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Am Anfang eines neuen Tages

Am Anfang eines neuen Tages

Titel: Am Anfang eines neuen Tages
Autoren: Lynn Austin
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frühstücken.“
    „Bist du sicher? Sollen wir nicht auf Dr. Hunter warten? Ich dachte, er wollte, dass du eine Woche im Bett bleibst.“
    „Unsinn. Es geht mir schon viel besser und ich bin dieses Zimmer leid. Ein Tapetenwechsel wird mir guttun. Vielleicht fahre ich sogar ein wenig mit dem Doktor aus, wenn er kommt.“
    Kurz darauf kam Mary ebenfalls ins Zimmer und sah ihre Mutter überrascht an. „Was ist los? Warum bist du aufgestanden? Und warum ist Daniel aus Richmond zurück?“
    Ein Pfeil der Angst durchfuhr Josephine. „Daniel ist zu Hause? Bist du sicher?“
    „Ja. Ich habe ihn gerade in seinem Zimmer herumkramen hören. Und als ich unsere Gardine aufgezogen hatte, habe ich sein Pferd gesehen.“
    „Ich weiß nicht, warum er wieder da ist“, sagte Mutter, „aber geh hinunter und sag Lizzie, dass wir alle im Esszimmer frühstücken. Ich komme, sobald Josephine mir mit meinen Haaren geholfen hat.“
    Die Neuigkeit über Daniel erschreckte Josephine. Sie fürchtete um Lizzies und Otis’ Sicherheit und hatte Sorge, dass ihre Mutter von letzter Nacht erfahren könnte. Jo konnte nicht zulassen, dass sie weitere Schocks erlebte. „Soll ich an Daniels Tür klopfen und mich erkundigen, warum –?“
    „Nein, hilf mir mit meinen Haaren, dann gehen wir gemeinsam hinunter.“ Mutter setzte sich an ihren Frisiertisch, während Jo ihr die Haare schnell zu einem lockeren Knoten zusammensteckte. Sie gingen den Flur entlang und wollten gerade an Daniels Tür klopfen, als diese aufflog. Da stand er. Josephine konnte ihn kaum ansehen, weil sie wusste, was er Lizzies Familie anzutun versucht hatte. Daniel lächelte, als wäre überhaupt nichts geschehen.
    „Guten Morgen, Mutter. Geht es dir besser?“
    „Ja, das tut es. Aber ich frage mich, was du hier zu Hause machst. Du solltest doch in Richmond sein.“
    Daniel warf Josephine einen Blick zu und sie schüttelte den Kopf, um ihm zu sagen, dass ihre Mutter von der vergangenen Nacht nichts wusste. „Ich bin gar nicht bis Richmond gekommen“, sagte er. „In den letzten paar Tagen habe ich bei Joseph Gray gewohnt und hatte etwas Zeit zum Nachdenken. Erstens ist es nicht richtig, dass ich unser einziges Pferd mitnehme und dich ohne Fortbewegungsmöglichkeit zurücklasse. Und … und zweitens wollte ich dir sagen, wie leid es mir tut, dass ich dich aufgeregt habe … das ganze Missverständnis mit den Sklaven.“
    „Sie sind keine Sklaven“, sagte ihre Mutter. „Sie sind Dienstboten.“
    Josephine kamen die Tränen, als sie das hörte. Mutter versuchte sich zu ändern, sie versuchte es wirklich.
    „Jedenfalls“, fuhr Daniel fort, „sind meine Freunde und ich uns einig, dass es keine gute Idee ist, wenn ich im Moment die Stadt verlasse. Wenn die Yankees kommen und nach mir suchen, sähe es aus, als wäre ich weggelaufen, als wäre ich schuldig.“
    Josephine dachte unwillkürlich, dass Daniel ja auch schuldig war . Sie fragte sich, ob ihre Mutter dasselbe dachte.
    „Ich verstehe“, sagte Mutter.
    „Und schließlich ist es mir immer noch nicht recht, euch hier alleine zu lassen. Deshalb … darf ich bitte nach Hause kommen? Wirst du mir vergeben und mir noch eine Chance geben?“
    Josephine musterte ihren Bruder misstrauisch. Sollte sie ihm trauen – konnten sie ihm jemals wieder trauen? Würde ihre Mutter ihn willkommen heißen, wenn sie wüsste, was er Lizzies Familie hatte antun wollen? Die Erinnerung daran ließ Josephine frösteln und sie kämpfte gegen den Drang an, in die Küche zu rennen und Lizzie zu sagen, sie solle mit ihrer Familie so schnell wie möglich fliehen.
    „Ja, natürlich vergebe ich dir“, sagte ihre Mutter. Sie umarmte ihn kurz. „Und jetzt gehen wir alle nach unten und frühstücken, in Ordnung?“
    Aber noch bevor sie den Treppenabsatz erreicht hatten, hörten sie Mary aus dem Foyer heraufrufen: „Daniel, komm schnell! Es … es sind die Yankees! Dutzende! Und sie kommen hierher!“
    Mutters Knie schienen sie nicht mehr zu tragen und sie stützte sich auf Josephine.
    „Komm, ich bringe dich in dein Zimmer zurück, Mutter.“ Josephine schlang ihren Arm um Eugenias Taille. „Der Arzt hat gesagt, dass du dich nicht aufregen darfst. Wenn … wenn es Mr Chandler ist, werde ich mit ihm sprechen.“
    „Bleibt ihr alle hier“, sagte Daniel. „Ich weiß, wie man mit Yankees umgeht.“
    „Nein!“, erwiderte ihre Mutter scharf. „Es tut mir leid, Daniel, aber wir werden auf meine Art mit ihnen umgehen und nicht auf deine. Hilf mir
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