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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
Autoren: Unheilig
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der mir sofort gefiel. Und so lernte ich also Sarah Pisek kennen, dieses überaus talentierte junge Mädchen mit dem wunderschönen Song, und erst als ich ihr gegenüberstand, bemerkte ich, dass Sarah blind war. Das Lied, das sie sich erarbeitet hatte, rührte mich sehr an und ich war eigentlich der Meinung, dass kein anderes Kind ein ähnlich gutes Stück geschrieben haben könnte. Nachdem ich dann erfahren hatte, dass Sarah ohne Augenlicht leben musste, war ich noch sehr viel tiefer beeindruckt.
    Dass sich Sarah zu dem damaligen Zeitpunkt bereits zum dritten Mal beworben hatte und dabei zweimal abgelehnt worden war, war letztlich auch der Beweis hierfür, dass sie aufgrund ihrer Sehbehinderung keinen Blinden-Bonus hatte – was ich den Machern dieser Show wirklich zugutehalte.
    Als wir uns dann mit dem Produzenten dieses Liedes in einem Kölner Studio trafen, um die neu abgemischte Version von »Endlich frei« zu hören, war ich offen gestanden sehr enttäuscht. Der Gedanke hinter dieser Produktion war so logisch wie misslungen: Man war der Meinung, dass der Song mit mir als Pate – wie in der Gothic-Szene üblich – düster und dunkel klingen sollte. Ein bisschen nach Unheilig eben. Die Leichtigkeit der Demo-Version indes war dabei vollkommen verloren gegangen.
    Wir standen also vor einer sehr prekären Situation. Da war dieser sehr erfolgreiche Produzent, der sich von einem Musiker sagen lassen sollte, dass sein Werk so leider nicht funktionierte. Dazu kam auch noch, dass ich – nachdem ich mich eine Weile mit Sarah, ihrem Titel »Endlich frei« sowie dem Konzept dieser Show auseinandergesetzt hatte – zu dem Entschluss gekommen war, die zweite Strophe dieses Liedes nicht zu singen.
    Ich hatte immer wieder versucht, mir vorzustellen, wie Sarah an meiner Seite auftreten würde, und es dann am Ende vielleicht heißen könnte, dass sie nur gewonnen habe, weil der Graf mit ihr auf der Bühne stand. Eine schlimme Vorstellung, zumal meiner Meinung nach ihre Musik und auch sie selbst stark genug waren, um auch ohne meine Hilfe zu bestehen. Da ich genau in dieser Zeit mit voller Wucht durch die Medien getragen und in Radio und TV hoch und runter gespielt wurde, schien mir dieser Gedanke nicht ganz so abwegig zu sein, und so schilderte ich diesem Mädchen meine Bedenken – und meine Entscheidung: Ich wollte mit ihr an der Produktion dieses Songs arbeiten und als Pate für sie bereitstehen – den Auftritt auf der Bühne aber müsste Sarah alleine machen.
    Dieses couragierte und kluge Mädchen konnte meine Einwände verstehen und auch der Produzent zeigte sich einverstanden. Zusammen arbeiteten wir an einem neuen Sound für »Endlich frei« und dann ging es endlich auf die große Showbühne.
    Und was tat Sarah Pisek? Sie trat auf, sang ihr Lied und erhielt die meisten Stimmen! Sie alleine gewann diesen Wettbewerb, Sarah Pisek und ihr Song! Es gab nichts, was an ihrem Erfolg hätte zweifeln lassen können. Sie hatte nicht mithilfe meiner Popularität gewonnen, sondern ganz allein durch ihr Talent und ihren Mut. Eine wunderschöne, tief beeindruckende Begegnung.

Die Gedenkfeier
    Der Junge, der eigentlich immer nur Musik machen wollte, war an einem Punkt angelangt, von dem er nie zu träumen gewagt hätte. Die zwei Jahre seit Erscheinen der Großen Freiheit gehörten mit Sicherheit zu den aufregendsten meines Lebens. Der gigantische Erfolg, den diese Platte mit sich brachte, hatte mich in Sphären und Welten geschossen, die ich bis dahin nicht kannte und von denen ich auch nicht glaubte, dass ich sie je kennenlernen würde. Alles in dieser Zeit war gewachsen. Die Konzerte wurden größer, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, der Rummel, die Schlagzeilen … Ich hatte meinen alten Fanclub verloren und unzählige neue dazugewonnen.
    In meinem Publikum waren im Laufe der Zeit alle Altersschichten hinzugekommen, es wurde bunter, jünger, älter, unreifer und erwachsener – wo früher fast nur schwarz gekleidete Anhänger aus der Gothic-Szene waren, stand nun plötzlich ein Querschnitt der Bevölkerung neben dieser Szene. Gothic war nichts mehr nur für Außenseiter und Andersdenkende – bunt und schwarz sangen gemeinsam und schwenkten auch gemeinsam die Feuerzeuge. Eine schöne Vereinigung!
    Aber in diese Phase fallen auch ein paar sehr nachdenkliche, traurige und eindrucksvolle Momente, die ich nie vergessen werde. Menschen und Ereignisse, die mich beeindruckt und auch geprägt haben und denen ich hier an
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