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ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)

Titel: ALTERRA: Die Gemeinschaft der Drei (PAN) (German Edition)
Autoren: Maxime Chattam
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und so fort. Was sie früher gut fanden, weil sie sich »ideal ergänzten«, wurde plötzlich unvereinbar. Sie waren wie Tag und Nacht. Und dazwischen war Matt, ihr Sonnenschein. Mit der ganzen Erfahrung seiner vierzehn Lebensjahre hatte er sofort gewusst, was ihm blühte: eine Schlacht um das Sorgerecht. Zwei seiner Freunde hatten das schon durchgemacht. Ein Alptraum.
    Und wer kann schon sagen, ob zu viel Liebe nicht eher schadet?, hatte Matt in seiner stummen Wut gedacht. Seine Eltern würden sich wegen ihm an den Kragen gehen. Seither war er nicht mehr derselbe, er konnte sich nicht mehr konzentrieren und wusste selbst nicht, wie ihm geschah. Er verhielt sich nicht mehr wie der Matt, der er vorher gewesen war.
    Und er war nicht zufällig hier. Mit jedem Schritt wurde ihm bewusster, warum er auf etwas zusteuerte, was er lieber lassen sollte . Er wollte seine Familie ins Chaos stürzen. Idiotische Dinge anstellen, die seine Eltern und seine Beziehung zu ihnen belasten würden. Er wollte sie leiden sehen, so wie er seit einem Monat litt.
    Dieser Anflug von Klarsichtigkeit überraschte ihn selbst.
    Warum reagiere ich so? Ich bin doch der Blödmann in dieser ganzen Geschichte! Einen Moment lang war er drauf und dran, sich umzudrehen und den Laden zu verlassen.
    Doch dazu war es zu spät.
    Er war im hinteren Teil des Ladens angelangt, wo sich eine uralte Theke aus Kirschbaumholz befand, die von einer schweren Platte aus schwarzem Marmor bedeckt war. Dahinter saß ein alter Mann mit einer langen schmalen Nase und einem Glatzkopf, auf dem zwei weiße Haarbüschel seitlich abstanden. Er lauschte einer Stimme, die aus einem kleinen tragbaren Radio kam. Dabei neigte er sich nach vorn, als wollte er seine Stirn gegen den Apparat pressen, und seine winzige rechteckige Brille schien ihm fast von der Nase zu fallen. Er drehte den Kopf in Matts Richtung, ohne den restlichen Körper zu bewegen, und musterte ihn argwöhnisch von oben bis unten.
    »Was willst du hier?«, fragte er mit heiserer Stimme.
    Dieser Kerl sieht aus wie aus einem Film!, dachte Matt verwundert, ohne zu antworten.
    »He! Ich rede mit dir!«, sagte der alte Balthazar barsch.
    »Ich … ich würde gern etwas kaufen.«
    »Was denn?«
    Matt wühlte in seinen Taschen nach Geld herum, holte sechs Eindollarscheine hervor und zeigte sie ihm. Sein ganzes Vermögen.
    »Was haben Sie denn für sechs Dollar?«
    Balthazar runzelte die Stirn und kniff seine kleinen schwarzen Augen noch mehr zusammen. Er schien kurz davor, in die Luft zu gehen.
    »Man kommt hierher, wenn man etwas Bestimmtes sucht!«, wetterte er. »Was glaubst du denn, wo du hier bist?«
    »In einem … Geschäft«, erwiderte Matt tapfer.
    Diesmal sprang Balthazar von seinem Stuhl auf. Er trug einen Morgenrock aus dicker grauer Baumwolle, der genauso staubig wie sein Laden war. Auf die Marmortheke gestützt, neigte er sich vor, um Matt scharf in die Augen zu sehen.
    »Unverschämter Bengel! Ich kann alles auftreiben, wenn man einen angemessenen Preis bezahlt, alles, hörst du? Und du fragst mich, was ich dir für sechs Dollar verkaufen kann? So läuft das nicht bei mir, ich bin nicht diese Art von Geschäft!«
    Matt wurde unbehaglich zumute. Er hatte plötzlich überhaupt keine Lust mehr, hier zu sein, und wollte sich gerade aus dem Staub machen, als er eine seltsame Bewegung im Ärmel des alten Mannes bemerkte. Er sah gerade noch eine glitschige, schwarzbraune Schwanzspitze hervorzucken und wieder verschwinden. Verblüfft zwinkerte er mit den Augen. Eine Schlange? Trug dieser Verrückte unter dem Morgenrock eine Schlange um seinen Arm? Er sollte wirklich schleunigst abhauen.
    Doch da tauchte Tobias hinter ihm auf. Kaum hatte Balthazar ihn erblickt, biss er vor Wut die Zähne so fest zusammen, dass sich unter der Haut die Kiefer abzeichneten.
    »Und ihr Rotzbengel kommt dafür sogar zu mehreren?«, japste er.
    Tobias stöhnte erschrocken auf, als er Balthazar um den Tresen herum auf sie zugehen sah. Matt machte zwei Schritte rückwärts, als Balthazar vor ihm erschien. Der Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Ein weiterer Schlangenschwanz schaute unter dem Morgenrock des alten Mannes hervor, nur weitaus dicker als der erste, dick wie eine Faust. Er wand sich und zog sich dann blitzschnell wieder zurück, als hätte er begriffen, dass jemand ihn anstarrte.
    Matt hörte Tobias auf den Ausgang zurennen.
    »Verschwindet sofort von hier!«
    Matt wich hastig zurück, während Balthazar drohend auf
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