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Alter Hass rostet nicht

Alter Hass rostet nicht

Titel: Alter Hass rostet nicht
Autoren: Jerry Cotton
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Gutachter, John Reeves? Ist das auch Rockys Handschrift?«
    »Möglicherweise«, antwortete ich vorsichtig. »Aber das ist bisher nur eine Hypothese. Ich hoffe, ich bekomme gleich die Bestätigung.«
    Mr High erhob sich und reichte mir die Hand.
    »Gute Arbeit, Jerry. Halten Sie mich weiter auf dem Laufenden.«
    Ich holte Phil ab, der in der Teeküche mit Steve, Zeery und Les Bedell zusammenstand und dem neuesten Büroklatsch lauschte. Dann machten wir uns auf den Weg zu Chu Ling.
    ***
    Im Boxclub trafen wir ihn nicht an. Man nannte uns ein chinesisches Teegeschäft auf der Smith Street. An der Tür hing ein Schild: Geschlossen .
    »Und jetzt?«
    »Viele Teegeschäfte betreiben im Hinterzimmer einen kleinen Ausschank«, klärte Phil mich auf. »Wenn besondere Gäste kommen, schließt man den Laden und widmet sich ihnen mit der traditionellen chinesischen Gastfreundschaft.«
    Wir fanden einen engen Durchgang und gelangten durch ein verrostetes Eisentor auf den Hinterhof. Die Vorhänge waren zugezogen, aber durch einen schmalen Spalt erkannte ich Chu Ling. Er saß mit gekreuzten Beinen auf einem Kissen und beobachtete aufmerksam, wie ein anderer Chinese am Tisch mit diversen Schalen, Kannen und Teeblättern hantierte.
    »Eine chinesische Teezeremonie«, belehrte mich mein Partner. »Dient der Freundschaft und der Meditation.«
    »Darauf können wir leider keine Rücksicht nehmen.«
    Ich stieß eine niedrige Holztür auf, deren Schloss dringend erneuert werden musste, durchquerte einen muffig riechenden Raum, in dem massenweise leere Kartons und alte Weinflaschen herumlagen. Hinter einer weiteren Tür hörte ich Stimmen. Im nächsten Moment platzte ich mitten in die Teezeremonie, die offenbar gerade erst begann.
    Ich wandte mich an Chu Ling.
    »Tut mir leid, wenn ich störe, aber ich habe noch ein paar Fragen an Sie.«
    Chu Ling durchbohrte mich mit einem Blick.
    »Keine Angst, es wird nicht lange dauern.«
    Ich holte zwei Fotos von John Reeves aus der Innentasche meines Sakkos, die Dr. Drakenhart mir überlassen hatte. Sie zeigten Detailaufnahmen von der Wunde an seiner linken Schläfe.
    »Dieser Mann wurde heute Morgen aus dem East River gezogen«, erläuterte ich. »Er wurde erwürgt. Können Sie mir sagen, ob diese Verletzung typisch ist für eine Kampfsportart, die in Ihrem Club trainiert wird?«
    Chu Ling betrachtete die Fotos mit unbewegter Miene.
    Im Hintergrund reinigte der Teemeister die Kanne sorgfältig mit heißem Wasser. Dann nahm er einige Teeblätter aus einer silbernen Dose, gab sie in die Kanne und schüttete kochendes Wasser darauf. Alles in einer einzigen fließenden Bewegung.
    »Rabo de Arraia«, sagte Chu Ling mit seiner Fistelstimme.
    Er musste den ratlosen Ausdruck in meinem Gesicht bemerkt haben.
    »Capoeira«, fügte er hinzu. »Rochenschwanz.«
    Capoeira war eine brasilianische Kampfkunsttechnik, die auf den alten, afrikanischen Zebratanz zurückging. Der Halbmondzirkel, der Rochenschwanz und die Kleine Peitsche waren die sogenannten ›Mortals‹ – Schläge, die, richtig angewandt, unweigerlich zum Tode führten.
    »Warum war der Tritt nicht tödlich?«
    Wieder warf Chu Ling einen Blick auf die Fotos und schüttelte abfällig den Kopf.
    »Schlechter Tritt. Von Anfänger. Oder Mann hat lange nicht trainiert.«
    Zwanzig Jahre waren eine verdammt lange Zeit. Ich hatte erfahren, was ich wissen wollte, und nahm die Fotos wieder an mich.
    Der Teemeister füllte zwei Schalen mit goldenem Tee.
    »Bei unserem letzten Gespräch erwähnten Sie, dass Rocky immer viele Verehrerinnen hatte. Gab es auch mal Streit mit seinen Freunden wegen einem der Mädchen?«
    Der Chinese blickte sehnsüchtig zu dem dampfenden Tee, dessen süßes Aroma sich im ganzen Raum ausbreitete.
    »Lou«, stieß er hervor. »Lou Fornaccio.«
    »War sie Rockys Freundin?«
    »Eine Bitch«, schnaubte Chu Ling. »Machen Rocky kaputt.«
    »Sie meinen, sie hat ihn ausgenutzt?« fragte Phil.
    »Augen hier, Augen da. Schöne Augen für andere Männer. Rocky blind.«
    »Sie hat ihm Hörner aufgesetzt«, erklärte mein Partner mir überflüssigerweise.
    »War auch einer von Rockys Freunden hinter Lou her?«
    »Oh ja. Er prügeln mit Rocky. Polizei.«
    »War sein Name Martin Knudson?«
    Chu Ling schüttelte den Kopf.
    »Colin Banks?«
    »Das Name! Blasse Junge. Immer Bücher. Keine Frau. Nur Lou.«
    »Haben Sie zufällig ein Foto von dieser Lou Fornaccio?«
    Chi Lung hob bedauernd die Schultern.
    Da meldete sich der Teemeister, der gerade
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