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Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)

Titel: Am dreizehnten Tag: Die Bestimmung (German Edition)
Autoren: Regina Mengel
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Patrick hatte andere Sorgen.
    Albin hatte während Schicksals Erklärung geschwiegen. Jetzt sagte er: „Ich kann nachvollziehen, warum Ihre Schwester es dem Jungen nicht gesagt hat. Trotzdem müssen wir das Thema jetzt zurückstellen.“ Er wandte sich Schicksal zu. „Oder sind Sie gekommen, um über Ihre Familie zu sprechen?“
    „Ich bin wegen Susannas Bestimmung hier.“
    „Vergebens.“ Er winkte ab. „Mein Entschluss steht fest, Susanna wird nicht nach Kis-Ba-Shahid gehen.“
    „Hören Sie, es gibt noch weitere Dinge, die Sie wissen müssen. Ich bin sicher, Sie werden anders darüber denken, wenn Sie die Tatsachen kennen.“
    „Kaum“, Albin klang mürrisch. „Aber bitteschön, versuchen Sie ihr Glück.“
    „Danke. Ich erwähnte vorhin meinen Cousin und meine Cousine. Die beiden leben nicht hier in Bas-Ta-Bata, sondern in Kis-Ba-Shahid. Seit einiger Zeit schwindet die Balance in Kis-Ba-Shahid. Das Land gerät in Schieflage. Das Glück geht verloren, das Übel nimmt zu. Irgendetwas stimmt nicht. Die ersten Ausläufer dieser Entwicklung schwappen bereits nach Bas-Ta-Bata. Wir müssen dringend reagieren.“
    „Tun Sie das, aber ohne meine Tochter.“
    „Ich mache es“, fiel Susanna ihm ins Wort.
    „Wie bitte?“
    Albin sprang auf.
    „Ich mache es“, wiederholte sie.
    „Nein.“
    „Doch.“
    „Nein. Meine Entscheidung steht fest.“
    Albin sprang auf und verließ das Wohnzimmer.
    „Trotzdem gehe ich“, rief sie ihm nach. Eine Träne rollte ihre Wange hinunter, hing einen Moment an ihrem Kinn und landete schließlich auf ihrem Handrücken. Nachdenklich betrachtete Susanna den Tropfen.
    Ihre Mutter war in Kis-Ba-Shahid verschwunden. Außerdem lebten dort viele Verwandte, die sie noch nie getroffen hatte. Hier hatte sie außer Albin und Antoinette keine Angehörigen. Obendrein war sie vielleicht sogar dazu bestimmt, Kis-Ba-Shahid zu retten. Das waren doch wohl mehr als genug Gründe, sich dem Willen ihres Vaters entgegen zu stellen. Außerdem, warum begleitete er sie nicht einfach? Vielleicht sollte sie ihn darum bitten. Was, wenn er Nein sagte? Mit einem Mal liefen ihr Tränen die Wangen hinunter. Sie konnte nichts dagegen tun. Neben ihr saß Patrick und starrte sie entgeistert an. Ohne nachzudenken, schlang Susanna die Arme um seinen Hals. Im ersten Augenblick zuckte er zurück. Dann drückte er sie an sich. Die Härchen seiner Arme kitzelten auf ihrer Haut. Plötzlich wurde ihr die Situation bewusst, in der sie sich befand. Sie wagte nicht, sich zu rühren. Hoffentlich spürte er nicht, wie sehr sie sich anspannte.
    Ihre Tränen versiegten. Patrick löste die Umarmung, ergriff Susanna bei den Schultern und schob sie ein Stück von sich weg.
    „Geht‘s besser?“, fragte er.
    Sie nickte. Mit dem Handrücken wischte sie die letzten Tränenspuren fort.
    „Ich werde auch ohne seine Erlaubnis reisen.“ Sie wandte sich an Schicksal. „Wie komme ich nach Kis-Ba-Shahid? Sie haben gesagt, der Weg führt durch den Teeladen?“
    „Ohne die Hilfe deines Vaters können wir diesen Weg nicht nehmen.“
    „Dann müssen wir einen anderen Weg suchen. Albin kann sturer sein als mein Mathelehrer.“
    „Ich werde mit ihm sprechen. Lassen wir ihm ein paar Minuten Zeit, sich zu beruhigen. Und du“, sagte er zu Patrick. „Du gehst jetzt nach Hause. Ich schätze, du hast einiges mit deinen Eltern zu besprechen.“
    „Ich komme mit euch.“
    „Das kommt nicht infrage. Deine Eltern würden mir den Kopf abreißen.“
    Patrick zog eine Grimasse.
    „Du richtest dich nie nach anderen. Warum ausgerechnet jetzt?“
    „Weil ich deiner Mutter nicht in den Rücken fallen will, sie bedeutet mir zu viel.“ Schicksal atmete geräuschvoll aus. „Ich sehe jetzt nach Albin. In der Zwischenzeit könnt ihr euch verabschieden. Danach gehst du nach Hause.“
    Schicksal verließ das Zimmer und Patrick trat zum Fenster hinüber. Er starrte hinaus.
    „Jetzt, wo es spannend wird, schickt er mich weg.“
    „Mir wäre lieber, du kämest mit. Wenn ich daran denke, was da vielleicht auf mich wartet.“
    „Ziemlich gruselig. Meinst du, sie haben uns die Wahrheit gesagt?“
    „Ich denke schon“, sagte Susanna.
    „Hast du Schiss?“
    „Mehr, als du dir vorstellen kannst.“ Sie seufzte. „Mir ist richtig schlecht.“
    „Soll ich mitkommen?“
    „Wenn es nach mir geht, sofort. Aber du hast deinen Onkel gehört.“
    „Na und? Du willst auch gehen, obwohl dein Vater es verbietet.
    „Das ist etwas anderes. Ich muss
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