Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Ende der Straße

Am Ende der Straße

Titel: Am Ende der Straße
Autoren: Brian Keene
Vom Netzwerk:
war. Klar, es konnte sein, dass er schon auf dem Weg zur Arbeit war, aber es gab immerhin auch die Möglichkeit, dass er beschlossen hatte, nicht zu gehen, nachdem er gesehen hatte, was draußen los war. Ein kleiner Teil von mir hegte noch immer die Hoffnung, dass das Ganze nur eine seltsame Art von Sonnenfinsternis war. Mein Magen meldete sich wieder, aber ich beschloss, dass er noch etwas länger warten konnte.
    Ich ging an unserer Tür vorbei und stieg in das nächste Stockwerk hinauf. In Russ’ Wohnung war alles ruhig. Ich klopfte an die Tür und wartete. Es kam keine Antwort und drinnen rührte sich nichts, also klopfte ich noch einmal. Als danach immer noch keine Reaktion kam, ging ich wieder runter.
    Christy hockte nach wie vor mit angezogenen Beinen auf der Couch. Als ich reinkam, schaute sie zu mir hoch, und ich konnte sehen, dass sie geweint hatte.
    »Hast du irgendwas rausgefunden?«
    »Nein«, erwiderte ich und setzte mich neben sie. Die Sprungfedern quietschten. »Niemand weiß, was eigentlich los ist. Jeder hat irgendwelche Theorien, und einige
davon sind ziemlich abgefahren – Aliens, die himmlische Entrückung, solcher Mist eben –, aber niemand weiß mit Sicherheit, was passiert ist.«
    »Was hast du gesehen?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Dasselbe, was man vom Fenster aus sieht. Dunkelheit. Der einzige Unterschied ist, dass es draußen noch mehr davon gibt. Hast du als Kind manchmal die Superman-Trickfilme geschaut?«
    »Ja.«
    »Erinnerst du dich an Kandor?«
    »Der riesige Affe, der Supermans Kräfte hatte?«
    »Nein, das war nicht Kandor. Ich weiß nicht mehr, wie der hieß.«
    »Gigantor?«
    »Nein, das war es nicht. Ist egal. Wie auch immer er hieß, dieser Affe war ein ziemlich lahmer Bösewicht. Kandor war die Miniaturstadt in der Flasche, die Superman in der Festung der Einsamkeit aufbewahrte.«
    Christy nickte. »Ach ja, jetzt erinnere ich mich.«
    »Tja, und so fühlt sich das da draußen an. Als hätte jemand Walden in eine Flasche gesteckt und dann das Licht ausgemacht.«
    Sie rieb sich zitternd die Arme. »Ziemlich kühl hier drin.«
    »Stimmt. Ich könnte jetzt einen Kaffee gebrauchen. Ein Typ auf der Straße hat mir einen Becher ausgegeben, aber ich brauche mehr. Ich wünschte, wir hätten wieder Strom.«
    »Wir haben noch dieses kleine Glas mit Instantpulver, das meine Mom mitgebracht hat, als wir noch keine Kaffeemaschine
hatten, aber ich habe keine Ahnung, wie wir das Wasser heiß machen sollen.«
    »Schon okay«, meinte ich. »Später vielleicht. Auch wenn ich es echt nötig habe, hasse ich kalten Kaffee.«
    Christy stand auf und zog sich eine Trainingshose an. Als sie ins Wohnzimmer zurückkam, legte sie sich eine Decke über die Schultern und setzte sich wieder hin. Sie zündete die Bong an, und wir rauchten eine Zeit lang. Dabei erzählte ich ihr alles, was ich gehört hatte, von den Leuten, denen ich begegnet war, und von Dez’ seltsamem Auftritt. Während wir redeten, nahm der Lärm auf der Straße zu, als immer mehr Leute aufwachten und entdeckten, was los war.
    »Hat irgendeiner von den anderen gesagt, was sie jetzt tun werden?«
    »Ein paar schon«, nickte ich. »Einige wollten abhauen und versuchen, eine von den anderen Städten zu erreichen, um zu sehen, ob die noch Strom haben oder wissen, was los ist. Andere wollten einfach abwarten. Ich finde, das sollten wir auch machen. Einfach stillhalten und warten.«
    »Worauf?«
    »Keine Ahnung. Dass die Strom – und Wasserversorgung wieder funktioniert, zum Beispiel. Ich meine, momentan wissen wir doch überhaupt nichts, oder? Wir wissen nicht einmal, ob es überhaupt sicher ist, die Stadt zu verlassen.«
    »Wir sollten zu meiner Mom fahren. Vielleicht hat sie noch Strom. Und vielleicht bringen sie was in den Nachrichten. «

    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre, Süße. Ich weiß, dass du dir Sorgen um sie machst, aber sie würde wollen, dass du in Sicherheit bist, und ich denke, das schaffen wir eher, wenn wir hierbleiben.«
    »Du glaubst also wirklich, dass irgendetwas Schreckliches passiert ist?«
    »Kann sein. Erst dachte ich, es wäre eine Sonnenfinsternis, aber die dauern normalerweise nicht so lange. Es muss ja nicht unbedingt etwas Schlimmes sein, aber nehmen wir mal an, es ist wirklich ein Terroranschlag oder eine Naturkatastrophe. Vielleicht wird die Dunkelheit durch irgendeine chemische Wolke oder so verursacht, oder durch Vulkanasche. Wenn wir da reingehen, könnten wir krank werden.«
    »Du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher