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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
Autoren: Maxime Chattam
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stapelten. Bei ihren Spielen war er nicht bei der Sache, und auch in der Schule hatten sich seine Noten – die ohnehin nicht die besten waren – auffallend verschlechtert. Er schien das Ganze erst jetzt so richtig begriffen zu haben.
    Tobias wusste nicht recht, was er darauf antworten sollte, und gab seinem Kumpel deshalb einfach einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken.
    Sie liefen die Park Avenue hinab, immer die Bahngleise entlang, die die Straße in der Mitte teilten, und gelangten in ein etwas heruntergekommenes Viertel. Die drei Jungen wussten, dass ihre Eltern es nicht gern sahen, wenn sie sich in dieser Gegend herumtrieben. Abfälle häuften sich auf den Gehsteigen, und Graffiti verunstalteten die Mauern. An der Kreuzung zur 110th Street, schon ganz in der Nähe der Drachenhöhle, bog das Trio ab. Hier waren die Gebäude weniger hoch, aber die Gassen so schmal, dass die Sonnenstrahlen nicht bis nach unten drangen. Die Schatten der Häuser ließen den Weg finster und unheimlich erscheinen.
    Newton zeigte auf ein Ladenschaufenster, das so staubverschmiert war, dass man kaum hindurchsehen konnte. Nur das über der Eingangstür hin- und herschaukelnde Schild war noch lesbar: BALTHAZARS BAZAR.
    »Na, Leute, macht ihr euch immer noch vor Schiss in die Hosen?«
    Matt und Tobias warfen sich einen Blick zu. Balthazars Bazar wurde unter den Jungs ihrer Schule als Mutprobe benutzt. Neben dem alles andere als einladend wirkenden Ort war vor allem der Ladenbesitzer gefürchtet. Der alte Balthazar hasse Kinder, erzählte man sich, und zögere nicht, sie mit einem groben Tritt in den Hintern hinauszubefördern. Daraus hatten sich zahlreiche Legenden entwickelt, und inzwischen wurde sogar gemunkelt, dass es im Bazar spuke! Niemand glaubte daran, aber die Schüler machten dennoch einen großen Bogen um den Laden. Trotz aller Gerüchte war Newton gegen Anfang des Schuljahrs allein dorthin gegangen. Er war erst nach den vorgeschriebenen fünf Minuten wieder herausgekommen und hatte damit die Probe bestanden. Es war typisch für Newton, dass er ständig seinen Mut beweisen wollte, und wenn er dafür die kindischsten Dinge tun musste.
    »Wir haben keine Angst«, erwiderte Tobias. »Das Ganze ist einfach nur bescheuert.«
    »Das ist eine Mutprobe!«, entgegnete Newton. »Nur wenn du diese Prüfung bestehst, kannst du beweisen, dass du tapfer bist.«
    »Dafür braucht man keinen solchen Blödsinn.«
    »Dann zeig mir doch, dass es bescheuert ist, dass es keinen Grund gibt, sich zu fürchten, und dass du ein echter Mann bist!«
    Tobias seufzte.
    »Es gibt nichts zu beweisen. Das ist einfach nur doof.«
    »Ich wusste, dass du kneifen würdest«, feixte Newton.
    Matt machte einen Schritt in Richtung Laden.
    »Okay, Tobias und ich gehen da rein.«
    Sein Freund machte große Augen.
    »Bist … d-du übergeschnappt?«, stotterte er.
    »Ihr seid zu zweit«, verkündete Newton, »also müsst ihr etwas aus dem Laden mitbringen.«
    Tobias runzelte die Stirn. Die Angelegenheit begann aus dem Ruder zu laufen.
    »Wie bitte? Was?«, entfuhr es ihm.
    »Ihr müsst bei Balthazar irgendwas mitgehen lassen. Egal was, aber ihr müsst mit einem Gegenstand wiederkommen. Dann seid ihr wirklich mutig, Leute! Wenn ihr das schafft, habt ihr meinen Respekt verdient.«
    Tobias schüttelte den Kopf.
    »Vollkommen bescheuert, diese …«
    Matt packte ihn an der Schulter und zog ihn über die Straße auf den Laden zu.
    »Was machst du denn?«, protestierte Tobias. »Wir dürfen da nicht hin! Newton ist ein Idiot, der macht sich nur lustig über uns!«
    »Möglich, aber wenigstens hört er dann damit auf. Komm, was soll uns schon passieren.«
    Tobias folgte ihm, obwohl ihm bei der Vorstellung, etwas zu tun, das ihm widerstrebte, höchst unbehaglich zumute war. Matt hätte das vor der Scheidung seiner Eltern nie gemacht , dachte er. Er ist nicht mehr derselbe. Wie das Klima, alles geht den Bach runter!
    Vor der Tür des Bazars hielt Matt kurz inne. Der Laden wirkte so alt, als läge er schon seit Urzeiten in dieser Straße. Die dunkelgrüne Fassade blätterte ab und gab vermodertes Holz frei. Die schwärzliche Kruste auf dem Schaufenster war so dick, dass man nicht einmal erkennen konnte, ob im Innern Licht brannte oder nicht.
    »Scheint geschlossen zu sein«, bemerkte Tobias mit einem Anflug von Hoffnung in der Stimme.
    Matt schüttelte den Kopf und drückte vorsichtig den Türgriff herunter.
    Die Tür öffnete sich knarrend, und sie traten ein.

    Das
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