Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als Mutter streikte

Als Mutter streikte

Titel: Als Mutter streikte
Autoren: Eric Malpass
Vom Netzwerk:
leid,»
    «Ja», sagte Mutter ernst. «Solche Geschichten können schlimme Nachwirkungen auf ein ganzes Leben haben. Selbst wenn scheinbar längst Gras über die Sache gewachsen ist, etwas bleibt immer hängen. Und dann heißt es:     Vater schwieg eine Weile. «Ja», sagte er dann langsam, «da hast du wohl recht. Ja, da ist was dran, Clem.»
    «Deshalb hielt ich es als Mutter auch für meine Pflicht, ihr diese Last von den Schultern zu nehmen.»
    «Ja. Ja, natürlich. Wenn dir das gelungen wäre, das wäre ja wunderbar.» Vater blickte sie erleichtert an. «Aber wie hast du das bloß zuwege gebracht, frage ich mich verzweifelt?»
    «Ach, weißt du, Harry», sagte Mutter und lächelte ihn liebevoll an, «mein Rücken ist stärker als der ihre. Deshalb dachte ich, ich werde einfach so tun, als hätte ich diese Briefe geschrieben.»
    «Mein Gott», sagte Vater. «Das war aber wirklich mehr als aufopfernd von dir, Clem. Hat dir denn das überhaupt jemand geglaubt?»
    Mutter stand auf. Traurig sagte sie: «Vielleicht hätten sie es geglaubt, aber leider hatte die Sache einen Haken.»
    «Einen Haken?» Vater sah sie voller Neugier an.
    Mutter legte ein Scheit ins Kaminfeuer und sagte leidvoll: «Weil ich zwölftausend Meilen weg war, als das hier alles geschehen ist.»
    Vater sah enttäuscht aus. «Du hast es also doch an Perse hän- I gen lassen», sagte er vorwurfsvoll.
    «Nein, Lieber, natürlich nicht.»
    «Nein?! Was hast du denn -»
    «Ich habe gesagt, du hättest sie geschrieben, lieber Harry.»
    Vater war gerade im Begriff, seine Tasse an die Lippen zu setzen. Er stellte sie ab und starrte Mutter ungläubig an. «Allmächtiger», murmelte er. «Also, was soll man dazu bloß sagen...»
    «Ich wußte ja, du würdest nichts dagegen haben.»
    «Nichts dagegen? Nichts dagegen, daß das ganze Dorf jetzt glaubt, ich sei ein perverser Verrückter, der -» Dann kam ihm ein Gedanke, und erleichtert sagte er: «Aber das hat dir natürlich niemand geglaubt. Es ist einfach zu absurd!»
    «Doch, ich denke schon, daß sie es mir geglaubt haben. Und ich habe mir auch viel mildernde Umstände einfallen lassen. Vor allem habe ich ihnen erzählt, du seist völlig überarbeitet und mit den Nerven herunter. Du hättest wohl so etwas wie einen Nervenzusammenbruch gehabt.»
    Vater schlug die Hände vors Gesicht. «Einen Nervenzusammenbruch kriege ich jetzt gleich. Wie soll ich mich hier noch unter die Leute getrauen. Willst du mir das mal verraten?»
    «Harry», sagte Mutter, «alle haben es freundlich und verständnisvoll aufgenommen, und das Ganze wird bald vergessen sein, verlaß dich darauf. Und du tust es doch für Persephone, vergiß das nicht. Eben hast du noch gesagt, wie leid sie dir tut.»
    «Also, Clementine», sagte er schließlich, «du bist wahrhaftig das unmöglichste und verrückteste Frauenzimmer, das mir je begegnet ist. Ich hätte auf der Stelle die Flucht ergreifen sollen, als ich dich zum erstenmal sah. Und was tat ich Trottel statt dessen? Ich heiratete dich!»
    «Was, wie sich herausgestellt hat, ein sehr guter Gedanke von dir war», sagte Mutter unbekümmert.
    Aber Vater schien sie gar nicht zu hören. Wie im Selbstgespräch murmelte er: «Freundlich und verständnisvoll! Und das werde ich bis an mein Lebensende zu hören kriegen. Ich werde verrückt.» Er sah mitleiderregend aus mit seinen großen, traurigen Augen. «Genau wie Strindberg.»
    «Also, Harry, wirklich, ich bin erstaunt», sagte Mutter. «So viel Getue, und ich dachte, du würdest dich freuen, deiner Tochter helfen zu können.» Vater hatte sie offensichtlich enttäuscht.
    Mutter gab mir einen Gutenachtkuß, strich Vater über das ergrauende Haar und sagte: «Harry - nun hast du mich doch nicht daran erinnert, an den Hausmakler zu schreiben wegen des Hauses auf Sark. Ich muß das gleich morgen früh als erstes erledigen!»
    Vater, der wie betäubt dasaß, sagte kläglich: «Warte lieber noch ein paar Tage», sagte er. «Es hat keinen Zweck, solche Dinge zu überstürzen.»
     

25
     
    Alle Jahre geschieht es wieder: mitten im Winter eine Ahnung von Frühling. Erstes verstohlenes Grün an nachtschwarzen Zweigen. Die Wintersonne wärmt, der Wind weht mild. Morgen würde vielleicht schon wieder Winter sein, heute aber war ein Frühlingstag.
    Johnnie Wrighton fuhr auf einem neuen gelben Traktor den
    steilen Hang hinauf. Ich rief und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher