dienste, die er uns und seinem Vaterland in den letzten Jahren erwiesen hat, zeugen von seiner Läuterung, und seine anschließende – äh – Beziehung mit einer anderen Dame sollte Beweis genug sein, dass er gewisse Bestrebungen aufgegeben hat, die ohne Zweifel gleichermaßen aus seiner Verärgerung über dich als aus seinem Interesse an mir resultierten.«
    Ich brach ab, um tief einzuatmen, und Emerson, der in seinem Fisch herumgestochert hatte, legte seine Gabel aufs Tischtuch. »Peabody«, sagte er milde, »das war ja noch bombastischer und pedantischer als deine üblichen Ausführungen. Dennoch kann die Komplexität deiner Syntax nicht über die Ungenauigkeit deiner Schlüsse hinwegtäuschen. Er hat sich nicht geändert. Das hat er selber im letzten Jahr gesagt. Was seine Beziehung mit Miss Minton angeht, so weißt du lediglich, dass sie so rasch zu Ende war, wie sie begonnen hatte. Deine Bemühungen, mit dieser Dame zu kommunizieren, sind fehlgeschlagen, stimmt’s? Streite jetzt nicht ab, dass du es versucht hast, denn ich weiß es ganz genau.«
    An diesem Punkt musste er innehalten, um Luft zu schnappen. »Ha!«, entfuhr es mir. »Du hast es genauso versucht. Und du hast genau wie ich erfahren, dass sie nach mehreren Monaten Isolation als Kriegsberichterstatterin nach Frankreich gegangen ist. Du hast auch versucht, vom Kriegsministerium Informationen über ihn zu beziehen – erfolglos, wie dir schon vorher hätte klar sein müssen. Warum gibst du nicht zu, dass du dich um ihn sorgst? Schließlich ist er dein –«
    »Mutter, bitte!«, warf Nefret ein. »Echauffier dich nicht so. Und du auch nicht, Vater. Vielleicht dürfen wir auch unsere Meinung beisteuern.«
    »Und?«, fragte Emerson seine Tochter. »Was hast du dazu zu sagen?«
    »Eigentlich nichts.«
    »Ah«, meinte Emerson. »Ramses?«
    Er hatte schweigend verharrt und nur unmerklich gelächelt, während er von einem Diskussionsteilnehmer (Emerson) zum anderen (mir) blickte. Jetzt zuckte er die Schultern. »Spekulationen über die Motive meines Onkels sind sicherlich Zeitverschwendung. Man weiß nie, was er geplant hat, solange er nicht in Aktion tritt.« Glühend vor Zorn wollte Emerson widersprechen. Ramses hob seine Stimme ein wenig. »Bislang hat er nichts weiter getan, als dich zu begrüßen. Die Art und Weise passt zu seiner seltsamen Art von Humor, und eine offene Konfrontation durfte er nicht riskieren, jedenfalls nicht, wenn er noch als Geheimagent arbeitet.«
    »Das interessiert mich zum Teufel noch mal nicht«, erklärte Emerson aufgebracht und grammatikalisch unschön. »Was ich wissen will, ist, ob er noch im Antiquitätengeschäft mitmischt. Ramses, ich schlage vor, du und ich machen heute Abend die Runde durch die Kaffeehäuser und befragen die Händler. Wenn ›der Meister‹ wieder im Geschäft ist –«
    »Werden sie es dir nicht auf die Nase binden«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Nein«, bekräftigte Nefret. Nachdem der Kellner die Teller ohne jeden Zwischenfall (Emerson war anderweitig abgelenkt) abgeräumt hatte, stützte sie ihre
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