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Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)
Autoren: Jost Kaiser
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Öl mehr haben. Dann werden alle Autos mit Batterien fahren. Dazu brauchen wir Atomkraftwerke, damit wir die Batterien aus der Steckdose aufladen können.«
    Erhard Eppler, der Mann mit dem Rollkragenpulli, der Schmidt mit Öko-Ideen ständig nervt, sieht im Kanzler einen Konkurrenten auf seinem Spezialgebiet, der in der SPD langsam in Mode kommenden Disziplin des »Querdenkens« heranwachsen: »Wenn ich so einen Kram erzählt hätte, würde man sagen, ich sei ein Phantast.«

Als Helmut Schmidt einmal …
    … Bischöfen die Geburtenkontrolle empfahl
    1979. Staatsbesuch in Brasilien. Helmut Schmidt ist nach Lateinamerika geflogen, um nicht zuletzt den linkslastigen Kirchen- und Gewerkschaftsvertretern ihre Flausen auszutreiben. Die gleichen Leute, links, christlich, nervig – Stichwort Erhard Eppler –, strapazieren ja schon in Deutschland die Geduld des Kanzlers.
    Zwar regiert in Brasilien eine Militärjunta, aber der Kanzler findet trotzdem, Realismus und nicht moralische Empörung sei oberstes Gebot.
    Der Metallarbeiterführer Luiz In á cio da Silva beschwert sich beim Kanzler über niedrige Löhne auch beim brasilianischen Ableger von VW. Der habe kein ökonomisches Wissen, lässt der Kanzler später verlauten, hat aber eine Idee, wie sich das ändern ließe: Er solle doch mal bei VW-Betriebsräten in Wolfsburg ein Praktikum machen.
    Der Mann reüssiert dann doch noch, auch ohne Praktikum bei VW: 2002 wird Luiz In á cio da Silva, besser bekannt unter dem Nama Lula, brasilianischer Präsident.
    Und als brasilianische Bischöfe über die sozialen Verhältnisse im Land klagen, empfiehlt der Kanzler, sie sollten lieber mal mithelfen, die Geburtenrate zu senken.
    Die Männer in den Talaren erinnern ihn wahrscheinlich irgendwie an die eigene Parteijugend, deren Vorsitzender gerade Gerhard Schröder ist: »Wie ein Jungsozialist«, also »schrecklich naiv« seien sie alle. »So ein Bischof«, mäkelt der Weltökonom, »weiß nicht mal, was eine Milliarde ist.«

Als Helmut Schmidt einmal …
    … keine Lust auf einen Platz in der Air Force One hatte
    Juli 1978. Jimmy Carter kommt nach Deutschland, um seinem wichtigsten Verbündeten einen Besuch abzustatten: Es ist Weltwirtschaftsgipfel in Bonn. Die Weltwirtschaft allerdings kennt nur einen Platzhirschen: Helmut Schmidt.
    Schmidt hat sich diesmal vorgenommen, Jimmy Carter nicht ganz so hart ranzunehmen wie sonst. Doch daraus wird nichts. Das liegt an zwei Regierungsjets und der Frage, wer mit was fliegt.
    Der Präsident ist wie immer mit der Air Force One unterwegs, einer Boeing 707, militärische Bezeichnung VC-137C. Das Flugzeug, in dem schon JFK flog. Mit Satellitenverbindung nach Washington und allem Drum und Dran.
    Das Größte, was Helmut Schmidt zur Verfügung hat, ist ebenfalls eine Boeing 707. Aber da ist nur ein Gerät zum Empfang von Fernkopien drin, wie Faxe damals heißen. Außerdem heißt die auch nicht Air Force One, sondern »August Euler« oder »Hermann Köhl«.
    Als es darum geht, mit welchem Flugzeug die beiden nach Frankfurt fliegen, wo der Präsident eine amerikanische Garnison besuchen will, weigert sich Carter, mit Schmidt in einen deutschen Luftwaffenjet zu steigen. Dabei ist sogar schon Leonid Breschnew ein paar Monate vorher gern mitgeflogen.
    Carter prahlt, er brauche immer die Stand-by-Verbindung nach Washington. Falls ein Krieg ausbricht oder eine Revolte im Kongress – Schmidt verstehe schon.
    Schmidt versteht vor allem, dass es nichts mehr wird mit ihm und Carter, und rächt sich.
    Der Präsident bietet dem Kanzler und seinem Team jovial vier Plätze in der Air Force One für den Flug von Rhein-Main nach West-Berlin an. Er hält das für eine generöse Geste.
    Jeder Regierungschef eines kleinen Landes hätte wahrscheinlich Freudentränen in den Augen gehabt. Jeder – außer Schmidt.
    Carter hat Schmidts Einladung ins Privathaus nach Langenhorn ausgeschlagen und will nicht im Bundeswehrjet fliegen. Jetzt will Schmidt auch nicht in die Air Force One, Legende hin oder her. Eine Boeing 707 hat er schließlich selbst.
    Der Kanzler fliegt also allein – allerdings kommt er ganz ohne Hilfe des großen Bruders nicht nach Berlin. Er steigt in eine kleinere amerikanische Maschine, denn deutsche Jets dürfen zu dieser Zeit Berlin nicht anfliegen.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … um den deutschen Schnapstrinker sorgte
    Im Herbst 1981 denkt der Kanzler über Steuererhöhungen nach. Mit dem zusätzlich eingenommenen Geld sollen Jobs geschaffen
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