Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Montag flog der Rabbi ab

Am Montag flog der Rabbi ab

Titel: Am Montag flog der Rabbi ab
Autoren: Harry Kemelman
Vom Netzwerk:
Gittel waren gleichermaßen verwirrt, schwiegen jedoch.
    «Hören Sie zu. Dr. Ben Ami kommt her und parkt seinen Wagen vor Ihrer Haustür. Dann wird ihm klar, dass Sie wahrscheinlich nicht daheim sind, weil die Wohnung dunkel ist. Manche Ärzte haben Hemmungen, eine verheiratete Frau zu besuchen, wenn sie allein ist, oder die Frauen haben welche, oder es ist den Ehemännern nicht recht. Was auch der Grund sein mag, er beschließt jedenfalls, seinen anderen Patienten zuerst aufzusuchen. Vermutlich weiß er, dass Sie in Kürze kommen werden und er Ihre Frau dann besuchen kann. Der andere Patient aber hat die entsprechende Wohnung im nächsten Block, und zwischen den beiden Straßen ist ein Durchgang. Also packt er seine Tasche und nimmt diesen Weg.» Er stand auf, ging zum Fenster und blickte auf den Durchgang zwischen dem Haus und dem Erdwall. «Die Nacht war nebelig und bewölkt. Später fing es zu regnen an, wenn Sie sich erinnern. In dem Durchgang muss es ziemlich dunkel gewesen sein, also vermute ich, dass er seine Taschenlampe benutzte. Und dabei hat er die Bombe auf diesem Fensterbrett draußen gesehen.»
    «Wollen Sie damit sagen, dass sie vor meinem Fenster gelegen hat?»
    Der Rabbi nickte. «Ich denke schon. Gittel behauptet die ganze Zeit, dass diese Leute es eigentlich auf Sie abgesehen hatten. Ich glaube, sie hat Recht. Sie hat gesagt, Sie haben einen sehr wichtigen Posten bei der Regierung.»
    «Natürlich hatte ich Recht», sagte Gittel selbstgefällig. «Wieso sollten die Terroristen an diesem alten Gebrauchtwagenhändler interessiert sein? Ich hab von Anfang an gesagt, dass sie hinter dir her waren, Abner.» Und zum Rabbi: «Abner hat eine sehr wichtige Position. In Tel Aviv, bevor er herkam …»
    «Pst, Gittel. Du redest zu viel», wehrte Adoumi ab. «Sie meinen also, die Bombe hat auf meinem Fensterbrett gelegen, Rabbi? Und Ben Ami hat sie da gesehen?»
    «Ich denke schon. Ich kann nicht sagen, was ich täte, wenn ich wie er auf eine Bombe stoßen würde. Vermutlich würde ich einen Mordsschreck kriegen. Sie war scharf und konnte jeden Augenblick explodieren. Was sollte er tun? Weglaufen? Versuchen, sie wegzuschleudern? Er konnte ja nicht wissen, wie lange sie schon dort gelegen hatte und wann sie losgehen würde. Ich würde sagen, er handelte sehr vernünftig. Er erinnerte sich dass die Zeitungsartikel Anweisungen enthalten hatten, wie man sie unschädlich machen konnte. Darauf hätte er normalerweise die Polizei verständigt, die mit mehreren Wagen angerückt wäre, das Gelände durchsucht und Ihre Frau furchtbar erschreckt hätte. Stattdessen rief er lieber Sie an, weil er wusste, dass die Terroristen und ihre Aktivitäten eher in Ihr Ressort fallen als in das der Polizei. Jedenfalls war ihm klar, dass Sie das Richtige tun würden. Also wandte er sich an Sie und sagte Ihnen am Telefon, er habe ihnen was Wichtiges zu erzählen.»
    Adoumi lächelte zögernd.
    «Und was sagte er dann, als Sie sich sahen?»
    «Nur dass er es für ratsam hielte, wenn sie ein paar Tage ins Krankenhaus ginge, zur Beobachtung und für weitere Tests.»
    «Aber angerufen hat er, bevor er sie untersucht hat.»
    «Ja. Ich vermute, er wird schon vorher damit gerechnet haben.»
    «Hätte er dann nicht gesagt, er wollte was mit Ihnen besprechen? Und nicht, er hätte Ihnen was Wichtiges zu erzählen?»
    «Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.» Adoumi überlegte. «Er passiert den Durchgang und sieht die Bombe. Er entschärft sie und ruft mich dann an. Anstatt zu warten, bis ich heimkomme, geht er zwischendurch zu Memavet. Warum auch nicht? Seine Zeit ist zu kostbar, um tatenlos herumzuwarten. Aber selbst wenn ich akzeptiere, was sich Ihrer Darstellung nach zwischen ihm und Memavet abgespielt hat, verstehe ich nicht, wieso er später die Bombe wieder scharf machte. Sie sagen, damit der Mord wie ein Verbrechen der Terroristen aussah, aber wieso hatte er das nötig? Warum sagte er nicht einfach, er hätte bei Memavet geklingelt, es hatte sich aber niemand gerührt.»
    «Weil Roy dort war», rief der Rabbi aus. «Als er die Tür aufmachte und weggehen wollte, stand Roy davor. Natürlich war der Tod Memavets ein Unglücksfall, aber trotzdem die Folge von Gewalttätigkeit. Es hätte eine Untersuchung gegeben, und ob zum Schluss alle und jeder an diesen reinen Unglücksfall geglaubt hätten? Er hatte sich hier in Israel etabliert und war beliebt und geachtet. Würde das so bleiben, nachdem die Polizei ihre Nachforschungen angefangen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher