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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman
Autoren: H kan Nesser
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kleinen Vorbehalt, dass in unserem Land die Todesstrafe abgeschafft wurde.«
    Barbarotti dachte längere Zeit nach. »Morinder liegt gut, wo immer er liegt«, sagte er schließlich. »Vorausgesetzt natürlich, dass es sich wirklich so abgespielt hat. Er hat gemordet. Er schwieg, als die Frau, die er liebte, die Strafe auf sich nahm. Er war der Grund dafür, dass Mutter und Sohn für immer getrennt wurden. Ich habe gestern mit einem gewissen Börje Granat gesprochen, der behauptet, dass Morinder und Harry Helgesson sich flüchtig kannten. Zusammen Poker gespielt haben und so.«
    »Willst du damit sagen, dass Morinder das Ganze geplant hat?«
    »Nein, das denke ich eher nicht. Ich glaube, er wusste gar nicht, dass Ellen auf dem Hof lebte, bis er durch seine Arbeit zufällig dorthin kam. Es war sicher eine spontane Eingebung, ich habe keine Ahnung, was zwischen den beiden Herren an jenem Abend vorgefallen ist. Das werden wir wohl nie erfahren. Jedenfalls machte sich Morinder an Ellen heran, als sie nach Kymlinge zurückkam. Er selbst war ungefähr zur selben Zeit aus Göteborg zurückgekehrt … vielleicht auch schon ein Jahr früher. Und dann kam es, wie es eben kam. Und was das angeht, glaube ich schon, dass er einiges geplant hat.«
    »Er hört sich nicht gerade sehr sympathisch an«, sagte Eva Backman.
    »Nein, ich habe nicht ein einziges gutes Wort über ihn gehört oder gelesen, so dass du wohl recht hast. Warum sie mit ihm zusammenzog, ist sicherlich ein Rätsel, aber wenn sie es nicht getan hätte, wäre die Wahrheit nie ans Licht gekommen. Nicht wahr?«
    »Die Wahrheit?«
    »Wir wollen es mal annehmen.«
    Backman nickte. Barbarotti schwieg eine Weile und suchte nach den richtigen Worten.
    »Da war etwas«, sagte er, »da war etwas an dieser Frau … als ich mich in dieser Pension mit ihr unterhalten habe. Etwas, das … das einfach im Gleichgewicht war.«
    »Im Gleichgewicht?«
    »Ja. Ein trauriges Gleichgewicht, wenn man so will, aber von nun an müssen wir sie in Frieden lassen. Sie hat kein leichtes Leben gehabt.«
    »Es ist gut, dass du und ich nicht an der Polizeihochschule unterrichten«, sagte Eva Backman, nachdem sie eine Zeitlang nachgedacht hatte. »Sowohl für sie als auch für uns. Ach übrigens, möchtest du das Ende der Fängström-Geschichte hören? Vor ein paar Stunden hat sich alles geklärt.«
    »Vor ein paar Stunden? Meintest du nicht gestern, es war ein Unfall?«
    Eva Backman nickte. »Doch, doch, es war ein Unfall. Geklärt hat sich mittlerweile, woher die Pilze kamen. Rate mal.«
    »Aus dem Wald?«, sagte Barbarotti.
    »Schlauer Bulle«, erwiderte Backman. »Vollkommen richtig. Und Lill-Marlene Fängström höchstpersönlich hat sie gesammelt, das ist des Pudels Kern … stell dir vor, dass ich das immer noch sage: des Pudels Kern? Das passt hier vielleicht nicht ganz so gut, aber das hat mein Vater immer gesagt.«
    »Was war denn nun des Pudels Kern?«, erkundigte sich Barbarotti.
    »Entschuldige, also letzten Herbst war Mutter Fängström mit ihrem Lebensgefährten auf einer Reise in Estland und Lettland unterwegs und nutzte die Gelegenheit, um einige Tüten Pilze zu sammeln. Die gibt es dort offenbar in rauen Mengen. Dann nahmen sie die Tüten nach Schweden mit und froren die Pilze ein. Unserem Schwedendemokraten schenkten sie eine beträchtliche Menge davon, und ungefähr acht Monate später, als er eines Tages die Tüte im Gefrierschrank fand, verdrückte er eine Portion, die groß genug war, um ihn umzubringen. Es sind übrigens noch zwei weitere Tüten im Umlauf. Wennergren-Olofsson jagt ihnen hinterher.«
    »Eigenartig«, sagte Barbarotti.
    »Ja«, sagte Backman. »Aber dieser Fall konnte somit auch zu den Akten gelegt werden. Und nächste Woche habe ich Urlaub und werde versuchen, etwas gegen meine schlechte Laune zu unternehmen.«
    »Darauf stoßen wir an«, meinte Barbarotti. »Aus der Küche steigt mir übrigens ein guter Geruch in die Nase. Was hast du denn da im Ofen? Es ist ja wohl hoffentlich nichts mit …?«
    »Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, erklärte Eva Backman lächelnd. »Nicht einmal ein kleiner Pfifferling.«

53
    D rei Stunden später saßen sie immer noch zusammen. Die Sonne war untergegangen, und sie hatte ein paar Kerzen und einen Gasheizstrahler angezündet. Rotwein in den Gläsern, ein bisschen Käse, ein bisschen Schokolade.
    »Wo sind deine Kinder?«, fragte Backman.
    »Findest du, dass ich zu ihnen fahren sollte?«, entgegnete Barbarotti.
    »Ganz
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