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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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hatte. Ich näherte mich der Stelle und untersuchte die freigelegte Wölbung an der linken Seite. Ja, sie war aus Steinen errichtet worden,
    die dem Stein ähnelten, den ich in der Hand hielt. Tatsächlich...
    Ich wischte Geröll beiseite und schob meinen Stein in eine Lücke in der Wand. Er paßte genau. Und als ich ihn wieder herausfingern wollte, ließ er sich nicht mehr von der Stelle bewegen. Hatte ich ihn wirklich aus dem düsteren rituellen Vater-Mutter-Bruder-Geliebte-Traum jenseits des Spiegels zurückgebracht? Oder hatte ich ihn halbbewußt bei meiner Rückkehr dort aufgelesen, wo immer er während der Ermüdung der Architektur in letzter Zeit heruntergefallen war?
    Ich wandte mich ab, legte den Umhang ab, zog mir das Hemd aus. Ja. Da war eine punktierte Linie wie von Gabeleinstichen auf meiner rechten und so etwas wie der Biß eines Tieres an meiner linken Schulter. Außerdem war getrocknetes Blut an meinem linken Hosenbein zu sehen, in der Nähe eines Risses, hinter dem sich mein Schenkel schmerzhaft anfühlte. Ich wusch mich, putzte mir die Zähne, kämmte mir die Haare und legte mir einen Verband um das Bein und die linke Schulter. Der Familienstoffwechsel hätte meine Heilung innerhalb eines Tages bewirkt, aber ich wollte nicht, daß durch irgendeine Anstrengung die Wunden erneut aufgerissen und frische Kleidung mit Blut befleckt würde...
    Übrigens...
    Die Kleiderkammer war unbeschädigt, und ich wollte ganz bestimmte Farben tragen, damit Luke seine Krönung vielleicht in noch glücklicherer Erinnerung behalten würde: Das goldene Hemd und die königsblaue Hose, die ich gefunden hatte, ähnelten den Farben Berkeleys ziemlich genau; ein Lederwams war so eingefärbt, daß es zu der Hose paßte; ebenfalls dazu passend der Umhang mit goldener Einfassung; ein schwarzer Schwertgürtel, in dem schwarze Handschuhe steckten, was mich daran erinnerte, daß ich eine neue Klinge brauchte. Und auch einen Dolch, nebenbei bemerkt. Ich war gerade in Gedanken über eine passende Kopfbedeckung vertieft, als mehrere Schreie meine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Ich drehte mich um.
    Durch einen neuen Staubschleier hindurch hatte ich jetzt eine gleichmäßige Sicht auf Brands Gemächer; es war keine gezackte Öffnung in der Wand, sondern der Bogen stand in vollendeter Form da, und die Wand war zu beiden Seiten und oben ganz und gar unversehrt. Die Wand zu meiner Rechten schien auch weniger in Mitleidenschaft gezogen zu sein, als es zuvor den Anschein gehabt hatte.
    Ich ging weiter und strich mit der Hand über die Wölbung der Steine. Ich untersuchte die angrenzenden gepflasterten Flächen und suchte nach Rissen. Es gab keine. Nun gut. Der Stein war verzaubert gewesen. Zu welchem Zweck?
    Ich trat durch den Bogengang und sah mich um. Der Raum war dunkel, und ohne Nachdenken rief ich die Logrus-Sicht herbei. Sie stellte sich ein und war mir zu Diensten, wie üblich. Vielleicht hatte der Logrus sich dafür entschieden, mir nicht zu grollen.
    Auf dieser Ebene sah ich die Überbleibsel vieler magischer Experimente sowie eine Anzahl noch wirksamer Zauberbanne. Die meisten Zauberer lassen ein gewisses Maß an normalerweise nicht sichtbarem magischen Müll zurück, aber Brand war offenbar ein richtiger Schlamper gewesen, obwohl es natürlich sein konnte, daß er am Schluß, als er versuchte, die Herrschaft über das Universum an sich zu bringen, ein wenig gehetzt gewesen war. Das gehört nicht zu der Art von Beschäftigungen, bei denen Ordnungsliebe so viel bedeutet wie vielleicht bei anderen Bemühungen. Ich setzte meinen Inspektionsgang fort. Hier gab es Geheimnisse, unvollendete Machenschaften und Anzeichen dafür, daß er in einigen magischen Bahnen weiter vorangekommen war, als ich es für mich jemals gewünscht hätte. Dennoch gab es hier nichts, das ich nicht zu bewerkstelligen zu können glaubte, und nichts schien eine ernste und unmittelbare Gefahr darzustellen. Nun, da ich endlich die Gelegenheit hatte, Brands Gemächer zu durchsuchen, war es durchaus möglich, daß ich den Bogengang bestehen ließ und seine Räume mit den meinen verband.
    Auf dem Weg hinaus beschloß ich, Brands Kleiderkammer zu durchsuchen, um zu sehen, ob ich dort vielleicht einen zu meiner derzeitigen Ausstattung passenden Hut fände. Ich öffnete sie und entdeckte eine dunkle dreieckige Kopfbedeckung mit einer goldenen Feder, die mir vorzüglich paßte. Die Farbe war ein wenig schräg, aber plötzlich fiel mir eine Zauberformel ein, mit der ich sie
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