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Alter Hass rostet nicht

Alter Hass rostet nicht

Titel: Alter Hass rostet nicht
Autoren: Jerry Cotton
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umgaben, zum Teil so weitläufig waren, dass man sich ohne Kompass ohne Weiteres verlaufen konnte.
    »Wer hier wohnt, hat keine Sorgen mehr«, bemerkte Phil zutreffend, während sein Blick ungläubig über einen pinkfarbenen Landsitz glitt, dessen Architektur ohne Zweifel dem Kreml in Moskau nachempfunden war.
    »Geld allein macht auch nicht glücklich«, erwiderte ich etwas lahm.
    »Stimmt, es gehören auch noch Aktien, Gold und Immobilien dazu«, konterte Phil grinsend.
    Die Villa von Martin Knudson lag etwas zurückgesetzt am Hang eines sanften, locker bewaldeten Hügels an der Lake Avenue. Sie war nicht so protzig und geschmacklos wie das, was wir unterwegs gesehen hatten. Aber eine alte Frau hätte für so eine Hütte verdammt lange stricken müssen.
    Ich parkte den Jaguar im leise knirschenden Kies vor der steinernen Brüstung. Von hier aus hatte man einen fantastischen Blick über die Oyster Bay . Der Abend senkte sich langsam über die Insel, und nach und nach verwandelte sich die Küste unter uns in ein gleißendes Lichtermeer.
    Wir zeigten dem Butler unsere Dienstmarken und wurden in eine Art Vorzimmer gebracht, in dem eine weit ausladende, auberginefarbene Couch stand und ein kleiner Glastisch mit Gläsern und einer Reihe von Flaschen.
    Wir lehnten den angebotenen Drink höflich ab, und der Butler zog sich mit einer angedeuteten Verbeugung zurück. Kurz darauf erschien der Hausherr selbst und begrüßte uns jovial, wie gute Freunde, die man länger nicht gesehen hat.
    »Entschuldigen Sie Mitch, er hätte Sie hier nicht warten lassen sollen. Kommen Sie, Agents, fühlen Sie sich wie zu Hause. Was darf ich Ihnen anbieten?«
    Phil und ich tauschten einen verblüfften Blick, während wir Martin Knudson in sein beeindruckendes Wohnzimmer folgten.
    Die meisten Menschen reagieren zurückhaltend, wenn sie Besuch vom FBI bekommen. Viele haben Angst. Ihnen fallen plötzlich alle kleinen Sünden ein, die sie in ihrem Leben begangen haben, und sie fürchten, dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden.
    Nicht so Martin Knudson. Er war die Ruhe selbst und schien sich über unser Erscheinen fast schon zu freuen.
    Entweder er hatte tatsächlich ein reines Gewissen. Oder er war ein erstklassiger Schauspieler.
    »Was führt Sie zu mir, Agents?« Seine Stimme hörte sich an, als hätte er in seinem Leben zu viele Zigaretten geraucht oder zu viel Whiskey getrunken. Oder beides. Er ließ sich in einen Sessel fallen und musterte uns mit unverhohlener Neugier.
    So viel Chuzpe war mir nicht geheuer. Ich versuchte ihn aus der Reserve zu locken.
    »Colin Banks ist tot«, sagte ich knapp und ließ Knudson nicht aus den Augen.
    Er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
    »Colin Banks? Der Anwalt?«
    Ich nickte.
    »Armer Kerl. War er krank? Er war doch noch im besten Alter.«
    »Er wurde ermordet. Unmittelbar vor der Kanzlei, in der er arbeitete.«
    Keine Reaktion. Martin Knudson war eiskalt wie eine Hundeschnauze.
    »Unglaublich. Auch wenn er mein Gegner war – er war ein feiner Kerl. Wir hatten Respekt voreinander.«
    Das ließ ich mal so stehen.
    »Wurde er erschossen?«
    »Nein«, schaltete sich mein Partner ein. »Jemand hat ihm einen Finger in den Hals gebohrt.«
    Knudsons Augen wurden plötzlich schmal. Er sah mich fragend an.
    »Offenbar beherrscht der Täter eine ganz spezielle asiatische Kampfsportart«, bestätigte ich vielsagend.
    »Was den Kreis der Verdächtigen erheblich einschränkt«, ergänzte Phil.
    Ich fixierte Martin Knudson eindringlich. Zum ersten Mal schien er tatsächlich ein wenig die Fassung zu verlieren.
    »Haben Sie sich mal mit Kampfsport beschäftigt?«
    Jetzt war es endgültig um seine Contenance geschehen. Seine Augen sprangen hin und her, und auf seiner hohen Stirn bildete sich ein dünner Schweißfilm.
    »Ich und Kampfsport? Um Gottes willen! Ich halte es mit dem alten Churchill: No sports! Sehen Sie mich an …«
    Martin Knudson war ein Schrank von einem Mann. Knapp sieben Fuß groß, brachte er gut und gerne 140 Kilo auf die Waage. Aber vor ein paar Jahren konnte er ohne Weiteres ein durchtrainierter Athlet gewesen sein, der kein Gramm zu viel auf den Hüften hatte.
    »Wo waren Sie heute Mittag zwischen elf und zwölf?« fragte Phil sachlich.
    Knudson starrte meinen Partner an, als hätte er ihn aufgefordert, im Ballettröckchen die Fifth Avenue hinunterzutanzen.
    »Sie glauben doch nicht etwa, ich hätte Colin … das ist doch absurd!«
    »Beantworten Sie einfach meine Frage.«
    Knudson schnaubte
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