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Alter Hass rostet nicht

Alter Hass rostet nicht

Titel: Alter Hass rostet nicht
Autoren: Jerry Cotton
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einen ersten Verdächtigen. Denn Martin Knudson konnte gar nichts Besseres passieren, als seinen gefährlichen Kontrahenten loszuwerden.
    Farnsworth schien einem ähnlichen Gedanken nachzuhängen.
    »Glauben Sie, Knudson hat etwas mit Colins Tod zu tun?«, fragte er vorsichtig.
    »Darüber zu spekulieren wäre im Moment noch zu früh«, erwiderte ich. »Wenn wir vielleicht einen Blick in sein Büro werfen dürften.«
    Banks’ Büro lag auf der anderen Seite des Flurs und war ähnlich spartanisch eingerichtet wie das seines Chefs. Außer einem Laptop, einem Terminplaner, einigen Unterlagen und einer Kaffeetasse mit einem stilisierten Empire State Building als Bildmotiv stand das Foto einer außergewöhnlich attraktiven Frau auf dem Tisch.
    »Emmylou. Seine Frau. Weiß sie schon …?«
    Ich schüttelte den Kopf. Das stand uns noch bevor. Keine schöne Aufgabe.
    Farnsworth hatte nichts dagegen, dass wir den Laptop und den Terminkalender seines ehemaligen Mitarbeiters mitnahmen. Wir quittierten den Empfang und wandten uns zum Gehen.
    »Hatte Mister Banks eigentlich einen auswärtigen Termin? Oder kam er aus der Mittagspause zurück?«, fragte ich den Mitinhaber der Kanzlei auf dem Weg zum Ausgang.
    »Ein anonymer Anrufer hatte ihn zum Starbucks an der Church Street bestellt«, antwortete Farnsworth. »Angeblich hatte er eine wichtige Information für ihn.«
    Phil und ich wechselten einen überraschten Blick.
    »In welcher Angelegenheit?«
    Farnsworth hob bedauernd die Schultern.
    »Mistress Mayfair am Empfang hat den Anruf entgegengenommen. Der Mann nannte lediglich Ort und Zeit des Treffens, dann legte er auf.«
    Manchmal brachten einen Fragen weiter. Und manchmal machten sie einen Fall noch komplizierter, als er ohnehin schon war.
    Wir verabschiedeten uns von Farnsworth in dem sicheren Gefühl, ihn schon bald wiederzusehen.
    Dann machten wir uns auf den Weg zur Witwe von Colin Banks.
    ***
    Das elegante Loft, das Colin Banks bewohnt hatte, lag auf der Upper East Side, Madison Avenue, im 18. Stock einer atemberaubenden Konstruktion aus schwarzem Marmor, Glas und vergoldeten Türklinken. Der Portier residierte in einem eigenen Büro hinter kugelsicherem Glas, das größer war als mein Wohnzimmer und ausgestattet mit allem, was die moderne Überwachungstechnik zu bieten hat.
    »Gentlemen?«
    Wir zeigten ihm unsere Ausweise, und wenn er überrascht war, zwei FBI-Agents gegenüberzustehen, so ließ er sich das jedenfalls nicht anmerken.
    »Was kann ich für Sie tun?«
    »Ist Mistress Banks zu Hause?«
    Er warf einen kurzen Blick auf die elektronische Anzeigetafel und nickte dann.
    »Wir müssen sie sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    Ich überhörte seine Frage. »Welche Etage?«
    »Achtzehnte. Ich sage ihr Bescheid, dass Sie unterwegs sind.«
    Die Fahrstuhltüren schlossen sich lautlos, und ebenso lautlos glitt der Aufzug nach oben.
    »Ich glaube, wir arbeiten im falschen Job«, bemerkte Phil nachdenklich, während er die verspiegelten Wände und die kleine Tiffanylampe aus buntem Glas betrachtete, die in die Decke eingelassen war.
    »Ich wusste gar nicht, dass du auf Luxus stehst«, stichelte ich.
    »Damit will ich nur sagen: Wer sich so eine Hütte leisten kann, der hat es geschafft«, verteidigte sich mein Partner. »Oder glaubst du, dass Colin Banks sich irgendwelche Sorgen um seine Zukunft machen musste?«
    Ein dezentes Pling machte uns darauf aufmerksam, dass wir unser Ziel erreicht hatten.
    »Eher nicht«, erwiderte ich. »Aber er hat einen verdammt hohen Preis dafür bezahlt.«
    Die Türen glitten zur Seite, und vor uns stand Emmylou Banks. Sie lehnte lässig an der Tür ihres Lofts, das feuerrote, lockige Haar fiel ihr offen über die Schultern, die von einem schwarzen Kimono mit zarten Blütenmustern bedeckt wurden. Aus ihren schmalen, grünen Augen musterte sie uns mit einem unergründlichen Blick. Diese Frau ein Naturereignis zu nennen wäre die Untertreibung des Jahres gewesen.
    »Mistress Banks?«, fragte ich überflüssigerweise.
    »Mister Connor hat mich von Ihrem Besuch unterrichtet.« Ihre Stimme war kühl und glatt wie Eis in einem Bourbon-Tumbler. »Darf ich Ihre Ausweise sehen?«
    Wir zeigten sie ihr, und nach eingehender Prüfung nickte sie knapp. »Bitte …«
    Das Loft bestand aus zwei Ebenen, die durch eine Wendeltreppe miteinander verbunden waren. Es gab keine Zimmer, sondern nur einen einzigen, großen Wohnbereich, der durch Regale, Sitzelemente und riesige Pflanzenkübel in einzelne,
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