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Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)
Autoren: Jost Kaiser
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fünf breiten und drei schmaleren, das Möbelhaus.
    Die Entscheidung für den Innenausbau in Langenhorn erweist sich als vorausschauend: Knapp zwei Monate später ist Helmut Schmidt nicht mehr Kanzler. Seitdem regiert er die Welt einfach aus seinem Arbeitszimmer vor den Billy-Regalen sitzend weiter.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … Kaffee ausschenkte
    19. November 1989. Willy Brandt erlebt seinen dritten Frühling. Er ist der Star der Wende, überall wo er hinkommt, jubeln ihm DDR-Bürger zu. Für sie ist er das Gesicht der Ostpolitik. Brandt philosophiert über die »Winde des Wechsels« und ist natürlich in Berlin. So wie alle, die Weltpolitik erleben wollen.
    Aber auch in Hamburg, das eher im Windschatten der Ereignisse liegt, stinkt es nach Trabi. Die Hamburger SPD sorgt sich um die klammen Ossis, die das Begrüßungsgeld noch nicht oder schon nicht mehr haben.
    Vor der Parteizentrale in der Kurt-Schumacher-Allee 10 wird ein Tisch aufgebaut und Kaffee für lau ausgeschenkt. Die Trabi-Reisenden stoßen, statt wie in Berlin auf den Weltpolitiker Willy Brandt, hier im Norden auf die Hamburger SPD-Parteigrößen Traute Müller, Günter Elste und Helmuth Frahm an, die nicht ganz so bekannt sind. Der vierte Mann an der Kaffeefront sorgt für Entschädigung: Er trägt eine Mütze, ist bestens gelaunt und schenkt ebenfalls unermüdlich West-Kaffee aus – es ist Helmut Schmidt. Vielleicht will er sich ja revanchieren: 1981, beim Besuch in Güstrow, hatte ihm Erich Honecker ein Bonbon geschenkt.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … in Israel für seinen Großvater gelobt wurde
    Zu den Staatsmännern seiner Amtszeit, die Helmut Schmidt nicht ausstehen kann, gehört der israelische Premier Menachem Begin. Schmidt möchte zwar in guter sozialdemokratischer Entspannungsmanier mit allen gut Freund sein. Bei der Verbesserung der Beziehungen zu den arabischen Ländern hilft dann aber auch noch erheblich, dass bei denen etwas im Boden liegt, das in Barrel gemessen wird. Das kann Israel nicht bieten.
    Schmidt will den Saudis Leopard-2-Panzer verkaufen – für die Israelis hat er vor allem seinen gefürchteten Schmidt-Exportschlager im Gepäck, mit dem er schon Jimmy Carter zermürbt hat: Belehrung.
    Gerade als Angehöriger der geteilten deutschen Nation, die ja wohl ein Recht auf Selbstbestimmung habe, müsse man den Palästinensern dasselbe Recht zugestehen, verkündet Schmidt Richtung Israel.
    Menachem Begin findet das gerade nicht und lässt verlauten: »Es ist nackte Arroganz und Frechheit, meiner Generation, der Generation der Vernichtung und der jüdischen Wiedergeburt, zu sagen, dass Deutschland eine Schuld gegenüber den Arabern hat.«
    Daraufhin weigert sich Schmidt beharrlich, zum Staatsbesuch nach Israel zu reisen.
    Loki hingegen hat keine Probleme mit Israel – schließlich hat sie in Jerusalem den »Europäischen Pflanzengarten« angelegt.
    1985 kommt Schmidt doch ins Heilige Land – als Privatmann. »Ich bin ein privater Bürger, der etwas für seine politische Erziehung tut«, sagt Schmidt, um dann doch gleich zur ökonomischen Erziehung der anderen überzugehen. Bei einem Abendessen doziert er ausführlich über die schlechte Wirtschaftslage in Israel – und erntet Lob.
    Gerade ist herausgekommen, dass Schmidt einen jüdischen Großvater hatte. Und weil man dort Humor besitzt, witzelt man in Israel über Schmidt: »Jetzt ist wenigstens klar, woher er seine Intelligenz hat.«

Als Helmut Schmidt einmal …
    … mit Ronny so weitermachen wollte, wie er mit Jerry und Jimmy aufgehört hatte
    Helmut Schmidt ist es gewohnt, amerikanischen Präsidenten umfangreiche Vorträge über ordentliche Wirtschaftspolitik zu halten. Deren Probleme – Inflation, explodierende Staatsschulden, Außenhandelsdefizit, horrender Energieverbrauch – gibt’s in Deutschland nicht. Denn Germany ist Schmidt-Country. Und da wird ordentliches »Crisis Management« betrieben, und zwar von »Schmidt the lip« persönlich.
    Aber der Kanzler ist immer gern bereit zu erklären, wie’s gemacht wird. Man muss halt Zeit mitbringen.
    So hat er es mit seinem Freund Gerald »Jerry« Ford gehalten und erst recht mit Jimmy Carter, den Schmidt nicht nur für einen Laienprediger, sondern auch für einen Laienpolitiker hält.
    Im November 1980 sitzt Schmidt ein neuer Mann gegenüber. Schmidt will mit Ronald Reagan einfach so weitermachen, wie er es liebt: Schmidt redet, Präsident hört zu.
    Reagan ist noch gar nicht im Amt, sondern gewählter
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