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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
Autoren: Maxime Chattam
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»Okay, na gut, dann schreibe ich eben nicht, wie mir der Schnabel gewachsen ist, lass mich bloß in Ruhe, Herr Pierce.«
    Herr Pierce war ihr Englischlehrer. Matt stand auf und schaltete den kleinen Fernseher ein, der in seinem Zimmer stand. Gerade lief eine Sondersendung. Der Sprecher warnte davor, ins Freie zu gehen, denn ein gewaltiger Blizzard – das Wort ließ Matt aufhorchen, denn ein Nachrichtensprecher nahm normalerweise nie das Wort gewaltig in den Mund, das war gar kein gutes Zeichen – nähere sich New York, man erwarte Windböen von über 150 Stundenkilometern und gewaltige Schneefälle. Diesmal zuckte Matt zusammen. Nachrichtensprecher wiederholten niemals das gleiche Wort in einem Satz, genauso wenig wie ein Friseur Haare mit einer Heckenschere schneidet: So eine Ungeheuerlichkeit beging man als Erwachsener und Profi nicht. Die Wiederholung von »gewaltig« verriet die Panik, die in der Redaktion herrschen musste. Matt tippte hastig auf seine Tastatur.
    [Volltrottel sagt:] »Ist dein Fernseher an? Ich glaube, die flippen total aus, sogar in den Nachrichten. Da ist was im Busch.«
    [ToxicTurtle sagt:] »Jepp. Wetterwarnungen überall. Ich habe bis vor fünf Minuten mit meinem Cousin in Boston gechattet, und jetzt: nichts mehr. Ich hab gerade versucht, ihn anzurufen, aber die Leitung ist tot. In den Nachrichten sagen sie, dass der Blizzard gerade über Boston ist!«
    Tobias meldete sich an.
    [MagicBiber sagt:] »Hi, Jungs. Ich habe mit meinen Eltern geredet. Sie glauben mir nicht.«
    [ToxicTurtle sagt:] »Echt? Was hast du denn gedacht? Dass sie die Nummer der Ghostbusters in den Gelben Seiten suchen, um uns zu retten?«
    [MagicBiber sagt:] »Keine Ahnung. Hat man dir denn nicht eingetrichtert, dass man sich auf seine Eltern verlassen kann? Tja, Fehlanzeige.«
    Matt wollte sich gerade in die Unterhaltung einschalten, als der Fernseher seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Schleier hatte sich über den Bildschirm gelegt, Störungswellen flackerten über das Gesicht des Sprechers. Das ist die Satellitenübertragung, der Sturm kommt also näher . Und wie zur Bestätigung breitete sich draußen ein riesiger Schatten über den Häusern aus. Matt hechtete zum Fenster. Die ganze Straße war in ein dämmriges Halbdunkel getaucht, aus dem Hunderte von hell erleuchteten Fenstern scharf abstachen. Er hatte den Eindruck, als schwebte ein Riesenvogel über den Dächern, und sah zum Himmel: Eine schwarze Wolke bedeckte die ganze Stadt. Eine gewaltige Wolke.
    Der Wind pfiff durch die Straßen und schlug gegen das Fenster.
    Der Fernseher flimmerte, die Farben verschwanden. Dann ploppte es, und das Bild war völlig weg. Kurz darauf wurde der schwarze Bildschirm von einem Testbild ersetzt. Matt zappte und entdeckte, dass es um die meisten anderen Sender nicht besser stand. Einer nach dem anderen ging aus.
    Matt setzte sich wieder an seinen Computer.
    [Volltrottel sagt:] »Es ist so weit, der Blizzard ist über uns, er ist schneller gekommen, als sie angekündigt haben. Nicht einmal der Fernseher funktioniert mehr!«
    [ToxicTurtle sagt:] »Echt der Wahnsinn, in meiner Straße herrscht der Ausnahmezustand, der Sturm hat die Leute überrascht, überall hupt es! Ich habe …«
    Newton beendete seinen Satz nicht. Matt wartete eine Minute, aber es kam nichts. Plötzlich wurde eine Meldung angezeigt: »Sie sind nicht mehr mit dem Internet verbunden.« Matt versuchte, sich wieder einzuloggen, machte sogar das Modem aus und wieder an. Nichts.
    »Was ist los?«
    Auf einmal ging das Licht in seinem Zimmer aus. Matt saß im Dunkeln, und alles war totenstill.
    »Blackout!«, rief sein Vater im Wohnzimmer. »Ich hole Kerzen aus der Küche, keiner bewegt sich.«
    Matt rollte mit seinem Stuhl zum Fenster und sah die Lichter in den Gebäuden nach und nach ausgehen, eine Fassade nach der anderen. Dunkelheit überrollte die Stadt. Es war noch nicht mal Mittag, aber man hätte glauben können, es sei jener besondere Moment kurz vor Sonnenuntergang, in dem alles in ein gespenstisches Licht getaucht wird. Und genau das war es: ein Geisterlicht, das die Finsternis nicht durchdringt und das Leben einen Augenblick lang gestochen scharf hervortreten lässt.
    Matts Vater klopfte an die Tür und stellte eine angezündete Kerze in einem kleinen Halter auf den Schreibtisch.
    »Nur keine Bange, mein Junge, der Strom kommt schon wieder.«
    »Hast du die Nachrichten gesehen, Papa? Der Blizzard war doch erst für den Nachmittag angesagt.«
    »Sie
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