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Alter Hass rostet nicht

Alter Hass rostet nicht

Titel: Alter Hass rostet nicht
Autoren: Jerry Cotton
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verpflastert. Sich um alles gekümmert, was so anfiel.«
    »Ein langer Weg vom Faktotum eines zwielichtigen Boxclubs zum Fälscher von Gemälden, die zur europäischen Hochkultur gehören«, kommentierte Phil ironisch.
    »Manchmal geht so was ganz schnell.« Ich passierte den Palisade Cemetery und erreichte die Hackensack Plank Road. »Als Kailee Anderson die Idee zu ihrer Sammlung von gefälschten Canalettos hatte, fiel ihrem Mann sofort der schmächtige Kunststudent aus dem Chinese Boxing Club ein, der ihm damals während der Rundenpausen immer die Schnürsenkel nachgezogen hat.«
    »Auch so fangen Karrieren an«, grinste mein Partner.
    »Knudson hörte sich um und erfuhr, dass Carlo Berkovich in Schwierigkeiten steckte. Kurzerhand bot er ihm seine Hilfe an. Als Gegenleistung sollte der lediglich ein paar Bilder malen.«
    »So etwas nennt man eine Win-Win-Situation.«
    »Oder eine Goldgrube.«
    Phil blickte irritiert aus dem Fenster. »Wo fahren wir eigentlich hin?«
    »Ich hoffe dahin, wo all die schönen Bilder herkommen. Ins Atelier von Carlo Berkovich.«
    »Und worauf gründet sich diese Hoffnung, wenn ich fragen darf?«
    Der skeptische Unterton war nicht zu überhören.
    »Carlo Berkovich drohte damals eine mehrjährige Haftstrafe. Knudson musste ihn also vor der Polizei verstecken, wenn er für ihn die Canalettos fälschen sollte.«
    »In einer Zelle auf Rikers Island wäre er damit womöglich aufgefallen«, grinste Phil.
    »Ein paar Jahre vorher hatte Knudson ein Grundstück am Park Place in New Jersey erworben. Auch dort will er ein neues Einkaufszentrum errichten. Er wartet allerdings bis heute auf die Baugenehmigung.«
    »Ein perfektes Versteck«, nickte Phil.
    »Zumal der New Jersey Turnpike nicht weit entfernt ist«, stimmte ich zu. »Und der nächste Wal Mart ist gleich auf der anderen Straßenseite.«
    Der Jaguar glitt fast lautlos durch das nahezu menschenleere Industriegebiet. Klobige Lagerhallen wechselten ab mit Werkstätten, düsteren Produktionsstätten und flachen, langgezogenen Warenlagern. Der Schein der Peitschenlaternen tauchte die trostlose Szenerie in ein unwirkliches Licht.
    »Man sollte nicht glauben, dass in dieser Umgebung heitere, venezianische Idyllen entstehen«, sagte Phil aufgeräumt.
    Dann sah er Zeerookah. Unser Kollege erwartete uns am Eingang zu Martin Knudsons Brachgelände, auf dem wir Carlo Berkovich vermuteten. Wegen seines dunklen Anzugs entdeckte ich ihn erst, als ich fast an ihm vorbeigefahren wäre.
    »Was macht Zeery hier?«, erkundigte sich Phil irritiert.
    »Ich wollte es dir sagen, aber ich bin nicht mehr dazu gekommen«, entschuldigte ich mich.
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    Ich hörte an seinem Tonfall, dass er gekränkt war. Natürlich hätte ich ihn einweihen müssen. Aber seit Zeerys Anruf im MoMA hatten sich die Ereignisse überschlagen.
    »Berkovich ist offenbar ein Waffennarr. Er ist Mitglied im örtlichen Gun-Club und im Besitz mehrerer registrierter Automatikwaffen. Wir wissen nicht, was uns beim Zugriff erwartet. Darum hat Zeery ein Team von Scharfschützen zusammengestellt.«
    Phil sah mich kurz an. »Darüber reden wir später.« Dann stieg er aus und begrüßte unseren Kollegen. Er stand vor einem der beiden kleinen Rundtürme aus Bruchstein, die den Eingang flankierten. Das breite Maschendrahttor war bereits offen.
    »Wie sieht’s aus?«, wandte ich mich an Zeerookah.
    »Ich habe vier Leute bekommen«, berichtete Zeery. »Alle sind auf Position.«
    »Heißt das, Berkovich ist tatsächlich hier?«
    »Das wissen wir noch nicht. Aber es gibt nur ein Gebäude auf dem Gelände, in dem er sich aufhalten kann.«
    Wir unterhielten uns im Flüsterton, um keine verräterischen Geräusche zu machen. Dann übernahm Zeerookah die Führung.
    Das ganze Grundstück war hoffnungslos verwildert. Die beiden Reifenspuren verloren sich schnell unter hohen Grasbüscheln, Farn und Eibengewächsen. Überall lag Müll herum, rostige Vogelkäfige, aufgeschlitzte Autoreifen, ausgeweidete Elektronikgeräte, Verpackungen, Zeitungen, Glasflaschen, Schuhe.
    Nach hundert Metern wurde das Unterholz dünner und vor uns tat sich eine Lichtung auf. Mitten darauf zog sich ein länglicher Flachbau hin. Alle Fenster und Türen waren zugemauert. Nur oben auf dem Dach konnte ich ein großes Schiebefenster erkennen, das allerdings geschlossen war.
    Zeery deutete stumm auf vier Punkte im angrenzenden Waldstück – die Standorte der Scharfschützen. Dann zeigte er auf eine
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