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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
Autoren: Jon Ewo
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dich, was eigentlich passiert ist. Habe ich recht? Oder habe ich recht? Oder habe ich wirklich recht?« Er unterstreicht seine Worte, indem er mit dem Zeigefinger auf den Tisch klopft.
    Das Klopfen weckt die Bibliothekarin am Tresen. »Alles in Ordnung, Jungs?«, fragt sie.
    »Absolut«, antwortet Jerry und beugt sich zu mir, flüstert dann jedoch trotzdem so laut, dass selbst die Leute draußen auf der Straße es verstehen müssten. »Jetzt müssen wir den Walden mitgehen lassen!«

12.   IST ES MÖGLICH, NOCH RÖTER ZU WERDEN?
    »Aber wir   … äh   … können wir ihn nicht einfach ausleihen?« Ich bin ganz verzweifelt.
    »So ein Buch muss man besitzen«, stellt Jerry fest. »Du musst dich beeilen.« Mit aller Macht schiebt er mir das Buch unters Hemd, presst es mir zwischen Gürtel und Rückgrat, während ich versuche, ihn mir vom Leibe zu halten, ohne dabei so viel Lärm zu machen, dass die Bibliothekarin aufmerksam werden könnte.
    Er schiebt weiter und plötzlich rutscht das Buch ein Stück nach unten, sodass es auf die Pobacken drückt.
    »Ich kann doch so nicht rausgehen!«, zische ich. »Ich bin der schlechteste Schauspieler auf der Welt. Ich schaffe es nicht, an ihr da vorbeizukommen, ohne dass ihr auffällt, dass ich ein Buch in der Hose habe. Du kennst mich doch!«
    »Das stimmt«, nickt er. »Dich durchschaut jeder, wenn du so tust, als ob du unschuldig wärst. Wir brauchen einen Plan B.« Er greift sich irgendein Buch aus dem Regal und sagt: »Das leihst du aus. Damit hast du ein Buch ausgeliehen. Du brauchst nicht zu lügen oder so zu tun als ob. Du vergisst einfach das, was sich in deiner Hose versteckt.«
    »Ich habe keinen Leseausweis«, zische ich zurück.
    Das emsige Flüstern auf dem Sofa bringt die Bibliothekarin erneut dazu, zu uns rüberzuschauen. Sie blickt uns forschend an.
    Unter diesem Blick kann ich nicht ruhig sitzen bleiben. Ich stehe unsicher auf und wanke auf sie zu. Ichsehe bestimmt aus, als wäre ich kurz vor einem Anfall von etwas Unaussprechlichem, denn sie sieht mich besorgt an.
    »Er hat die Sommergrippe«, erklärt ihr Jerry im Vertrauen. »Fieber, nervöser Magen, schwache Nerven & überhaupt nicht ausgeglichen. Aber ich übernehme die Verantwortung. Nun komm, Bud, gib der netten Dame das Buch, das du ausleihen willst.«
    Jerry muss mich das kurze Stück bis zum Tresen vorstoßen und führt meine Hand mit dem Buch in ihre Richtung.
    »Der Leseausweis?«, fragt sie.
    »…   äh   … öh   … hab ich nicht«, antworte ich verzagt. Es besteht zu circa 12   % die Chance, dass ich im Laufe der nächsten zehn Sekunden in Ohnmacht falle. Ich atme in doppeltem Tempo und habe Probleme, scharf zu sehen.
    »Dann brauche ich deinen Ausweis«, sagt sie freundlich und zeigt auf einen Stuhl. »Wenn es dir schlecht geht, kannst du dich setzen.«
    Ich gebe ihr meinen Schülerausweis, schleppe mich zu dem Möbelstück, lass mich darauf niederfallen und merke, wie sich etwas in der Stuhllehne löst. Aber er hält.
    Jerry redet in einem fort und die Bibliothekarin schaut ihn neugierig an, während sie die Leihkarte ausfüllt.
    Warum kann nicht Jerry dieses blöde Buch klauen?
    Warum lässt er mich damit nicht in Ruhe?
    Ich umklammere fest die Armlehnen. Mit dem Resultat, dass der Stuhl zu knarren beginnt. Ich erstarreund bleibe so ruhig sitzen, als hätte ich einen nervösen Magen, angespannt und steif wie ein Knäckebrot. Vorsichtig drücke ich mich schließlich hoch. Spanne Schenkel und Beine an und schraube mich zu 1,87   Meter in die Höhe. Ich sehe bestimmt aus wie eine Person mit einem Gaga-Magen. Als presste ich die Pobacken zusammen, um alles drinnen zu behalten.
    Die Bibliothekarin und Jerry starren mich an.
    »Eine Sommergrippe kann so unterschiedliche Symptome haben«, sagt Jerry ruhig. »Ich erinnere mich noch, wie mein Vater sie im letzten Frühling hatte   …«
    Jerrys Mund arbeitet und bemüht sich um ihre Aufmerksamkeit, während ich wie eine sterbende Schildkröte zum Tresen stolpere.
    »Jetzt muss ich nur noch das Buch registrieren«, sagt die nette Dame und lächelt den flinken jungen Mann Jerry an.
    Ich dagegen bin alles andere als flink.
    Ich bewege mich wie in fast getrocknetem Leim.
    Langsam, ganz langsam, laaangsam streckckckckcke iiiich ddddie Haaaaand mmmit ddddem Buuuuuch vvvvor undddd ssssage laaangsam laaaaangsam laaaaaaangsam: »Hiiiiieeeeeerrrrrrrr iiiiiiissssssssttttttt eeeeeeeeessssssssss.«
    Sie wirft einen Blick darauf und schaut mich verwundert
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