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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin
Autoren: Maxime Chattam
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Nachmittag brachte Colin Ambre und Jon bei, wie man den Zeppelin steuerte, und so konnte Jon den Platz im Cockpit übernehmen, als Matt gegen Abend eine Versammlung im Lagerraum einberief.
    Der Unschuldstrinker und die vier Wärter lagen gefesselt und geknebelt in der Kammer.
    »Ist jemand dagegen, dass wir sie uns vom Hals schaffen?«, fragte Matt in die Runde.
    »Nichts lieber als das!«, rief eine Pan namens Nournia.
    »Wir werfen sie in den Fluss, dann können sie selbst schauen, wo sie bleiben.«
    »Hätten sie nicht die Todesstrafe verdient?«, fragte Mia, die ihr verbundenes Bein hochgelegt hatte.
    »Es ist schon genug Blut vergossen worden«, wehrte Matt ab.
    »Die Zyniks sind schuld, dass Perez, Jordan und Stu tot sind!«
    »Und ein weiterer Pan, dessen Namen wir nicht kannten«, fügte Tobias hinzu und dachte traurig an den Jungen zurück, der die Entfernung des Nabelrings nicht überlebt hatte.
    »Ich bringe keine wehrlosen Gefangenen um«, empörte sich Matt. »Wir werden keine kaltblütigen Mörder wie sie!«
    Er stemmte die Klappe im Boden des Lagerraums auf. Tief unter ihnen schimmerte der Fluss. Als sie die Zyniks schwer atmend zu der Öffnung schleiften, wanden sich die Männer wild und in panischer Angst. Matt zog einen nach dem anderen zu sich heran, schnitt ihnen die Fesseln durch, damit sie schwimmen konnten, und stieß sie, ohne mit der Wimper zu zucken, über Bord.
    Colin war bleich wie der Tod. Offenbar hatte er Angst, dass Matt es sich anders überlegte und ihm die gleiche Strafe zuteilwerden ließ.
    Dann war der Unschuldstrinker an der Reihe.
    Ambre stellte sich neben Matt und bat ihn, ihr das Messer zu geben.
    Als sie den Unschuldstrinker an die Falltür zogen, warf sie es beiseite.
    Als der Zynik begriff, dass sie seine Fesseln nicht durchschneiden würde, starrte er sie mit angstgeweitetem Blick an und stieß unter seinem Knebel dumpfe Laute aus. Ungerührt stellte Ambre einen Fuß auf seinen Rücken.
    »Für all die Schandtaten, die Sie begangen haben, lasse ich den Fluss entscheiden, ob Sie leben oder sterben sollen«, sagte sie ruhig.
    Dann stieß sie den Unschuldstrinker mit einem kräftigen Tritt in die Tiefe.
    Sein Körper krümmte sich im Fall zusammen, bevor er auf die Wasseroberfläche aufschlug und im dunklen Strom versank.
    Die Pans sahen Ambre furchtsam an, und in so manchen Blick mischte sich leise Bewunderung.
    Sie wandte sich ab und verließ den Raum.
     
    Während Ambre das Luftschiff steuerte, berichtete Matt den anderen Pans beim Abendessen im Aufenthaltsraum von der Reise der Gemeinschaft der Drei. Von den Steckbriefen, mit denen ihn die Königin suchen ließ, über ihren Beschluss, der Entführung der Pans auf den Grund zu gehen, bis hin zu ihren Abenteuern im Blinden Wald ließ er keine Einzelheit aus. Er erwähnte sogar das furchterregende Wesen, das ihn verfolgte und das noch viel gefährlicher war als alle Schattenfresser der Welt: der Torvaderon.
    »Wenn er sich tatsächlich in einer Gewitterwolke fortbewegt, wie du es beschrieben hast«, sagte Colin, »kann man ihm ja leicht aus dem Weg gehen.«
    »Nein, dafür ist er viel zu schnell. Vor einem aufziehenden Sturm kann kein Pan davonlaufen. Und selbst wenn ich mit dieser Vermutung richtigliege, heißt das ja nicht, dass er sich nicht auch in anderer, unauffälligerer Gestalt fortbewegen kann. Er scheint unsere Spur verloren zu haben, als wir in den Blinden Wald eingedrungen sind, aber endgültig los sind wir ihn damit bestimmt nicht. So leicht gibt er nicht auf, es ist, als wäre ich … eine fixe Idee von ihm.«
    »Hast du versucht, mit ihm zu kommunizieren? Vielleicht ist er gar nicht so böse, wie du denkst. Vielleicht wäre er zu einem Bündnis bereit!«
    »Er hat nördlich der Insel, auf der wir lebten, ein ganzes Dorf ausgelöscht. Glaubt mir, er ist uns nicht freundlich gesinnt, und er wird auch nicht mit sich reden lassen.«
    »Was will er denn dann? Warum hat er es auf dich abgesehen?«, fragte Mia.
    »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich aus demselben Grund wie Malronce.«
    »Aber ich weiß es!«, ließ sich Tobias nicht ohne Stolz vernehmen. »Das hat mit dieser Hautjagd zu tun. Es geht um so eine Art Prophezeiung, mit der Malronce ihren Leuten ständig in den Ohren liegt. Die Muttermale, die manche von uns auf der Haut haben, sind nicht zufällig verteilt, sondern stellen gewissermaßen eine Sprache dar, und an der Haut eines bestimmten Kindes lässt sich ablesen, wo sich die Quelle allen Lebens
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