Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein

Titel: Amelia Peabody 03: Der Mumienschrein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Peters
Vom Netzwerk:
Vermutungen, und ich umarmte sie herzlich. »Ich freue mich so für dich, Evelyn!« flüsterte ich.
    Emerson war weniger taktvoll. »Amelia hat mir gesagt, daß es wieder einmal soweit ist, Evelyn. Ich hatte gehofft, daß ihr Schluß gemacht hättet und uns endlich einmal in Ägypten besuchen würdet …«
    Lachend fiel ihm Walter ins Wort. »Mein lieber Rad­cliffe, eigentlich solltest du ja wissen, daß Evelyn nicht ganz allein dafür verantwortlich ist! Aber Spaß beiseite, komm und sieh dir meine neueste Erwerbung an.«
    »Etwa den demotischen Papyrus?« Für Altertümer ließ Emerson fast alles im Stich. Sofort ließ er Evelyn los und folgte seinem Bruder.
    Evelyn lächelte mir zu. Sie war noch immer so hübsch wie damals, als ich sie kennengelernt hatte, und auch ihre Figur hatte sich im Lauf der Jahre kaum verändert. Aber trotz ihres strahlenden Lächelns konnte ich eine leichte Besorgnis nicht unterdrücken. »Ist diesmal wirklich alles in Ordnung?«
    Sie legte den Arm um meine Taille und zog mich weiter. »Ja, alles ist in bester Ordnung. Ich habe die gefährliche Zeit ausgezeichnet überstanden …«
    Evelyn ist seltsamerweise sehr schüchtern, wenn sie über einen so normalen Zustand wie eine Schwangerschaft reden soll. Mir dagegen ist solche Zurückhaltung fremd, und deshalb sagte ich sehr direkt: »Ja, die ersten drei Monate sind die gefährlichsten. Demnach wirst du das Baby im Dezember oder Januar bekommen. Übrigens, da wir gerade über Kinder sprechen …«
    »Aber natürlich! Du wirst Ramses sehen wollen.«
    Sie sprach sehr zögernd und sah mir nicht in die Augen. »Ist etwas passiert?« fragte ich ganz ruhig.
    »Nein, selbstverständlich nicht. Nur … Also, die Wahrheit ist, daß wir ihn im Augenblick nicht finden können.«
    Bevor ich noch weitere Fragen stellen konnte, stürmte Emerson in die Halle, wo wir uns befanden. »Er ist verschwunden!« schrie er. »Peabody! Ramses ist verschwunden! Er ist schon seit dem Frühstück fort. Verdammt, weshalb steht ihr alle noch herum? Wir müssen ihn suchen!«
    Ich packte eine der Marmorsäulen, um nicht augenblicklich von Emersons Griff aus der Halle gerissen zu werden. »Beruhige dich, Emerson! Man sucht ihn sicher bereits. Außerdem könntest du dich verlaufen, und dann müßten wir auch noch dich suchen. Du weißt doch, wie Ramses ist: Wenn er fertig ist, wird er schon zurückkommen.«
    Genausogut hätte ich gegen eine Wand reden können. Emerson ließ mich los und stürmte aus der Tür.
    »Ihr braucht euch wirklich nicht aufzuregen«, bekräftigte Evelyn. »Wie du ganz richtig bemerkt hast, ist dieses Verhalten typisch für Ramses.«
    »Ra-a-amses!« Emersons Stimme war nicht umsonst berühmt für ihre Tragweite. »Papa ist hier, Ramses … Wo bist du? Ram-ses …«
    »Ich könnte eine Tasse Tee vertragen«, sagte ich zu Evelyn, weil ich nach der langen Zufahrt durstig war. Wenn ich eine Aufmunterung gebraucht hätte, hätte ich um Whisky mit Soda gebeten.
    Wenige Minuten später kam Emerson zurück, wobei er Ramses wie ein Wickelkind auf den Armen trug. Das zu Herzen gehende Bild ließ mich allerdings kalt, denn Ramses war wie üblich von oben bis unten völlig mit Schmutz bedeckt, und Emersons Anzug hatte gerade eine umständliche Reinigungsprozedur überstanden.
    Die gestreifte Katze, die wir von unserer vorletzten Expedition aus Ägypten mitgebracht hatten, kam langsam hinterdrein. Sie war die ständige Begleiterin unseres Sohnes, aber leider waren ihre guten Eigenschaften ihm kein Vorbild. Während sie sich auf dem Teppich niederließ, um sich ausgiebig zu reinigen, befreite sich Ramses aus den Armen seines Vaters und stürzte auf mich zu, ohne sich auch nur die Füße abzutreten.
    Nachdem der nach Hund, Kuhstall und Schokolade riechende, kleine klebrige Kerl deutliche Spuren auf meinem Kostümrock hinterlassen hatte, trat er einen Schritt zurück und begrüßte mich. »Guten Tag, Mama!«
    Ramses hat ein ganz entzückendes Lächeln. Sonst ist er nicht gerade hübsch. Besonders seine Nase ist sehr groß und verspricht, dem Vorbild seines Namensvetters unter den ägyptischen Pharaonen recht ähnlich zu werden. Auch sein Kinn ist sehr ausgeprägt, und ich muß zugeben, daß mich der Anblick des gleichen Grübchens jedesmal außer Fassung bringt. Ich erwiderte sein Lächeln. »Wo hast du denn gesteckt, du Schlingel?«
    »Ich habe Tiere freigelaffen. Auf Fallen«, antwortete Ramses. »Ich dachte, ihr würdet erft fpäter kommen.«
    »Was ist los?«

Weitere Kostenlose Bücher