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Ambler-Warnung

Ambler-Warnung

Titel: Ambler-Warnung
Autoren: R Ludlum
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jetzt klar. Laurel hatte ihn an jeder Wegkreuzung emotional geschwächt und gleichzeitig in die vorgegebene Richtung gesteuert. Tarquin, der Menschenkenner, hatte eine Ebenbürtige gefunden. Laurel war sein Gegenstück.
    Diese Erkenntnis durchbohrte sein Herz und riss eine Wunde, die schrecklicher schmerzte als diejenigen, die sie ihm mit ihrer Klinge zugefügt hatte.
    Er schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, kam
es ihm vor, als habe ihn noch nie etwas so viel körperliche Kraft gekostet.
    Er sah ihr in die Augen und suchte die Frau, die er zu kennen geglaubt hatte. Bevor er das Bewusstsein verlor, sah er nur Schwärze darin und wütenden Hass. Und inmitten der Schwärze ein kleines, undeutliches Bild. Er sah sich selbst.

Epilog
    Harrison Ambler schloss die Augen und genoss die sanften Strahlen der Märzsonne. Er lag in einem Liegestuhl auf dem Oberdeck und lauschte den beruhigenden Geräuschen, die ihn umgaben. Das Wasser plätscherte leise gegen den Rumpf des Fischerbootes. Eine Multirolle surrte leise, als Angelschnur eingeholt wurde. Menschen sprachen.
    Endlich wusste er, wie sich das Leben als Familienmensch anfühlte, und tiefe Zufriedenheit stieg in ihm auf. Auf der anderen Seite des Decks hänselten sich Sohn und Tochter liebevoll, während sie einen Köder auf den Angelhaken steckten. Ihre Mutter las in der Zeitung, während sie die Angel hielt. Manchmal griff sie mit einem liebevollen Blick ein, wenn die Kinder zu übermütig wurden.
    Er gähnte – was ein bisschen schmerzte – und rückte sein weites T-Shirt zurecht. Sein Bauch war immer noch dick verbunden, aber er hatte die zwei Operationen gut überstanden, und seine Wunden verheilten allmählich. Er spürte, dass er langsam wieder zu Kräften kam. Die Sonne glitzerte auf dem kleinen See im Shenandoah Valley, und obwohl es noch nicht ganz Frühling war, herrschten laue, angenehme Temperaturen. Er würde wahrscheinlich nie wieder in die Sourlands zurückkehren, aber er angelte immer noch gern, und Boote mochte er auch. Er freute sich, dass er jetzt sein Wissen an andere weitergeben durfte.
    Die Szene war nicht ganz so friedlich, wie sie auf den ersten Blick wirkte. In seinem Inneren trieben immer noch Dämonen
ihr Unwesen. Und schließlich waren zwei aufgedrehte Teenager mit an Bord. Aber eigentlich war es besser so. Es war realer.
    »He, Daddy-O«, sagte der siebzehnjährige Junge, der bereits breite Schultern und einen starken Brustkorb hatte. »Hier. Ich hab dir ein Ginger Ale aus der Kühlbox geholt.« Er reichte Ambler die Dose.
    Ambler öffnete die Augen und lächelte ihn an. »Danke«, sagte er.
    »Willst du nicht lieber ein Bier?«, fragte die nicht mehr junge, aber elegante und humorvolle Frau. »Irgendwo muss noch ein Guinness sein. Frühstück für Weltmeister.«
    »Nö«, wehrte Ambler ab. »Ich muss langsam anfangen.«
    Ja, es war schön, eine Familie zu haben. Daran konnte man sich gewöhnen.
    Auch wenn es, genau genommen, nicht seine Familie war.
    Als eine sanfte, kaum merkliche Brise das Boot ganz leicht schaukeln ließ, kletterte Clayton Caston schwitzend und mit leicht grünlichem Gesicht aus der Kajüte. Er warf Ambler einen vorwurfsvollen, leidenden Blick zu und schluckte noch eine Dramamin-Tablette.
    Wenigstens kannte sich Linda mit einer Angel aus, und die Kinder waren sofort Feuer und Flamme für den Ausflug gewesen. Clayton Caston zum Mitkommen zu überreden, war hingegen eher mühsam gewesen. Clay hatte recht gehabt mit seiner Skepsis. Spiegelglatt wie versprochen war der See nicht, aber man musste schon ein extremer Hypochonder sein, um sich einzureden, dass man auf dem beinahe bewegungslosen Boot wirklich seekrank werden konnte.
    »Wie hast du es nur geschafft, mich auf diesen Übelkeit erregenden Seelenverkäufer zu locken ...«, begann er.
    »Ich beneide dich, Clay«, sagte Ambler einfach.

    »Ist dir klar, dass es statistisch gesehen viel wahrscheinlicher ist, in einem Süßwassersee zu ertrinken als im Meer?«
    »Ach, komm schon. Angeln gehört zu den schönsten Zeitvertreiben, die Amerika zu bieten hat. Mehr Spaß kriegst du ohne eine Tabellenkalkulation bestimmt nicht. Gib dem Ganzen eine Chance. Vielleicht bist du ja ein Naturtalent.«
    »Ich kenne meine Talente«, grunzte Caston.
    »Du steckst voller Überraschungen. Wer hätte gedacht, dass du dich mit Videoübertragung so gut auskennst?«
    »Du weißt doch, dass mein Assistent mir das am Telefon Schritt für Schritt erklärt hat«, antwortete
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