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Alter Hass rostet nicht

Alter Hass rostet nicht

Titel: Alter Hass rostet nicht
Autoren: Jerry Cotton
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Manhattans gemächlich seinem Ziel entgegen: dem Mezzogiorno , unserem Stammitaliener, wo wir uns ein ausgiebiges Mittagessen gönnen wollten.
    »Jetzt ein Glas Moltepulciano und ich würde drei Tage am Stück durchschlafen«, seufzte mein Partner Phil Decker auf dem Beifahrersitz.
    »Den Schönheitsschlaf hättest du auch dringend nötig«, erwiderte ich trocken – eine Anspielung auf die schwarzen Ringe unter seinen Augen. Wir waren beide in den vergangenen zwei Wochen kaum zum Schlafen gekommen. Eine Serie besonders brutaler Banküberfälle einer osteuropäischen Bande hatte uns Tag und Nacht auf Trab gehalten. Im Mezzogiorno wollten wir uns für die durchlittenen Strapazen belohnen.
    Leider hatten wir die Rechnung ohne unseren Chef gemacht. Sein Anruf erreichte mich, als ich gerade auf der Suche nach einem Parkplatz war.
    »Sagt Ihnen der Name Colin Banks etwas?«
    Ich überlegte kurz, aber bei dem Namen klingelte nichts.
    »Tut mir leid, Chef.«
    »Ehemaliger Verteidiger einflussreicher Drogenbarone, führte einige aufsehenerregende Prozesse, wobei er jeweils die Interessen des organisierten Verbrechens vertrat, seit ein paar Jahren offenbar geläutert.«
    »Klingt nach einer Geschichte mit Happy End. Was haben wir damit zu tun?«
    »Banks ist vor zwanzig Minuten in der Warren Street tot aufgefunden worden. Mitten auf dem Bürgersteig. Die genauen Todesumstände sind noch unklar.«
    Ich schluckte. Hätte der Anwalt mit seinem Ableben nicht zwei Stunden warten können?
    »Entschuldigung, Sir, ist das nicht eher eine Angelegenheit für das NYPD?« fragte ich vorsichtig.
    »Im Prinzip schon«, gab mir unser Chef recht. »Ich möchte trotzdem, dass Sie sich ein Bild von der Situation machen. Falls es sich um Mord handelt, ist nicht auszuschließen, dass er etwas mit seinen ehemaligen Verbindungen zur Mafia zu tun hat. Und das organisierte Verbrechen ist nun einmal Sache des FBI.«
    Dagegen ließ sich nichts einwenden. Ich ignorierte das Knurren meines Magens und die bleierne Müdigkeit, die mir in den Knochen saß.
    »Wir sind sowieso gerade in der Gegend und hatten nichts Besonderes vor.«
    Was mir einen vorwurfsvollen Blick meines Partners eintrug.
    »Übrigens: Die Ermittlungen des NYPD leitet Sergeant Ed Morris«, beschloss unser Chef das kurze Gespräch. »Viel Glück!«
    Ed Morris war ein alter Bekannter. Immer wenn er mit im Boot war, gab es Schwierigkeiten. Er mochte die Feds nicht, gelinde ausgedrückt.
    Ich schaltete Sirene und Warnlicht ein, vollführte einen gewagten U-Turn und nahm zügig Kurs auf die Warren Street.
    »Keine Tagliatelle verde«, mutmaßte Phil ahnungsvoll.
    »Nur ein toter Anwalt«, bestätigte ich.
    »Ein verdammt schlechter Tausch.«
    ***
    Als wir eintrafen, war der Tatort bereits weiträumig abgesperrt. Zwei Dienstfahrzeuge des NYPD und der Kastenwagen der Crime Scene Unit blockierten die Fahrbahn in Richtung Broadway. Ein junger Detective hatte alle Hände voll zu tun, die Schaulustigen zurückzuhalten, die während ihrer Mittagspause eins der umliegenden Lokale besucht hatten und eine Sensation für den anschließenden Büroklatsch witterten.
    Wir wiesen uns aus, duckten uns unter den Absperrbändern durch und traten auf den Gehweg.
    Der Tote lag vor einem kleinen Laden, der sich auf den Vertrieb afrikanischer Musik spezialisiert hatte. Äußerlich waren keine Spuren von Gewalteinwirkung zu erkennen. Kein Blut, kein eingeschlagener Schädel, keine Würgemale am Hals.
    Colin Banks lag auf dem Bürgersteig, als hätte er sich für ein kurzes Mittagsschläfchen nur einen ungewöhnlichen Ort ausgesucht. Diesen Eindruck bestätigte uns auch der Medical Examiner, ein Mann in den Fünfzigern, drahtig, mit schütterem Haarkranz und einem gewaltigen, pechschwarzen Schnäuzer.
    »Der Mann ist noch keine Stunde tot. Ich habe keine Anzeichen für eine Fremdeinwirkung gefunden.«
    Mein Partner und ich wechselten einen irritierten Blick.
    »Möglicherweise ein ganz gewöhnliches Herzversagen. Um die genaue Todesursache festzustellen, müssen wir die Obduktion abwarten.«
    Er streifte die Latex-Handschuhe ab und warf sie in den dafür vorgesehenen Beutel.
    »Sie haben meinen Bericht morgen früh auf dem Schreibtisch. Vielleicht schaffe ich es schon heute Abend.« Er nickte Phil und mir knapp zu. »Agents.« Dann verschwand er mit seinem kleinen Untersuchungskoffer im Wagen der CSU.
    Ich ging in die Hocke und besah mir den Toten näher. Auch ohne die Information von Mr High hätte ich auf einen
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