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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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welch großer Erfolg uns vergönnt war. Diese Minuten auf der Couch werden für mich auf immer unvergesslich bleiben.
    Ich war im Begriff, zum ersten Mal einen Publikumspreis für meine Musik zu bekommen. Sicher, zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns mit der Großen Freiheit schon ein paar Goldene Schallplatten erspielt, aber eine Abstimmung aus der Bevölkerung? Fernsehzuschauer, die zum Hörer griffen und für Unheilig stimmten – das kannte ich damals nicht. Dass ich – nachdem unser Sieg feststand – ohne meinen Gehrock auf die Bühne ging, um noch einmal das Siegerlied (!) zu spielen, zeugt davon, wie aufgeregt ich in diesem Moment war und wie sehr mich dieses Ergebnis am Ende auch überwältigt hatte!
    Ich hatte ein Lied geschrieben, das offensichtlich ganz Deutschland gut fand. Ich, der »Graf« von Unheilig. All die Kritik, die ich bis dahin hatte einstecken müssen, prallte in diesem Augenblick ganz einfach ab. Dieser Erfolg hatte mir gezeigt, dass alles richtig war. Und bei all dem war mir überdies auch noch bewusst, dass dieser wunderbare und wertvolle Mensch – meine Mutter – in diesem Moment zu Hause vor dem Fernseher saß und all dies sehen und genießen konnte …

Fernsehen bildet …
    Es schien noch immer kein Halten zu geben und als ob ich nicht schon genug erlebt und zu verarbeiten gehabt hätte, wurde mir auch noch mitgeteilt, dass ich einen Bambi überreicht bekommen sollte. Der Bambi 2010! Eine Auszeichnung, die ich zunächst einmal gar nicht fassen konnte, handelte es sich doch um einen Medienpreis, den vor mir unzählige große Künstler, Politiker und Persönlichkeiten gewonnen hatten. Die Sendung kannte ich aus dem Fernsehen und da standen regelmäßig Stars wie Tom Cruise, Michael Schumacher oder Marcel Reich-Ranicki auf der Bühne. Und nun? Ich, der »Graf« von Unheilig, den noch gut ein Jahr zuvor kaum einer kannte? Ich sollte also auf dieser gigantischen Showbühne einen Preis entgegennehmen, den vor mir die Besten der Besten bekommen hatten?
    Was ich an diesem Tag versuchen musste, zu begreifen, machte nicht nur stolz, sondern verstärkte auch umgehend wieder meine alten Ängste. Denn eines war mir auch sehr schnell klar geworden: Wer einen »Bambi« überreicht bekam, musste eine Dankesrede halten. Eine Rede, ich, vor einem Millionenpublikum an den Fernsehgeräten in einem Saal, in dem die wichtigsten Personen Deutschlands saßen …
    Ein unmögliches Unternehmen! Ich sprach mit Markus und Ollie und sah keinen Ausweg, aus diesem bevorstehenden Desaster irgendwie herauszukommen. Und dann kam auch noch Markus und meinte, er müsse mir erklären, wie ich diese Rede doch meistern könnte. Ein Musikmanager, der von Sprechstörungen so wenig zu wissen schien wie ich von Molekularbiologie. »Sprich langsam und mach Pausen!«, erklärte er und ich dachte nur: Ja klar, ich habe mein Leben lang alles probiert, war bei Logopäden, Ärzten und anderen Fachleuten – und keiner hat es vermocht, diese Einschränkung erfolgreich zu bekämpfen. Und nun also Markus?
    Nachdem ich mich einige Zeit später wieder von meinem Ärger über diesen besonders schlauen Rat meines Managers und Freundes Markus beruhigt hatte, versuchte ich, seinen Rat einfach mal in die Tat umzusetzen. Langsam sprechen, mit Bedacht, Pausen an den richtigen Stellen, ruhig atmen … und … Es funktionierte! Ich hatte kaum noch Hänger und konnte mit einem Mal flüssig und ohne zu stottern vor anderen Menschen reden – und zwar auch dann, wenn der Stress am größten war.
    Gleichwohl, die Nervosität vor diesem Auftritt übertraf alles, was ich bis dahin erlebt hatte. Von der Laudatio, die Cosma-Shiva Hagen an jenem Abend für mich gehalten hatte, habe ich leider nichts mitbekommen – dafür war ich viel zu aufgeregt. Heute, nachdem ich mir eine Aufzeichnung angeschaut habe, weiß ich, dass es schöne Worte waren, die sie für mich gefunden hatte.
    Der Bambi hat noch immer einen Ehrenplatz in meiner Vitrine. Er ist wunderschön. Und er steht für so vieles: meinen Werdegang, meinen langen Atem, meine Musik – und meine Dankesrede, mit der ich den Bambi meinem verstorbenen besten Freund widmete und die ich dank Markus so gut und störungsfrei halten konnte. Und er steht für den äußerst gelungenen Versuch, mit anderen Künstlern zusammen auf der Bühne zu stehen. Denn die neue Version von »Geboren um zu leben« an der Seite von Adoro empfand ich persönlich derart schön und stimmungsvoll, dass ich mir vorgenommen

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