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ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

ALTEA (Sturmflut) (German Edition)

Titel: ALTEA (Sturmflut) (German Edition)
Autoren: Nina Suslik
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ihnen nicht genügte, wäre ich zumindest aus meiner Verantwortung befreit. Auch, wenn ich dann nicht wusste, was mit mir passieren würde. Ich wollte helfen. Das wollte ich wirklich. Nicht nur für meine Freunde und meinen Vater, sondern auch, weil es das Richtige war, aber das bedeutete keines Falls, dass ich keine Angst hatte.
    Wir betraten einen weiteren, fensterlosen Raum, der wie ein Info-Raum aussah. Überall standen Tische mit fest installierten Tablets. Sie führten mich zu einem, der so aussah, wie ich es gewohnt war. Die Übrigen glichen dem Tablet, das mir der junge Soldat gebracht hatte. Ich hatte schon Sorge, ich müsste mit der fremden Technologie umgehen. Ob ich dann genauso hätte arbeiten können wie immer, konnte ich gar nicht sagen.
    Ibrahim reichte mir wortlos einen Dive und ich legte ihn an. Kaum waren meine Augen auf das Tablet vor mir gerichtet, ging es auch schon an.
             „Was genau soll ich machen?“ Ich nahm den Blick nicht vom Bildschirm und wartete auf eine Antwort. Diesmal war es Emil, der zu mir sprach. Seine Stimme war überraschend tief und etwas rau, so als wäre er gerade erst aufgestanden.
             „Wenn du auf die virtuellen Medien zugreifst, wirst du eine Seite finden, die TELL NEWS heißt. Wir wollen, dass du dich in ihr System hackst und es komplett lahm legst. Mach einfach alles so wie immer.“ Sagte er etwas ungeduldig. Alles so wie immer , war leichter gesagt als getan. Ich hatte das Gefühl, das schon eine Ewigkeit nicht mehr gemacht zu haben und irgendwie war es auch so. Früher hatte ich Übung und Routine darin. Ich tat es schließlich fast jeden Tag. Jetzt war ich nur nervös und mein Verstand wie blockiert. Ich atmete tief ein und machte mich an die Arbeit. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Ibrahim seine Armbanduhr nicht aus den Augen ließ, während Emil gebannt auf den Bildschirm starrte und jeden meiner Schritte genau mitverfolgte. Mir war der Dienst TELL NEWS völlig unbekannt, aber alles war aufgebaut, wie bei den unzähligen Nachrichtendiensten, die ich daheim für meine Botschaften manipuliert oder außer Betrieb gesetzt hatte. Es war nicht schwer. Nach wenigen Minuten wurde der Screen schwarz. Wählte man jetzt TELL NEWS an, erschien nur ein Fragezeichen. Ich sah nicht auf, aber die beiden Männer tauschten offensichtlich Blicke mit einander aus. Die geradezu drückende Stille im Raum verriet es mir.
             „Okay, wir versuchen noch eine andere Seite. Wiederhol' das mit WAAT TEC.“ Ich atmete noch einmal tief durch und wählte dann WAAT TEC an. Es war kein Nachrichtendienst. Alles glich den Regierungsdiensten, die ich auch des Öfteren lahm gelegt hatte. Ich hatte nicht viel Zeit mich in die Inhalte einzulesen. Auf jeden Fall war der Schutz gegen meinen Angriff diesmal besser. Ich konnte den anfänglichen Erfolg nicht auf Anhieb reproduzieren und mich packte der Ehrgeiz. Nur wenige Minuten später machte es mir sogar irgendwie Spaß. Ohne den Druck, möglicherweise erwischt zu werden, wenn ich nicht schnell genug war, gab es mir eine Herausforderung, die ich wirklich vermisst hatte. Endlich konnte mein Kopf wieder intensiv arbeiten. Meinem Verstand war es erlaubt in etwas abzutauchen, in dem ich Sicherheit und Freude fand. Ein paar Augenblicke später war auch dieser Dienst nicht mehr verfügbar. Ich sah meine Reflexion auf dem schwarzen Bildschirm und ich sah zufrieden aus. Sofort presste ich die Lippen auf einander und zog die Augenbrauen zusammen, damit die beiden Männer es nicht mitbekamen. Sie sollten auf keinen Fall denken, dass ich das hier nicht ernstnahm, oder glaubte, ihnen überlegen zu sein. Mir war sehr wohl bewusst, wie wichtig dies war und ich fühlte mich nicht im Geringsten erhaben. Für eine Weile herrschte wieder Schweigen.
             „Sehr gut Ludmilla. Das soll es für heute gewesen sein. Ich werde noch ein paar andere Tests vorbereiten. Du solltest dich darauf einstellen. Ibrahim wird dich nun zurück auf dein Zimmer bringen.“ Mit diesen Worten verließ Emil Sormansk den Raum. Ich war mir nicht sicher, aber er wirkte aufgeregt. Entweder war ich wohl erstaunlich gut oder beunruhigend schlecht. War Letzteres der Fall, dann wusste ich nicht woran es lag. Die Dienste waren außer Betrieb. Ich stand auf und drehte mich zu Ibrahim, der sofort in Richtung Tür ging. Seine Nähe war mir nach wie vor unheimlich und ich konnte seine Blicke nicht einmal für einen Moment ertragen, ohne eine
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