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Alter Hass rostet nicht

Alter Hass rostet nicht

Titel: Alter Hass rostet nicht
Autoren: Jerry Cotton
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wie ein asthmakrankes Walross, und sein Gesicht hatte die Farbe von reifen Himbeeren angenommen.
    »Ich war hier und habe mit meinem Anwalt telefoniert«, erwiderte er nach kurzer Bedenkzeit.
    Phil nickte zufrieden und machte sich eine Notiz.
    »Das überprüfen wir.«
    Knudson war der Meinung, sich einen Drink verdient zu haben. Er stampfte quer durch den Raum zu einer gut sortierten Hausbar und schenkte sich drei Finger eines nicht ganz billigen Bourbon ein. Er trank das Glas in einem Zug aus.
    Das schien ihm gut zu tun. Er stellte den Tumbler ab und fixierte uns herausfordernd.
    »Wenn Sie mich jetzt wieder allein lassen würden – ich habe noch zu tun.«
    Wir erhoben uns artig. Aber so einfach hinauswerfen lassen wollte ich mich nicht.
    »Sie haben einen mächtigen Gegner verloren«, sagte ich langsam und trat auf ihn zu. »Warum freuen Sie sich eigentlich nicht?«
    Ich hörte seine Backenzähne mahlen.
    Aber der Whiskey half ihm, die Kontrolle zu bewahren. Aus seinen echsenartigen Augen sah er mich lauernd an.
    »Sie sprechen von meinem Grundstück in der Pleasant Avenue …«
    »Ich spreche vom sogenannten Häuserkrieg in East Harlem«, korrigierte ich ruhig. »Ohne einen Anwalt vom Format eines Colin Banks haben die Hausbewohner doch kaum noch eine Chance, sich gegen Ihre Pläne zu wehren.«
    Martin Knudson straffte sich. Wären seine Augen Laserwaffen, wäre ich zu Staub zerfallen.
    »Jetzt will ich Ihnen mal was sagen, Agent …«
    »Cotton …«
    »… Agent Cotton. Ich bin ein freier Bürger in einem freien Land. Das Recht auf Eigentum ist ein Grundpfeiler unserer demokratischen Gesellschaft. Wenn irgendwelche Leute glauben, dieses Recht mit Füßen treten zu dürfen, sind sie bei mir an der falschen Adresse. Habe ich mich klar genug ausgedrückt!?«
    »Niemand macht Ihnen Ihr Eigentum streitig«, ergriff Phil das Wort. »Aber die Methoden, mit denen Sie versuchen, die Mieter aus ihren Wohnungen zu vertreiben, sind verdammt hart an der Grenze.«
    Knudson wandte sich meinem Partner zu. Er schwankte leicht.
    »Wenn der Staat nicht in der Lage ist, mir zu meinem Recht zu verhelfen, muss ich das eben selbst in die Hand nehmen. Das verstehen Sie doch, Agent?«
    Sein Blick verschwamm. Offensichtlich war das nicht der erste Whiskey gewesen, den er sich heute genehmigt hatte.
    Ich gab Phil ein Zeichen.
    »Wir kommen wieder«, nickte ich Knudson zu. »Dann unterhalten wir uns weiter.«
    Ich nahm meinen Partner am Arm und bugsierte ihn energisch Richtung Ausgang. Kaum hatte ich die Tür hinter uns geschlossen, protestierte er.
    »Warum hast du es plötzlich so eilig? Ich hatte den Kerl am Haken. Noch fünf Minuten und er hätte angefangen, aus dem Nähkästchen zu plaudern.«
    »Das wird er ohnehin bald tun müssen«, erwiderte ich finster. »Und zwar vor Gericht.«
    Phil runzelte verständnislos die Stirn.
    »Hast du nicht den Anhänger an seinem Schlüsselbund bemerkt?«
    »Mach’s nicht so spannend, Jerry«, drängte Phil.
    »Ein B und zwei gespiegelte C. Das gleiche Zeichen, das Colin Banks auf den Gehweg gekritzelt hat, bevor er starb.«
    Phil machte den Mund erst wieder zu, als ich den Jaguar die Küstenstraße entlang heimwärts lenkte und die Skyline New Yorks am nächtlichen Horizont auftauchte.
    ***
    Pedro Gonzales schwirrte der Kopf. Seit sieben Stunden hing er am Telefon. Sein Mund war trocken vom Reden. Außerdem hatte er zu viel Kaffee getrunken, seine Finger zitterten, und obwohl durch das offene Fenster die laue Brise einer warmen Frühlingsnacht strich, wurde ihm abwechselnd heiß und kalt.
    Pedro öffnete die Kühlschranktür, die mit kleinen, gelben Post-its bedeckt war, und angelte sich ein kühles Miller Lite aus dem Fach. Nach den ersten Schlucken ging es ihm schon besser. Er schaltete sein Handy aus, setzte sich an den schmalen Küchentisch, auf dem noch die kalten Reste seines kaum angerührten Abendessens standen, und starrte in den sternenklaren Nachthimmel.
    Colin Banks war tot.
    Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht verbreitet. Freunde hatten angerufen, Arbeitskollegen, die leicht senile Mrs Feaver aus dem Nachbarhaus, sogar der Betreiber des 7-Eleven an der East 118th Street, wo er jeden Freitag fünf Lotterie-Lose kaufte, wollte wissen, was er jetzt zu tun gedenke.
    Und natürlich die Presse. Alle großen New Yorker Blätter hatten ihre Sensationsreporter losgeschickt, um den Mann nach seinen Plänen zu befragen, der sich dem schillernden Dollar-Millionär Martin Knudson
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