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Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Titel: Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)
Autoren: Regina Mengel
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unterhielten sich leise. Endlich erreichten sie den letzten Treppenabsatz.
    Oh, das gibt Ärger . Diesen Besuch würde Albin nicht begeistert empfangen. Susanna freute sich Patrick zu sehen, seinem Onkel jedoch blickte sie mit gemischten Gefühlen entgegen.
    Albin trat hinter Susanna. „Wer kommt da?“
    Susanna zögerte.
    „Patrick - und sein Onkel.“
    „Wie bitte?“
    Ehe Albin die Tür schließen konnte, standen Schicksal und Patrick im Flur der Wohnung. Susanna zog die Luft durch die Zähne. Hoffentlich warf Albin die beiden nicht sofort wieder hinaus.
    „Dass Sie sich hierher wagen?“ Albins Stimme zitterte. Wut verzerrte seine Züge. „Was wollen Sie von meiner Tochter?“
    Mit zerknirschtem Gesichtsausdruck hielt Schicksal Albin die Hand entgegen. Doch dieser wandte sich ab.
    „Es tut mir leid, gegen Ihren Willen mit ihrer Tochter gesprochen zu haben. Aber Sie dürfen Susanna nicht von ihrer Bestimmung fernhalten.“
    „Das ist nicht Ihre Entscheidung.“
    „Bitte.“ Schicksal klang verzweifelt. „Ich bin nicht in böser Absicht gekommen. Im Gegenteil, ich bin bereit Ihnen alles zu sagen, was Sie wissen möchten. Es ist überlebenswichtig, dass Susanna ihre Bestimmung erfüllt. Nicht nur für Kis-Ba-Shahid, auch für Bas-Ta-Bata.“
    „Bas-Ta-Bata?“, fragte Albin. Er schob Susanne ins Wohnzimmer. Schicksal und Patrick folgten ihnen.
    „So nennt man in Kis-Ba-Shahid die diesseitige Welt“, erklärte Schicksal. Dann wiederholte er, was er Susanna bereits gesagt hatte. Susanna sah zu ihrem Vater. Auf den ersten Blick wirkte er ruhig. An seinem Gesichtsausdruck ließen sich keine Gefühle ablesen. Nur seine Hände, die sich wie im Takt von Schicksals Bericht rhythmisch öffneten und schlossen, deuteten auf Anspannung hin.
    Plötzlich einkehrende Stille riss Susanna aus ihren Beobachtungen. Schicksal stand in der Mitte des Raums. Seine Arme hingen herab, als wären sie nutzlos.
    Albin ließ sich in einen Sessel fallen. Mit einem Zischen stieß er die Luft durch die Zähne.
    „Warum haben Sie meiner Tochter Ihre Herkunft verschwiegen?“
    Susanna trat zu Patrick. Er runzelte die Stirn. Mist. Er hatte ja nicht die geringste Ahnung.
    Schicksal antwortete nicht. Mit zusammengekniffenen Lippen starrte er Patrick an.
    „Mein Neffe …“ Er zögerte. „… weiß nichts davon. Es ist der ausdrückliche Wunsch seiner Eltern. Ich gab meiner Schwester das Versprechen, ihm nichts zu sagen.“
    Susanna zog Patrick neben sich auf das Sofa. Eine Sprungfeder quietschte.
    „Warum machen Erwachsene eigentlich aus allem ein Geheimnis?“, fragte sie dann.
    „Was für ein Geheimnis?“, wollte nun Patrick wissen.
    Schicksal trommelte mit den Fingerspitzen auf die Sessellehne. Seine Nervosität war nicht zu übersehen.
    „Patrick, mein Junge. Es tut mir leid, ich kann es dir nicht sagen.“
    „Ich schon“, platzte es aus Susanna heraus. „Dein Onkel heißt gar nicht Samuel, er heißt Schicksal. Besser gesagt, er ist das Schicksal. Außerdem trägt er die Schuld am Tod meiner Mutter.“
    „Wie bitte?“ Patrick sah sie verständnislos an.
    Susanna griff nach seiner Hand, obwohl sie sich unter anderen Umständen lieber einen Finger abgebissen hätte. Schicksal und Albin begannen durcheinander zu reden. Patrick blieb stumm. Sein Kopf schwang mal in die eine, mal in die andere Richtung, er wirkte verstört. Ob er überhaupt etwas von den Erklärungen der beiden Männer mitbekam?
    Unvermittelt riss Patrick seine Hand aus ihrem Griff.
    „Was soll das heißen? Du bist das Schicksal?“ Er sah seinen Onkel direkt an. „Ein uraltes Wesen - vom Universum beauftragt?“ Seine Stimme kiekste, eine Spur Spott lag darin. Sein nächster Satz klang sehr ruhig. Zu ruhig , dachte Susanna. Sie war sich beinahe sicher, er rastete jeden Moment aus. Erneut tastete sie nach seiner Hand. Doch Patrick stieß sie weg.
    „Und wer oder was ist meine Mutter? Und was bin ich? Bin ich dafür zuständig, den Nachbarn die Grippeviren zu bringen?“ Sein Hohn nahm Susanna den Atem. „Es gibt zwei Möglichkeiten. Ihr veralbert mich oder ich werde, seit ich denken kann, von allen belogen.“
    „Niemand veralbert dich.“ Eine Spur Verärgerung lag in Schicksals Stimme. „Wenn du nicht verstehen kannst, warum deine Mutter und dein Vater dich nicht eingeweiht haben, tut es mir leid. Du solltest darüber nachdenken und dich beruhigen.“
    „Mich interessiert im Augenblick nur, wer meine Mutter ist. Hat sie auch einen Auftrag vom Universum?
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