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Ambient 03 - Ambient

Ambient 03 - Ambient

Titel: Ambient 03 - Ambient
Autoren: Jack Womack
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wenn Sie meine Wünsche mißachten.«
    »Sir …«
    Avalon und ich warteten gähnend, während die beiden mit allen Kräften weitermachten. Wir wußten, daß er auch in Zukunft hier einkaufen würde: es kam dem Geschäftsführer zu, von einem Besitzer geschmäht und beschimpft zu werden; und es kam einem Besitzer zu, andere zu schmähen und zu beschimpfen. Man gewöhnte sich daran wie an den Sonnenaufgang. Die Arme des Verkäufers zitterten unter der Last seiner Bücher.
    »… Idiot«, schloß Mister Dryden. Ich konnte nicht umhin, zu bemerken, wie sein Hals dunkel anlief, während er sprach; sein Jähzorn war von einer Art, daß ich überzeugt war, das ihm zu Kopf schießende Blut würde den Schädel zum Bersten bringen und in einer schäumenden Welle herausspritzen, wenn er seine Rede noch länger fortsetzte.
    »Rechnung an Ihr Haus oder Kreditkarte, Sir?«
    »Rechnung.«
    »Sehr gut. Bedienung!« Der Geschäftsführer klatschte in die Hände. Mister Dryden hatten einen enormen Stapel von Büchern eingekauft; ich schätzte ihren Wert auf dreißig Dollar. Der Verkäufer hob sie auf die Theke.
    »Aufgepaßt …«, sagte der Assistent des Geschäftsführers, doch zu spät. Ein Buch fiel zu Boden; den Rest des Stapels konnte der Verkäufer festhalten. Das zu Boden gefallene Buch war eine ledergebundene Ausgabe von Letzte Ausfahrt Brooklyn. Ein Geschenk, mutmaßte ich, obwohl ich nicht sicher war, für wen; sein Sohn, dessen Geburtstag in zwei Tagen gefeiert wurde, hatte mit linearem Druck nicht viel im Sinn.
    »Trottel!« rief der Geschäftsführer; sein Assistent versetzte dem Verkäufer mehrere Ohrfeigen, als wollte er ihn aufwecken.
    »Überprüfen wir«, sagte Mister Dryden, scheinbar wieder ruhig – es war ungemein schwierig, seine Wut auszumachen, bevor sie zum Ausbruch kam. Ich reichte ihm das Buch; er betrachtete es eingehend, als entziffere er einen subtilen Code. Er sah einen Moment aus dem Fenster, hob den Blick zum ungerechten Himmel und der Gottheit darin. Er funkelte den Geschäftsführer an; stieß ihm das Buch vor die Brust, aufs Herz gezielt.
    »Verkratzt«, sagte Mister Dryden. Ich hoffte, er würde diese Sache nicht zu weit treiben, argwöhnte jedoch, daß er es tun würde.
    Der Geschäftsführer beäugte das Buch, tat endlich so, als habe er einen angemessenen Mangel erspäht. »Lassen Sie mich nachsehen, ob wir ein zweites Exemplar haben.«
    »Trottel«, sagte Mister Dryden und schlug dem Geschäftsführer ein anderes Buch über den Kopf; der Rücken der Broschüre platzte auf und verbog sich. »Danken Sie mir.«
    »Danke sehr, Sir.«
    Mister Dryden schlug ihn abermals mit dem Buch. Das war kein professionelles Benehmen, dachte ich, und – zugegeben – plötzlich war es mir peinlich, überhaupt mit ihm in Verbindung gebracht zu werden; und es war mir zuwider, so von ihm denken zu müssen. Aber Amateure jeglicher Art erregen meinen Zorn, und er benahm sich nicht besser als irgendein Amateur.
    »Dessenungeachtet«,sagte er,»werde ich es verschmähen, wenn ich so bedient werde.« Er hörte sich beinahe so an, als ob es sein Ernst wäre.
    »Bitte, Sir …«
    »Ich habe entschieden.«
    »Wenigstens«, sagte der Geschäftsführer und hielt sich dabei den Kopf, als wollte er unauffällig den Schmerz wegreiben, »sollte ich Ihnen anheimstellen, mit dem Verantwortlichen zu verfahren, wie Sie es für richtig halten.«
    Mister Dryden war anscheinend so verdutzt wie ich selbst; das war eine neue Wendung. Wenn sich derartige Szenen abspielten, war es üblich, daß die Geschäftsführer ihre Angestellten selbst schlugen, bevor sie sie hinauswarfen. Wenn dieses Verfahren erzwungen wurde, gab es nur eines zu tun.
    »In Ordnung«, sagte Mister Dryden und starrte den Verkäufer an.
    Avalon wandte sich ab. »Ich bin im Wagen«, sagte sie. Am liebsten wäre ich mit ihr hinausgelaufen, um dem Unvermeidlichen zu entgehen.
    »Warte«, sagte Mister Dryden, während er sich die Arme kratzte; sie blieb stehen. »Sicherheit zuerst. Nicht allein auf die Straße.« Er sah mich an und nickte.
    »Aus welchem Grund?« hörte ich mich fragen.
    »Er hat gestört, O'Malley«, sagte er, wieder in ruhigem Ton. »Zeigen Sie's ihm!«
    »Hat keinen Sinn, zu tun, was keinen Zweck hat«, sagte ich; dem hätte er einmal zugestimmt. »Lassen Sie uns …«
    »O'Malley.«
    Er und ich, wir wußten, daß es dies war oder die Gosse, Treibgut im Strom der Millionen Chancenlosen, allein in der Menge.
    »Ich bin nicht der Meinung, daß dies
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