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Altenberger Requiem

Altenberger Requiem

Titel: Altenberger Requiem
Autoren: Oliver Buslau
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Alarmanlage hatte.
    Wieder zurück, ging ich in das große Arbeitszimmer im ersten Stock. Auf dem Schreibtisch lag ein Blatt, auf dem einige Informationen für mich notiert waren. Unter anderem eine Handynummer, unter der ich Manni erreichen konnte.
    Im Internet erfuhr ich, dass es auf den Malediven dreieinhalb Stunden später war. Genau die richtige Zeit, um sich bei Manni zu melden, flüsterte mir ein kleines gemeines Teufelchen zu. Obwohl - sicher machte er dort ohnehin die Nächte durch.
    Ich wählte die Nummer und hörte sofort Mannis Stimme, die heiter verkündete: »Keine Chance, Leute. Ich bin im Paradies und komme so schnell nicht wieder. Hier gibt’s keine Mailbox, und wenn es eine gäbe, würde ich sie nicht abhören. Abgesehen davon mache ich dieses Handy praktisch nie an. Außer ich will euch anrufen. Darauf könnt ihr aber lange warten. Ach, und vergesst bitte nicht, nach dem Signalton aufzulegen. Sonst habt ihr schnell eine Mordsrechnung am Hals.«

2. Kapitel
    Das gedrungene Fachwerkhaus, das zur Hälfte mit Efeu zugewuchert war, schien missmutig auf die große Wiese hinüberzublicken. Als wundere es sich, was sich da in seiner Umgebung für neumodische Dinge taten. Zwischen den Obstbäumen leuchteten weiße Tische. Ein Stück weiter waren junge, adrett gekleidete Männer damit beschäftigt, Getränke aufzubauen. Als Sitzgelegenheiten hatte Jutta bequeme Korbstühle heranschaffen lassen.
    Das Gesamtbild wirkte, als hätte jemand eine Szene aus einem dieser Rosamunde-Pilcher-Filme, in denen am Schluss immer eine Hochzeit gefeiert wurde, ins Bergische Land übertragen.
    Ich fuhr den Feldweg entlang und versuchte auf den Vorplatz des Hauses einzubiegen, wo mein roter Golf wunderbar im Schatten des Nussbaumes stehen konnte. Aber da kam Jutta angelaufen und klopfte an die Scheibe.
    »Du kannst hier nicht parken«, sagte sie, ohne mich zu begrüßen. »Wir haben einen Teil der Wiese auf der anderen Seite zum Parkplatz erklärt.«
    Sie deutete irgendwohin. Einer der jungen Männer rief nach ihr, und schon war sie wieder weg.
    Ich brachte meinen Wagen direkt neben Juttas BMW-Flitzer unter. Ansonsten war die Fläche noch vollkommen leer. Die ersten Gäste wurden in einer Stunde erwartet.
    Gemütlich schlenderte ich an den Ort des Geschehens. Nur nicht zu schnell. Juttas Hektik konnte leicht ansteckend wirken. Als ich den kleinen Weg überqueren wollte, ratterte ein blauer Lieferwagen heran, in dessen Fahrerkabine sich vier Männer drängten. Der Wagen blieb stehen, und ein Fenster senkte sich.
    »He, Chef, wo können wir abladen?«, fragte ein bärtiger Mann.
    Ich wurde selten mit Chef angesprochen. Umso mehr freute ich mich - zumal ich Bescheid wusste. Doch bevor ich auf den Parkplatz deuten konnte, kam Jutta wieder angerannt.
    »Hier rüber. Da haben Sie einen kürzeren Weg, wenn Sie das Equipment tragen müssen.
    Der Bärtige nickte und ließ das Fahrzeug im Schritttempo hinter Jutta herrollen. Sie lotste den Transporter auf den Vorplatz unter den Baum. Als er abbog, konnte ich auf der hinteren Tür eine große, schräg angebrachte Aufschrift lesen: »Gummersbacher Rentnerband«.
    Was hatte sich Jutta dabei wieder gedacht?
    »Man macht sich keine Vorstellung, wie viel Arbeit das ist«, keuchte sie, als sie zu mir zurückkam.
    »Hält jung«, sagte ich knapp. »Wie läuft das denn hier alles so ab? Nur falls mich einer fragt.«
    »Also - wenn die Gäste kommen, werden Getränke gereicht. Natürlich nichts Alkoholisches. Eine kleine Stärkung gibt’s auch. Eine Suppe und etwas Salat -.«
    »Moment«, unterbrach ich. »Warum nichts Alkoholisches?«
    Sie sah mich an, wie man einen Irren betrachtet, bei dem die Chance auf Heilung gleich null ist.
    »Weil die Leute auf die Rallye fahren sollen. Auto fahren. Du verstehst?«
    Ich nickte nur. Meine Güte, konnte sie das alles hier nicht mal ein bisschen locker nehmen?
    »Mir ist schon ganz heiß.« Sie friemelte ein Papiertaschentuch aus ihrer weißen Jeans. Vorsichtig tupfte sie sich die Stirn ab.
    »Du hast Glück mit dem Wetter«, stellte ich fest.
    »Glänze ich?«, fragte sie.
    »Du siehst so glänzend aus wie nie.«
    Sie verzog den Mund zu einem Grinsen. »Komm mit. Dann zeige ich dir die Unterlagen für die Teams.«
    Ein Stück entfernt stand ein Zeltpavillon, darin ein runder Tisch mit Stühlen drum herum. Jutta wies auf einen Stapel Mappen und eine Schachtel voller Kugelschreiber.
    »Das hier ist sozusagen die Einsatzzentrale. Am Anfang verteilen wir die
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