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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
Autoren: Unheilig
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schon vom ersten Versuch an vollständig um.
    Die Zusammenarbeit mit Hennig während der Tour war nicht nur höchst kreativ, sie zeigte mir eine bis dahin unbekannte und äußerst schöne Form der Entspannung. Während man sonst im Vorfeld eines Konzertes irgendwo im Backstage-Bereich herumtigerte und nicht genau wusste, wie man die Zeit bis zum Auftritt herumbringen konnte, und dabei von Minute zu Minute nervöser wurde, war es nun häufig so, dass wir gar nicht mitbekamen, wie schnell die Zeit verging. Und dann hieß es zum Teil plötzlich: »Jungs, macht euch fertig – ihr müsst in ein paar Minuten auf die Bühne.«
    Das jedoch war nur der eine positive Aspekt dieser neuen Form des Liederschreibens. Der zweite, vermutlich noch wichtigere Punkt war die Tatsache, dass ich während dieser Zeit mit der Schreiberei eine Möglichkeit gefunden hatte, die mich ständig überfordernden Emotionen und Erlebnisse in der Musik zu verarbeiten. Und so mag es dann auch verständlich sein, wie es zu dem Konzept von Lichter der Stadt gekommen ist. Es beschreibt im Grunde nichts anderes als meine Gefühle und Erfahrungen, die ich in dieser Phase meines Lebens gemacht habe: Ein »kleiner« Junge kommt in die Stadt – in die große, weite Welt – und muss sich, überwältigt von den unzähligen neuen Eindrücken, in seiner neuen Umgebung zurechtfinden. Und am Ende kehrt er erwachsen und gereift zurück in seine Heimat …
    Die Stadt steht im Grunde synonym für den Erfolg und die Lichter für die unzähligen Momente, die ich hatte. Ich habe – besonders mit der Großen Freiheit  – diese Lichter der Stadt gesehen. Ich habe diese ganzen neuen Eindrücke und Erlebnisse, die mit meinem Erfolg verbunden waren, verarbeiten und begreifen müssen. Das alles gelang mir, indem ich das neue Album genau in dieser Phase meines Lebens machte und voranbrachte.
    Da sind die Erfahrungen, die ich bei meinen Hospiz-Besuchen gemacht habe, in »Ein guter Weg« verarbeitet, »Eisenmann« steht für die Kommerzkritik, »Tage wie Gold« beschreiben den Erfolg und die »Lichter der Stadt« stehen für Ruhe und Zeit. »Ein großes Leben« ist an meine Freunde und mein Patenkind gerichtet, während »So, wie du warst« das Heimweh beschreiben soll, das mich immer dann befiel, wenn ich zu lange von meiner Familie getrennt war.
    Die Musik wurde für mich wie ein Gespräch mit einem guten Freund, dem man alles anvertraut. Was während der Schreibsessions in irgendwelchen Hinterzimmern und an anderen abwegigen Orten herausgekommen ist, lässt sich am eindrucksvollsten an den Demobändern verstehen, die wir einer Limited Deluxe Edition von »Lichter der Stadt« beigelegt haben: In einem Stück hört man die Fahrgeräusche des Wagens, in dem wir auf dem Rücksitz komponiert haben!
    Viel intimer kann man solchen »Gesprächen« wohl kaum lauschen …

Die Ruhe vor dem Sturm
    Das Jahr 2011 ging mit der Heimreise-Tour und der Bambi-Veranstaltung langsam zu Ende. Eine ereignisreiche Zeit, von der man nicht wusste, ob sie sich noch einmal wiederholen würde. Die Produktion von »Lichter der Stadt« war fast fertig, die ersten Videodrehs hatten bereits begonnen, das Artwork für das neue Album war im Entstehen – und ich hatte, nach dem Sturm der Großen Freiheit endlich gelernt, besser mit meiner Zeit umzugehen.
    Endlich war es mir möglich geworden, meine immer weniger gewordene Freizeit bewusster zu leben. Ich war ruhiger geworden und es war mir plötzlich auch besser möglich, das Leben und die Menschen um mich herum besser wahrzunehmen.
    Im Grunde kann man sagen, dass ich Ende 2011 in der Großstadt angekommen war. Und nicht nur das – ich wusste auch jederzeit, wie ich wieder aus ihr herauskomme, um draußen – auf dem Land – meine Ruhe zu finden. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt bereits wusste, dass die ersten drei Monate des Jahres 2012 wieder voll sein würden – zum Teil waren für manche Tage bis zu 17 Interviewtermine angesetzt –, war ich mir sicher, dass ich alles schaffen würde.
    Das Artwork für die Lichter der Stadt war nach sechs Monaten dann auch fertig geworden, das Album endlich fertig gemastert und es fühlte sich ein wenig an wie die berühmte Ruhe vor dem Sturm. Eine Zeit des Innehaltens, Nachdenkens und eine Zeit, um noch einmal Luft zu holen für alles, was da noch kommen mochte.
    Ich sah den Sturm, der sich mir langsam, aber sicher näherte, aber ich konnte auch eines ganz sicher voraussehen: Es war die Gewissheit, dass
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