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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
Autoren: Unheilig
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wusste, dass er auch auf einem sogenannten Teleprompter herunterlaufen würde. Da wiederum ereilte mich die Angst, dass der Teleprompter zu schnell sein könnte, wo ich doch gerade gelernt hatte, in solchen Krisenmomenten langsam und mit Bedacht zu sprechen.
    Nun, ich lief mit Sarah, die nichts davon wusste, dass sie einen Bambi bekommen würde, über den roten Teppich – und dann hieß es, im Backstage-Bereich auf meinen so sehr gefürchteten Auftritt zu warten. Die Zeit kroch quälend langsam dahin und meine Nervosität wuchs immer mehr.
    Und dann, irgendwann – endlich – kam die Einspielmusik und ich musste raus auf die Bühne. Mir war klar, dass ich da draußen mein Zeitempfinden ausblenden musste. Der Weg zu dem Stehpult schien kilometerlang und dann, dort angekommen, fing ich einfach mit meiner Rede an.
    Diese Laudatio lief wie in Trance, die nur immer wieder vom Applaus des Publikums im Saal unterbrochen wurde. Ich stand auf einer Bühne, live im Fernsehen und hielt die Laudatio für dieses begabte und eindrucksvolle Kind.
    Und, was soll ich sagen? Es klappte! Es passierte nichts. Ein kleiner Hänger, nichts Dramatisches – ich hatte es geschafft. Geschafft, Sarah jene Würde in Worte zu fassen, die sie verdient hatte. Und ich hatte es geschafft, meinen Dämon, meinen ständigen Sprachbegleiter, zu besiegen. Das war vielleicht mein allergrößter Triumph.
    Bei der anschließenden Fotosession erklärte ich Sarah ständig, was um sie herum gerade vorging. Irgendwann brachte ich sie zu ihren Eltern. Das Mädchen war ganz einfach überwältigt von dem ganzen Trubel, aber da gab es noch einen Menschen, für den dieser Abend außergewöhnlich war: für mich!
    Als ich die Tür zu meiner Garderobe öffnete, stand Markus vor mir und lächelte mir glücklich zu. Ich schloss die Tür und schloss ihn eine ganze Weile fest in meine Arme. Er wusste, wie es um mich stand, denn er war in diesem Moment der einzige Mensch, der mich verstehen konnte.
    Die Medien berichteten über Sarah Pisek, die völlig zu Recht diesen wunderbaren Preis gewinnen konnte. Ein riesiger Erfolg für dieses Mädchen. Aber auch für mich, denn von diesem Abend an wusste ich, dass ich es kann!

»Lichter der Stadt«
    Ruhephasen, in denen man hätte Kraft und Gedanken sammeln können, gab es so gut wie keine mehr, und obwohl ich das Tour-Leben sehr genießen konnte, wurde mir dennoch bewusst, dass ich mein altes, gewohntes Leben nicht mehr würde führen können. Ich hatte bis zur Großen Freiheit einen wunderbaren Weg gefunden, meine eigene große Freiheit, über mehrere Monate völlig von der Außenwelt abgeschnitten an neuen Stücken zu arbeiten, zu genießen, und durfte ja nun bei meinem aktuellen Album auch äußerst bildhaft erkennen, welche Früchte diese Arbeitsweise getragen hatte. Und nun musste ich feststellen, dass mir künftig schlichtweg die Zeit und die Ruhe fehlen würden, konzentriert an einem neuen Album zu arbeiten.
    Bis dahin hatte mein Leben gewissen Regeln und Gewohnheiten unterlegen: Lieder schreiben, Album machen, auf Tour gehen, ein wenig ausspannen und dann in Ruhe wieder in meinem Studio an neuen Stücken arbeiten. Dieser Lebensrhythmus war fortan wohl nicht mehr zu halten, so viel wurde mir schon recht bald klar.
    Meine Sorgen und Befürchtungen teilte ich irgendwann auch Markus und Ollie mit, denn ich selbst hatte für diese Fragen eigentlich keine guten Antworten parat. Und bei dieser Geschichte zeigte sich ein weiteres Mal, wie wichtig es ist, gute Leute um sich zu haben, die einen kennen, das Geschäft verstehen und kreativ an Lösungswegen arbeiten. Markus hörte sich meine Bedenken an, verstand auch, was mich so nachhaltig beschäftigte, und schlug während dieses Gesprächs vor, ich solle doch einfach versuchen, während der Tour an neuen Songs zu arbeiten.
    Im ersten Moment konnte ich mir diese neue Vorgehensweise überhaupt nicht vorstellen, war ich doch die fast mönchhafte Abgeschiedenheit in meinem Studio gewohnt. Aber auf einen Versuch kam es dann doch an …
    Und so fingen Henning und ich während der dritten Große-Freiheit -Tour – der Heimreise – damit an, an allen möglichen und auch unmöglichen Orten an neuen Titeln zu arbeiten. Im Backstage-Bereich irgendwelcher Hallen, auf Hotelzimmern und auch im Auto – wir hatten unser kleines Studio, bestehend aus zwei Lautsprechern, einem Computer und ein paar Keyboards, fast überall im Anschlag. Und was bei diesen Sessions herauskam, haute mich
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