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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
Autoren: Maxime Chattam
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was Matt und seine Freunde nicht kapierten. Vielleicht eine Droge, die Terroristen in das Trinkwasser der Stadt gekippt hatten und die Halluzinationen hervorrief. Ja, wieso nicht? Schließlich sprach man die ganze Zeit von Terroristen! Als er klein war und weinte, weil er Angst vor einem Terroranschlag bekam, sagte ihm sein Großvater: »Du musst dir das so vorstellen: Vor den Terroristen hatten wir die Kommunisten und die Nazis. Vor den Nazis hatten wir die Engländer, und vor den Engländern die Indianer. Siehst du, in diesem Land mussten wir uns schon immer Feinde erfinden. Und ich sage dir eins: Manche davon sind Freunde geworden, die anderen existieren nicht mehr oder sind harmlos. So ist die Welt, mein Junge, ohne Feinde kommst du nicht voran. Also mach dir keine Sorgen und betrachte es als Antrieb, um Fortschritte im Leben zu machen. Sei stark!« Daraufhin hatte seine Mutter ihm gesagt, sein Großvater sei ein »völlig verkalkter Republikaner«. Aber das hatte Matt damals nicht verstanden und verstand es heute immer noch nicht. Wie dem auch sei, die Bedrohung durch Terroristen war eine plausible Erklärung für das, was er gesehen hatte.
    Er legte sich mit seiner Lampe und einem Stapel Comics, die er aus einer Schublade geholt hatte, ins Bett. Die Keksschachtel und sein Schwert verstaute er auch unter der Decke, zögerte aber plötzlich. Er konnte doch nicht damit schlafen. Was hätten Connie und Patty wohl von ihm gedacht, wenn sie ihn mit einem Schwert hätten schlafen sehen? Sie hätten sich bestimmt über ihn lustig gemacht. In seinem Alter … Aber sie sind ja nicht da , entschied Matt.
    Der Wind nahm noch zu und rüttelte an dem Fenster, vor dem alles stockfinster war. Man sah kein Licht auf der Straße oder den Kerzenschein in den Häusern gegenüber. Nur die undurchdringliche Nacht und den brüllenden Sturm.
    Schließlich schlief Matt ein. Einmal weckten ihn die Gutierrez, die sich zum Abschied lautstark bedankten. Und viel später in der Nacht riss ihn plötzlich eine Explosion aus dem Schlaf.
    Er fuhr hoch. Seine Lider flatterten im Rhythmus seines Herzschlags. Jemand hatte gerade einen Schuss abgefeuert – in der Wohnung? Kein Laut, kein Licht in den Nebenzimmern. Erst da bemerkte er es: Der Sturm hatte nachgelassen. Aus Gewohnheit warf er einen Blick auf die leere Anzeige seines Weckers. Noch immer kein Strom. Seine Armbanduhr zeigte 3.30 Uhr an.
    In T-Shirt und Unterhose stand Matt auf und ging zum Fenster. Die Avenue lag noch immer im Dunkeln. Eine dicke Schneeschicht bedeckte die Fensterbänke. Da zerriss eine neue Explosion die Stille, irgendwo ganz weit weg und dennoch deutlich zu hören. Instinktiv trat er einen Schritt zurück.
    »Was ist das für ein Krach?«, murmelte er vor sich hin. Diesmal hatte es nicht wie ein Schuss geklungen.
    Er drückte die Nase ans Fenster und starrte in die Dunkelheit.
    Ein gewaltiger blauer Blitz erhellte den Horizont, und für einen Sekundenbruchteil tauchten die Umrisse der Gebäude im Scherenschnitt am Himmel auf.
    »Woah!«, stieß Matt hervor und wich wieder zurück, diesmal aus Überraschung.
    Drei gleichzeitig aufleuchtende Blitze durchbrachen die Nacht – blaue Blitze. In der Ferne begann die Stadt wie wild zu blinken. Matt zählte ein Dutzend Blitze, die an den Fassaden emporwuchsen, wie riesige Hände, die sich an ihnen festhielten. Dann doppelt so viele, und kaum eine Minute später waren es unzählige. Sie ähnelten dem Blitz, der den Obdachlosen in der Sackgasse verschlungen hatte, nur viel größer. Als er sie über die Gebäude gleiten sah, hatte Matt den Eindruck, dass sie die Mauern berührten , so wie man eine Frucht betastet, um festzustellen, ob sie reif ist, ehe man sie isst. Schlimmer noch: Sie fraßen sich voran, kamen auf ihn zu.
    »Oh nein«, flüsterte er.
    Er musste hier weg. Und draußen diesen Dingern gegenüberstehen? Nein, keine gute Idee. Im Gegenteil, er musste hierbleiben, vielleicht würden sie an ihm vorbeiziehen, ohne Schaden anzurichten.
    Matt suchte den Horizont ab: Sie näherten sich rasend schnell.
    Der Wind wurde stärker und wirbelte den Schnee auf. Diesmal blies er in die andere Richtung . Was war los? Kam ein neuer Sturm aus der entgegengesetzten Richtung?
    Ein Donnerschlag ließ die gesamte Avenue erbeben, als ein gewaltiger Blitz vom Boden emporstieg und sich auf ein Gebäude auf der anderen Straßenseite stürzte. Matt sah, wie die riesige blaue Silhouette von Fenster zu Fenster kletterte und ihre zuckenden
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