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Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht

Titel: Am Haken - Ein maximalistischer Roman ueber das Leben die Liebe und den grossen Hecht
Autoren: Jon Ewo
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aufgefallen? Ich habe nur den Arm ausgestreckt & willkürlich irgendein Buch herausgeholt   – das hier! Ich habe nur kurz darin geblättert & Walden hat mich zu meinem raffiniertesten Plan aller Zeiten inspiriert. Du wirst es nicht glauben!«
    Ich werde es nicht glauben.
    Ich will eigentlich gar nichts davon hören.
    In meinen Gedanken entfaltet eine ganze Woche mit angenehmen Sommerferientagen ihre Flügel und flattert davon, irgendwohin. Und meinen Bericht, den ich eigentlich erledigen müsste, kann ich im Grunde gleich vergessen.
    Ich weiß, dass ich ins Schwitzen kommen müsste, weil meine Chancen, die nächsten Tage unbeschadetzu überstehen und nicht mental zerstört zu werden, nur etwa bei 5   % liegen. Denn Jerrys Ideen sind immer XXL.   Und das ist nach meinem Geschmack sieben Nummern zu groß.

11.   JERRYS FANTASTISCHE IDEE
    »Du meinst also, dass Selma einen Könner haben will. Einen, der etwas zustande bringt & der voller Tatendrang ist & möglichst noch jede Menge Charme hat. & was mir in den Sinn gekommen ist, als ich in dem Buch von Walden geblättert habe, ist, dass die Lösung meines Problems   – Selma davon zu überzeugen, dass ich der Richtige für sie bin   – hier im Wald zu suchen ist. Du kennst doch den Riesenhecht, nicht wahr, Bud, alter Sportangler? Du gehörst doch zu denen, die bei Wind & Wetter losgehen & einen dicken Fisch nach dem anderen rausziehen & ihn einfach an Land holen & dranbleiben   …«
    Es stimmt, ich gehe angeln. Aber Jerry übertreibt. Es kommt vor, dass ich zu einem der Seen gehe, die 30, 40   Minuten von unserem Haus entfernt liegen, und dort meine Angel auswerfe. Aber meistens nachmittags. Was nicht gerade die beste Angelzeit ist. Nur eine nette Art, den Tag zu verbringen.
    Nur damit es auf den Tisch gebracht wurde   – zweimal habe ich was gefangen   – einen kleinen Flussbarsch und eine winzige Forelle. Aber von dem Riesenhecht habe ich natürlich gehört. Er ist in Tipling eine Legende. Früher haben die Jungs in meinerKlasse immer gewettet, wer den riesigen Hecht aus dem Wasser holen wird. Sie haben es mit allen möglichen Haken, Angeln, Ködern und Methoden versucht.
    Doch bis jetzt hat es keiner geschafft. Das muss ein schlauer alter Hecht sein. Denn jetzt blättere ich in Waldens Buch und stelle fest, dass es vor zehn Jahren geschrieben wurde. Damals war also der Riesenhecht schon bekannt.
    Doch nicht einmal Walden hat es geschafft.
    »Das verstehe ich jetzt nicht«, sage ich und gebe ihm das Buch zurück.
    »Ist doch ganz logisch«, erwidert er, seine Augen glühen vor Begeisterung. »Die Tipps von diesem Waldentypen werden mir helfen, den Riesenhecht zu fangen, & wenn ich ihn am Haken habe, dann ist die Sache geritzt.«
    »Geritzt   …?« Fragend lege ich die Stirn in Falten und schaue ihn ungläubig an.
    »Selma will einen Typen, der etwas zustande bringt, nicht wahr? & dann komme ich daherspaziert mit dem legendären & größten & unglaublichsten Fisch, der in Tipling je gesehen wurde, & damit werde ich nicht nur Held des Tages, sondern der ganzen Woche   – ja der Held des Jahres & mein Foto kommt in die Zeitung & ich werde berühmt   – nun ja, nicht ganz so berühmt wie sie   – aber trotzdem, ich werde so eine Art halbe Berühmtheit   – ich werde mindestens eine oder zwei Ligen aufrücken & damit mache ich Eindruck auf sie   – denn alles in der Liebe dreht sich doch darum, Eindruck zu machen   – gesehen zu werden,nicht wahr? Wie schwer kann es schon sein, einen großen Fisch zu fangen?«
    »Es gibt statistische Beweise, dass nur   … äh   … 11   % aller Mädchen von einem Typen beeindruckt sind, der einen   … äh   … großen Fisch anschleppt«, antworte ich. »Und die werden auch nicht   … äh   … besonders   …«
    »Bud, Bud, Bud«, seufzt er. »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein bisschen negativ bist? Das ist dein großes Problem. Du siehst Probleme, bevor sie überhaupt da sind, & wenn dann nur ein Bruchteil von ihnen wirklich zu Problemen wird, dann sagst du dir selbst, dass du das ja schon immer gewusst hast, & wenn die meisten der Probleme, die du dir vorgestellt hast, gar keine werden, dann sagst du dir selbst: ›Wartet nur! Das werden noch richtige Probleme. Das ist nur eine Frage der Zeit!‹ Du siehst das Leben einfach nur schwarz, obwohl es doch voll ist mit grauen, weißen & allen anderen Farben. Wenn du so weitermachst, dann läuft dir das Leben davon & du stehst da & fragst
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