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Am Abend des Mordes - Roman

Am Abend des Mordes - Roman

Titel: Am Abend des Mordes - Roman
Autoren: H kan Nesser
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überholt. Biegt in einen Waldweg, als sie der Meinung ist, weit genug gekommen zu sein, und schafft es, das Moped ein gutes Stück in den Wald zu schaffen. Lässt es halb versunken am Rande eines Moors liegen. Die Mücken sind ihre treuen Begleiter. Der Mond scheint gelegentlich auf ihr Tun herab, bleibt aber die meiste Zeit hinter unruhigen Wolken verborgen. Als sie den langen Weg zurückmarschiert, beginnt es schließlich zu regnen; sie überlegt, dass dies ganz ausgezeichnet ist, der Regen wird sicher ausreichen, um alle Spuren rund um das Sommerhaus zu verwischen.
    Auch jetzt kein Verkehr, aber warum auch? Als sie zurück ist und sich endlich in das enge Etagenbett legen kann, ist es halb zwei.
    Es ist vorbei , sagt die Muti-Stimme. Schlaf gut.
    Und sie schläft elf Stunden lang traumlos.

52
    U nd alles in allem?«, fragte Rönn. »Können wir alles in allem sagen, dass es Ihnen mittlerweile ein wenig besser geht?«
    Barbarotti dachte nach. »Ich habe da etwas über Trauer gehört«, antwortete er. »Jenny, meine Tochter, hat es gesagt, sie hatte es irgendwo gelesen, und ich finde, es ist ein treffendes Bild.«
    »Dann lassen Sie mal hören«, sagte Rönn.
    »Nun, wenn man die Trauer als einen Raum in seinem Inneren betrachtet, geht es um die Tür. Die sollte immer geschlossen sein. Entweder hält man sich in diesem Raum auf oder außerhalb. Aber man trägt ihn immer in sich und kann ein- und ausgehen, wie es einem gerade passt.«
    Rönn nickte. »Nach Bedarf. Ja, das ist gut, solange die Tür nicht offen steht und schlägt …«
    »Was sie aber natürlich tut«, erwiderte Barbarotti. »Am Anfang tut sie das die ganze Zeit.«
    »Man lernt«, meinte Rönn. »Und in Ihrem Fall sind ja auch erst … wie viele Tage ist es jetzt her?«
    »Einundvierzig«, antwortete Barbarotti.
    Rönn lächelte. »Das ist nicht viel«, sagte er. »Bei mir sind es fünfundzwanzig Jahre. Ziemlich genau sogar, ehrlich gesagt. Sollen wir sagen, dass Sie nächste Woche wieder vorbeischauen? Wir könnten vielleicht noch ein bisschen mehr über Glauben und Zuversicht sprechen.«
    »Von mir aus gern«, stimmte Barbarotti ihm zu. »Ginge der Dienstagnachmittag? Nach der Arbeit?«
    »Da habe ich Zeit«, versicherte Rönn, notierte sich den Termin in seinem Kalender, und sie verabschiedeten sich.
    Er trat in einen frühen Samstagabend hinaus. Eigentlich hätten sie sich am Freitag treffen sollen, aber Rönn hatte Probleme mit einem Weisheitszahn bekommen und den Termin um einen Tag verschoben. Dass der Tag allgemein als Samstag betrachtet werde, spiele keine Rolle, meinte er. Die Seele frage nicht nach Wochenenden und Feiertagen.
    Barbarotti hatte auf dem Norra torg geparkt, und da er noch eine halbe Stunde Zeit hatte, beschloss er, das Auto stehen zu lassen. Es war schönes Wetter, und ein Spaziergang am Fluss würde ihm sicher nicht schaden. Er spürte deutlich, dass es Gedanken gab, die er bündeln musste, ehe er Eva Backman begegnete.
    Falls sie einen Bericht haben wollte, und davon ging er aus. Es war vielleicht nicht der wichtigste Grund dafür, dass sie sich trafen, aber trotzdem.
    Als er langsam, aber sicher anfing, das eine oder andere abzuwägen, erkannte er jedoch, dass es im Grunde nur zwei Sachen gab, die er ihr verschweigen wollte. Oder eine, es kam ganz darauf an, wie man zählte. Die beiden Telefonate.
    Er hatte diese Gespräche vor nur zwei Stunden im Abstand von zwanzig Minuten geführt, und für ihn stand fest, dass er ihren Inhalt in etwa so behandeln sollte wie diesen Trauerraum, über den er mit Rönn gesprochen hatte. Er musste darauf achten, dass die Tür geschlossen blieb.
    Eventuell mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, sie auch abzuschließen. Und zwar von außen.
    Der Grund für seinen Anruf war dieser Traum gewesen, den er in der Pension im hohen Norden gehabt hatte. Es war ihm einigermaßen unverständlich, wie er vier Tage in Vergessenheit geraten konnte – um dann wieder da zu sein, als hätte jemand einen Film eingeschaltet. Aber bei Träumen und dem Unterbewussten wusste man nie so genau, das war ja nichts Neues. Eine andere Art von Tür, wahrscheinlich, mit einer anderen Art von Pförtner.
    Jedenfalls passierte es, als er mit drei seiner Kinder sowie einer Freundin in Henrys Gaststätte zu Mittag aß. Da und dort war er wieder aufgetaucht. Nach dem Essen wollten alle woanders hin, manche hatten es eilig, und er hatte sie alle umarmt, Martin zweihundert Kronen geliehen und war anschließend alleine am
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