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Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)
Autoren: Jost Kaiser
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Kanzler, als unerschütterlicher Käpt’n Deutschland die Bundesrepublik durch »schwere Fahrwasser« hindurchgesteuert habe. Gegen den sturmerprobten Schmidt erscheinen alle anderen höchstens als Freizeitkapitäne.
    Doch mit den Japanern kommt Schmidt nicht klar. Er, Schmidt-Schnauze, versteht die japanische Bescheidenheit nicht und dass Japaner mitunter das Gegenteil von dem sagen, was sie meinen.
    1979 eröffnet der japanische Premier Masayoshi Ohira das Treffen sinngemäß mit den Worten: »Entschuldigen Sie, ich verstehe nicht viel von der Sache und fühle mich ihr nicht gewachsen.« Schmidt bleibt ratlos zurück. Er versteht nicht, dass Ohira sich selbstverständlich genauso kompetent fühlt wie Schmidt, anders als dieser es aber nicht jedem ständig sagt.
    Beim Weltwirtschaftsgipfel in Venedig sitzt Schmidt neben einem ihm unbekannten japanischen Spitzenbeamten. Der Mann redet den ganzen Tag nicht und lächelt nur. »Halten Sie für möglich, dass er intelligent ist?«, fragt ein zermürbter Schmidt am Ende eines langen schweigsamen Tages einen anderen Teilnehmer der Sitzung.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … von Loki hoheitliche Aufgaben abgenommen wurden
    1. Juli 1977. Ein deutscher Sommer. Der gleichnamige Herbst mit den RAF-Anschlägen kommt erst noch. Kanzlerfest.
    Es steht unter dem Motto »Hat die Welt Töne? – 100 Jahre Edison- Grammophon«. Die Leute aus dem Kanzleramt haben Volker Kühn als Spaßvogel angeheuert. Er soll für lustige Elemente sorgen – vielleicht ahnt ja jemand, dass es bald sehr unlustig wird in Deutschland. Kühn ist Kabarettist, Regisseur, Drehbuchautor und hat mit Dieter Hildebrandt die Notizen aus der Provinz gemacht. Er wird später literarischer Nachlassverwalter von Wolfgang Neuss, der mit dem Spruch bekannt wurde: »Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen.«
    Als Kühn mit langen Haaren vor dem Kanzleramt auftaucht, fummeln die Beamten des Bundesgrenzschutzes nervös an ihren MPis. »Jungs, entspannt euch, der Chef erwartet mich«, sagt Kühn.
    Beim Kanzlerfest im Garten der Regierungszentrale lässt Kühn allerlei lustiges Gerät aufstellen, darunter eine »Witzmaschine«, die nach Geldeinwurf Kanzlerkalauer vom Tonband ausspuckt.
    Eigentlich macht der Kanzler vor Beginn des Festes einen Rundgang und nimmt die Vergnügungen ab. Ehe es losgehen soll, nimmt aber Loki Schmidt Kühn beiseite: »Herr Kühn, wir machen das mal zusammen. Der Helmut hat doch so gar keinen Humor.«

Als Helmut Schmidt einmal …
    … statt mit Willy und Herbert mit Raphaela, Petra und Natascha die Bühne teilen musste
    Aber es kommt auf dem Kanzlerfest doch noch zum Tatbestand von Schmidt-Humor. Kühn hatte Jahre zuvor eine lustige Schallplatte herausgebracht: Auf der LP Politparade sind Redeschnipsel von Strauß, Kohl und Schmidt mit Pop, Boogie-Woogie und Reggae vertont worden – eine frühe Form des Sampling. Die Platte landet sogar in den Charts. Kühn schlägt vor, Schmidt solle doch zwei Songs aus der Politparade als Playback im Bonner Stadttheater vortragen. Wohl in Unkenntnis, was da auf ihn zukommt, sagt Schmidt zu.
    Kühn: »Ich bestand auf einer intensiven Probe, die an einem späten Juniabend – Schmidt kam gerade aus Kanada gejettet – in Bonn stattfinden sollte. Dort saß man also – Parodierer und Parodierter – auf dem Ledersofa des Kanzleramts friedlich nebeneinander, hörte die starken, schmidtschnauzigen Sprüche ab. Wenig später stand der Profi mit seinen beiden Politparade- Nummern – vorgeführt wie geprobt – auf der Bühne des Bonner Stadttheaters, als wär’s bei Heck im ZDF. Eingerahmt von drei leichtgeschürzten Go-go-Girls, feuerte er hinterm Attrappen-Mikro und zum Vollplayback sein ›persönliches Langzeit-Motto‹ ins Parkett.«
    Die Go-go-Girls heißen Raphaela, Petra und Natascha. Im Parkett sitzen drei wichtige Männer. Sie heißen Bruno, Olof und Anker. Sie sind die Regierungschefs von Österreich, Schweden und Dänemark. So was haben sie noch nie gesehen.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … nicht mehr Kanzler war
    1. Oktober 1982. Letzter Tag als Kanzler. Erst redet Schmidt im Bundestag. »Dem Herrn Kollegen Genscher« muss er eine unerfreuliche Nachricht überbringen: » Über viele Jahre, Herr Kollege Genscher, werden die Bürger dieses Verhalten nicht vergessen. « Dem »Herrn Dr. Kohl« hingegen hält Schmidt dessen »wahrheitswidrige Parole vom Staatsnotstand« vor.
    Aber »die Bürger« vergessen »dieses Verhalten« des
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