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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin
Autoren: Maxime Chattam
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gingen sie schneller, getrieben von der Hoffnung, bald wieder eine richtige Mahlzeit zu sich nehmen zu können.
    Glatte Baumstämme, lichte Kronen. Dann eine efeubewachsene Mauer und ein unter Moos begrabenes Dach. Ein Haus! Und ein Stück weiter noch eins.
    »Das ist eine Stadt!«, rief Tobias. »Hier finden wir bestimmt was zu essen.«
    Ambre hielt die Jungen davon ab, ins erstbeste Haus zu rennen, und sah sich nach Gebäuden um, die eine bessere Ausbeute an Lebensmitteln versprachen.
    Was einmal die Hauptstraße gewesen sein musste, war inzwischen eine grasbewachsene Schneise, die den Wald in Richtung einer noch dichteren Pflanzenmasse durchschnitt. Dort hinten, wo es besonders wild wucherte, war wohl einmal der Stadtkern gewesen.
    Matt entdeckte eine riesige, sonnenbeschienene Lichtung, auf der nur Farnkraut wuchs. In der Mitte erhob sich eine kompakte Masse, die unter Lianen und Ästen verborgen war.
    »Sieht aus wie ein Supermarkt«, sagte er. »Kommt.«
    Sie wühlten sich durch die Farnwedel und brauchten mehrere Minuten, bis sie unter den wasserfallartig herabhängenden grünen Blättern den Eingang gefunden hatten.
    »Ein Einkaufszentrum!«, jubelte Ambre. »Volltreffer!«
    Im Innern war es stockdunkel; durch die Moosdecke auf der gläsernen Dachkuppel drang kein Licht. Tobias zog sein leuchtendes Pilzstück hervor und hielt es in die Höhe. Ein weißes, fast silbriges Licht umgab sie.
    Sie standen in einer riesigen Eingangshalle, deren Boden halb unter einem Blätter- und Rankenteppich verborgen war. Zwei Rolltreppen führten ins erste Stockwerk. Das Trio gelangte ohne Schwierigkeiten nach oben und inspizierte die Auslagen der Geschäfte, die meisten davon Modeboutiquen. Matt bemerkte viele offene Eingangstüren und umgestürzte Regale. Der Gang endete in einem Mezzanin, von wo aus sie die unteren Etagen überblicken konnten.
    Ambre entfernte sich von den beiden anderen und ging zu einem verstaubten Schaufenster. Im Halbdunkel schimmerten Dutzende von CD s auf den Regalen, über denen große Tafeln sensationelle Preissenkungen verkündeten. Tobias stellte sich neben sie.
    »Musik vermisse ich ziemlich«, gestand sie ihm. »Ich würde gern mal wieder eine CD hören.«
    »Bei mir ist es das Internet«, beichtete Tobias und starrte in die Dunkelheit.
    »Tobias«, rief Matt. »Leuchte mal hierher, bitte.«
    Der Lichtschein wanderte zu dem schlaksigen Jungen, der ein Stück weiter am Eingang eines Sportgeschäfts stand. Matt lief zwischen Laufbändern und Kraftgeräten hindurch und blieb vor ein paar Tretrollern für Erwachsene stehen. Er griff nach einem Modell, rollerte durch die Gänge zwischen den Regalen und fuhr zur Probe mehrmals im Kreis.
    »Nehmt euch auch einen, so kommen wir schneller voran!«
    Ambre und Tobias blickten sich belustigt an und schnappten sich dann ebenfalls einen Tretroller.
    Einen Augenblick lang vergaßen sie ihre knurrenden Mägen und schmerzenden Beine, rasten lachend kreuz und quer und fuhren sich gegenseitig um.
    Plusch, die am Eingang des Ladens sitzen geblieben war, machte dem Spaß mit einem warnenden Knurren ein Ende.
    Matt und Ambre bremsten gleichzeitig und kamen nebeneinander zum Stehen, während Tobias in ein Sportschuhregal krachte.
    »Pst!«, zischten Ambre und Matt gleichzeitig.
    »Ich hab’s nicht absichtl …«
    »Sei still!«, unterbrach ihn Ambre.
    Sie spitzten die Ohren, hörten aber nichts. Plusch hatte aufgehört zu knurren und starrte in den Hauptgang des Einkaufszentrums. Matt tappte auf Zehenspitzen zu ihr und streichelte sie sanft.
    »Alles in Ordnung, meine Liebe?«
    Die Hündin fixierte etwas, das so weit weg war, dass es das menschliche Auge nicht erkennen konnte. Dann fuhr sie sich mit der Zunge über die Schnauze und warf ihrem jungen Herrchen einen Blick zu.
    »Und?«, fragte Ambre, als sie zu ihnen trat.
    »Keine Ahnung, sie wirkt nicht allzu beunruhigt, vielleicht ein Fuchs oder so was.«
    »Irgendwo gibt es sicher einen Lageplan«, sagte Tobias. »Kommt mit!«
    Er schob kräftig mit einem Bein an und düste so eifrig los, dass Matt nicht mehr dazu kam, ihn zu mehr Vorsicht zu ermahnen. Ambre und er stiegen hastig auf ihre Tretroller und folgten Tobias, dessen Pilzstück in diesem Labyrinth aus Gängen und Läden ein beruhigendes Licht verströmte. Kurz darauf hielt Tobias vor einer großen bunten Tafel mit einem Lageplan der Geschäfte des Einkaufszentrums an.
    Plusch kam als Letzte angetrottet und setzte sich seufzend mit dem Rücken zu ihnen, als
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