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Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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wirkenden Flammen gute sechs Meter hoch in die Luft. Beim Herabstürzen überfluteten sie das Brunnenbecken und breiteten sich auf dem gefliesten Boden aus. Ein größerer Flammenfluß ergoß sich in meine Richtung. In diesem Augenblick bewog mich ein leises Kichern, den Blick nach oben zu heben.
    Angetan mit einem dunklen Gewand, einer Kapuze und Panzerhandschuhen, stand der Zauberer mit der Kobaltmaske auf dem Treppenabsatz über mir, eine Hand auf dem Geländer, mit der anderen auf den Brunnen deutend. Da ich erwartet hatte, ihm im Lauf dieser Expedition zu begegnen, war ich nicht unvorbereitet. Während die Flammen noch höher züngelten und einen großen hellen Turm bildeten, der sich beinahe gleich darauf neigte und auf mich zu stürzen drohte, hob ich die Arme zu einer ausholenden Geste und sprach das Wort für den passendsten der drei Abwehrzauber, die ich mir schon zuvor zurechtgelegt hatte.
    Luftströmungen gerieten in Bewegung, angetrieben vom Logrus, wuchsen sich rasch zu heftigen Stürmen aus und bliesen die Flammen weg von mir. Dann nahm ich eine andere Stellung ein, damit sie zu dem Zauberer dort oben geweht wurden. Sofort vollführte er eine Armbewegung, und die Flammen fielen in den Brunnen zurück und verebbten zu einem winzigen flackernden Glühen.
    Gut so. Ich überlegte. Ich war nicht hergekommen, um mich mit diesem Kerl anzulegen. Ich war gekommen, um Luke auszutricksen, indem ich Jasra auf eigene Faust rettete. Wäre sie erst einmal meine Gefangene, hätte Amber mit Sicherheit Ruhe vor allem, was Luke im Sinn haben mochte. Ich ertappte mich jedoch dabei, daß ich über diesen Zauberer nachgrübelte, während der Wind völlig erstarb und das Kichern wieder ertönte: Wandte er die Magie ebenso an wie ich? Oder war er, da er inmitten einer Machtquelle wie dieser lebte, in der Lage, die Kräfte direkt zu steuern und sie nach Belieben zu formen? Wenn letzteres der Fall war, wie ich vermutete, dann hatte er einen buchstäblich unerschöpflichen Fundus von Tricks auf Lager, so daß mir bei jedem Wettkampf, der auf der ganzen Linie und mit Heimvorteil für ihn ausgetragen würde, letztendlich nur noch die Flucht oder die Atombombe bliebe - was soviel heißt, daß ich das Chaos herbeirufen müßte, damit es alles ringsum völlig zerstörte -, und das würde ich niemals tun. Niemals würde ich sämtliche Geheimnisse vernichten, einschließlich das Geheimnis der Identität des Zauberers, anstatt sie zu lüften und Antworten zu finden, die für Ambers Wohlergehen wesentlich sein konnten.
    Ein glänzender Metallspeer materialisierte sich vor dem Zauberer in der Luft, schwebte dort für einen Augenblick und sauste auf mich zu. Ich wandte meinen zweiten Abwehrzauber an und rief einen Schild herbei, der die Klinge zur Seite lenkte.
    Als einzige denkbare Alternative zu einem Duell, bei dem Zaubersprüche als Waffen dienten, oder zu einer Zerstörung dieses Ortes mit Hilfe des Chaos blieb mir der Versuch, die hier herrschenden Kräfte selbst zu steuern und diesen Kerl nach seinen eigenen Regeln zu schlagen. Ich hatte jedoch keine Zeit, um zu üben; ich hatte eine Aufgabe zu erledigen, sobald ich einige Augenblicke dafür erübrigen konnte. Früher oder später jedoch, so schien es, kamen wir um eine satte Auseinandersetzung nicht herum, da er es offenbar auf mich abgesehen hatte und dies vielleicht sogar der Beweggrund war, der hinter dem Angriff des tolpatschigen Werwolfs im Wald gesteckt hatte.
    Und ich war nicht scharf darauf, irgendein Risiko einzugehen, um die hier herrschende Macht zu diesem Zeitpunkt zu erforschen - nicht wenn Jasras Fähigkeiten ausgereicht hatten, den ursprünglichen Herrn dieses Ortes, Sharu Garrul, zu schlagen, und dann die Fähigkeiten dieses Kerls ausgereicht hatten, um Jasra zu schlagen. Ich hätte jedoch viel um die Information gegeben, warum er es auf mich abgesehen hatte...
    Also: »Was willst du überhaupt?« rief ich.
    Unverzüglich antwortete die metallische Stimme: »Dein Blut, deine Seele, deinen Geist und deinen Körper.«
    »Und was ist mit meiner Briefmarkensammlung?« höhnte ich. »Läßt du mir wenigstens die Ersttagsausgaben?«
    Ich trat neben Jasra und warf ihr den rechten Arm um die Schultern.
    »Was willst du mit der da, du komischer Kauz?« fragte der Zauberer. »Sie ist der wertloseste Gegenstand an diesem Ort.«
    »Warum hast du dann etwas dagegen, daß ich sie dir wegnehme?«
    »Du sammelst Briefmarken. Ich sammle anmaßende Zauberer. Sie ist mein, und du bist
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