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Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 07 - Das Blut von Amber: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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eingedenk der Eigenart des Ortes vielleicht Anweisungen hinsichtlich der Möglichkeit eines unnatürlichen Angriffs gegeben. Falls das so war, war es nicht nötig, daß sie mich sahen, wenn sie schnell reagierten und mich in dem Alkoven in die Enge trieben. Und ich hatte so ein Gefühl, daß die schwere Tür im Innern nicht unverschlossen war.
    Ich dachte kurz nach und ging in Gedanken die mir zur Verfügung stehenden Zauber durch. Außerdem vergewisserte ich mich noch einmal über den Standort der sechs oder acht anderen Personen im Hof. Niemand war allzu nahe, niemand bewegte sich in diese Richtung...
    Ich schlich leise durch den Hof und legte Frakir dem Mann zu meiner Linken mit dem Befehl für eine schnelle Würgeschlinge auf die Schulter. Dann tat ich drei schnelle Schritte nach rechts und schlug dem anderen Wachtposten mit der Handkante gegen die linke Halsseite. Ich griff ihm unter die Arme und fing ihn auf, um das Gepolter zu verhindern, das sein Sturz verursacht hätte, und legte ihn dann zu Boden, mit dem Rücken rechts neben dem Tor an den Zaun gelehnt. Hinter mir hörte ich jedoch das Klappern der Schwertscheide des anderen Mannes gegen den Zaun, als dieser zusammensackte und sich dabei an die Kehle griff. Ich eilte zu ihm, führte ihn den Rest des Weges zu Boden und entfernte Frakir. Ein hastiger Blick zeigte mir, daß zwei andere Männer auf der anderen Seite des Hofes in diese Richtung spähten. Verdammt!
    Ich entriegelte das Tor, huschte hindurch, schloß und verriegelte es hinter mir. Dann rannte ich über die Brücke und sah nach hinten. Die beiden Männer, die ich bemerkt hatte, kamen jetzt näher. Deshalb war ich wieder zu einer schnellen Entscheidung gezwungen. Ich beschloß zu erproben, wie mühsam der strategisch klügere Weg sein würde.
    In der Hocke griff ich mit beiden Händen unter die nächste Ecke der Brücke zu meiner Rechten. Den Graben, den sie überspannte, schätzte ich auf etwa dreieinhalb Meter Tiefe und beinahe die doppelte Breite.
    Ich streckte die Beine. Das Ding war verdammt schwer, es quietschte, und meine Ecke hob sich um einige Zentimeter. Ich hielt sie für einen Augenblick an dieser Stelle, holte tief Luft und versuchte es noch einmal. Wieder ein Quietschen und ein Anheben um einige Zentimeter. Und wieder. Meine Hände schmerzten, wo die Kanten hineindrückten. Meine Arme fühlten sich an, als würden sie langsam ausgekugelt. Ich streckte die Beine und hob das Gewicht mit noch größerer Anstrengung an, und dabei fragte ich mich, wie viele Menschen bei einem solchen kraftfordernden Unterfangen wohl scheitern mochten, weil sie Probleme im Kreuz hatten. Ich schätze, das sind diejenigen, von denen man nichts hört. Ich fühlte, wie mein Herz pochte, als ob es die ganze Brust ausfüllte. Meine Ecke war jetzt etwa dreißig Zentimeter über dem Boden, doch die Ecke zu meiner Linken berührte den Boden noch. Ich strengte mich erneut an und spürte, wie mir der Schweiß auf der Stirn und unter den Armen austrat. Atmen... Hoch!
    Die Ecke hob sich bis auf Kniehöhe, dann noch höher. Die Ecke zu meiner Linken hatte sich endlich auch gehoben. Ich hörte die Stimmen der beiden sich nähernden Männer - laut, aufgeregt -, sie rannten jetzt. Ich ruckte nach links und zerrte dabei das ganze Gebilde mit mir. Dabei verschob sich die Ecke direkt mir gegenüber nach außen. Gut. Ich machte weiter. Die Ecke zu meiner Linken ragte jetzt etwa einen halben Meter über den Graben hinaus. Ich spürte einen heftigen Schmerz, der mir von unten nach oben durch die Arme, in die Schultern und in den Hals zuckte. Weiter...
    Die Männer hatten jetzt das Tor erreicht, doch sie blieben stehen, um die beiden gefallenen Wachtposten zu untersuchen. Gut, auch das. Ich war immer noch nicht sicher, daß die Brücke in dieser Stellung bleiben würde, wenn ich sie losließe. Sie mußte in den Graben rutschen, sonst machte ich mich für nichts und wieder nichts zu einem Kandidaten für eine Wirbelsäulenoperation. Nach links...
    Sie schwankte in meinem Griff, neigte sich nach rechts. Ich wußte genau, daß sie mir im nächsten Augenblick aus den Händen rutschen würde. Noch einmal nach links, nach links... Beinahe... Die Männer hatten ihre Aufmerksamkeit jetzt von den beiden gefallenen Wachtposten ab- und der sich bewegenden Brücke zugewandt, und sie hantierten an dem Riegel herum. Zwei weitere kamen von der anderen Seite des Weges herbeigerannt und gesellten sich zu ihnen, und ich hörte aufgeregtes Schreien.
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