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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman
Autoren: H kan Nesser
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habe ich das auch falsch verstanden. Marianne meinte immer, ich hätte praktisch alles falsch verstanden, was man in Bezug auf Frauen falsch verstehen kann.«
    Eva Backman lächelte kurz. »Aber du kommst allmählich besser damit klar? Ich meine nicht damit, was du falsch verstehst, sondern dass sie nicht mehr da ist. Ich finde, das sehe ich dir an.«
    »Was heißt hier klarkommen«, antwortete Barbarotti. »In manchen Momenten bilde ich mir das ein, aber in anderen ist alles kohlrabenschwarz.«
    »Ich verstehe«, sagte Eva Backman. »Vielleicht sollten wir nicht gleich darüber sprechen. Auch nicht über meine Schwermut. Bedien dich. Später gibt es auch noch etwas aus dem Ofen. Aber jetzt möchte ich erst einmal das Ende der Bjarnebo-Geschichte hören. Hast du alle Puzzleteile an der richtigen Stelle untergebracht?«
    »Durchaus möglich«, antwortete Barbarotti bescheiden und stopfte sich ein Stück Mozzarella in den Mund. »Lecker. Aber der Fall ist abgeschlossen, nur dass du es weißt.«
    »Was du da über Asunander erzählt hast, klingt ja wie … ja, ich weiß nicht was? Ein Märchen?«
    »Mag sein«, sagte Barbarotti. »Es war fast ein bisschen rührend. Jedenfalls habe ich herausgefunden, was ich für ihn herausfinden sollte.«
    »Dass der Junge unschuldig ist?«
    »Ja.«
    »Und unsere grausame Mörderin war auch unschuldig?«
    »Was den Mord an Harry Helgesson betrifft, ja.«
    »Aber nicht …?«
    Barbarotti seufzte und breitete die Hände aus. »Nein, ich gehe in der Tat davon aus, dass sie Arnold Morinder umgebracht hat. Aber das ist lediglich eine Vermutung, und ich werde der Sache nicht weiter nachgehen.«
    Eva Backman wartete, während Barbarotti vier Oliven und ein Grissini aß.
    »Also, ich glaube , dass es sich folgendermaßen abgespielt hat«, sagte er und richtete den Blick auf die Stadt, statt sie anzusehen. »Morinder erschlug Harry Helgesson. Er hielt sich in diesen Tagen zufällig auf Groß-Burma auf, wo ein Pool gebaut wurde und er an der Elektrik arbeitete. Ich werde nicht versuchen herauszufinden, wie es im Detail passiert ist, aber es muss sich jedenfalls so abgespielt haben, dass Ellen glaubte, der Junge hätte es getan. Wie du weißt, war er damals ja fast stumm, das war sicher nicht ganz unwichtig. Sie nimmt die Schuld auf sich, und die beiden sprechen niemals darüber. Als ich ein wenig nachgedacht habe, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass das eigentlich ganz natürlich ist. Oder zumindest vollkommen glaubhaft, wenn man bedenkt, wie er war … und ist. Sie denkt, der Junge ist es gewesen, der Junge denkt, sie ist es gewesen.«
    »Sie denkt, der Junge ist es gewesen, der Junge denkt, sie ist es gewesen?«, wiederholte Backman und runzelte die Stirn.
    »Eine andere Lösung kann ich nicht erkennen«, konstatierte Barbarotti. »Sie nimmt die Strafe auf sich, um den Jungen zu retten, und viele, viele Jahre später findet sie heraus, dass der wahre Täter Morinder ist …«
    »Mit dem sie zufällig zusammenlebt?«
    »Wenn sie nicht mit ihm liiert gewesen wäre, hätte sie es vermutlich nie erfahren. Und vergiss nicht, Morinder erschlug Harry Helgesson, gerade weil er mit ihr verheiratet war … du erinnerst dich doch noch an diese alte Geschichte, als sie in die Schule gingen. Man soll ja über jemanden, der verschwunden ist, nicht schlecht reden, aber er war schon ein schräger Vogel, dieser Elektriker.«
    Eva Backman schüttelte den Kopf und versuchte, die Informationen zu verdauen.
    »Ich habe keine Ahnung, wie sie es herausgefunden hat«, fuhr Barbarotti fort, »aber ich könnte mir vorstellen, dass Morinder schlichtweg irgendetwas gesagt hat. Und dadurch alles auf den Kopf gestellt wurde, was sie achtzehn Jahre lang getan und geglaubt hat.«
    »Und was denkst du, was sie getan hat? Mit Morinder, meine ich … falls es wirklich so gewesen ist.«
    »Keine Ahnung. Aber vielleicht ruht er irgendwo auf dem Grund des Kymmen. Will sagen, was von ihm übrig ist. Aber was das betrifft …«
    »Ja?«
    »Was das betrifft, werde ich keinen Finger krümmen, um es herauszufinden.«
    Eva Backman lehnte sich zurück und dachte nach. »Ich verstehe«, sagte sie. »Schuld und Sühne. Du meinst, jeder hat bekommen, was er verdient hat?«
    Barbarotti zuckte mit den Schultern und trank einen Schluck Wein. »Die Sache ist jedenfalls mit polizeilichen Mitteln nicht aufzuklären. Wie es so schön heißt.«
    »Okay«, sagte Backman. »Damit bin ich eventuell einverstanden, möglicherweise allerdings mit dem
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