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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
Autoren: Clifford D Simak
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Merkwürdiges passiert. Man kann mit so vielen Atombomben wedeln, wie man will, und keiner ergreift die Flucht. Aber gib ihnen billiges Land und jeder Familie ein Flugzeug, schon sausen sie auseinander wie die Kaninchen.«
    John J. Webster stieg die breiten Steinstufen zum Rathaus hinauf, als ihn die wandelnde Vogelscheuche mit der Flinte unter dem Arm einholte.
    »Tag, Mr. Webster«, sagte die Vogelscheuche.
    Webster starrte ihn an, dann erkannte er sein Gegenüber. »Levi«, sagte er. »Wie steht's, Levi?«
    Levi Lewis grinste mit lückenhaftem Gebiss. »Mittelgut. Der Garten macht sich, und die jungen Kaninchen geben eine gute Mahlzeit.«
    »Sie haben doch nichts mit den Dingen zu tun, die man den Häusern zur Last legt?«, fragte Webster.
    »Nein, Sir«, erklärte Levi. »Von uns illegalen Siedlern hat da keiner mitgemacht. Wir halten uns an die Gesetze. Wir sind nur da, weil wir anderswo nichts verdienen können. Dass wir da wohnen, wo die andern einfach weggegangen sind, tut keinem weh. Die Polizei schiebt uns nur die Diebereien und andere Sachen in die Schuhe, weil jeder weiß, dass wir uns nicht wehren können. Wir sind die Sündenböcke.«
    »Freut mich zu hören«, sagte Webster. »Der Chef will die Häuser anzünden.«
    »Wenn er das versucht«, sagte Levi, »bekommt er es mit etwas zu tun, womit er nicht rechnet. Sie treiben uns mit ihrem Tankanbau von unseren Farmen, aber noch einmal lassen wir uns nicht verjagen.« Er spuckte in hohem Bogen über die Treppe. »Sie haben nicht vielleicht ein bisschen Kleingeld bei sich?«, fragte er dann. »Die Munition ist mir ausgegangen, und jetzt, da die Kaninchen …«
    Webster steckte die Hand in die Westentasche und holte einen halben Dollar heraus.
    Levi grinste. »Das ist nett von Ihnen, Mr. Webster. Ich bringe Ihnen auch im Frühjahr ein paar Eichhörnchen vorbei.«
    Der Siedler berührte den Hut mit zwei Fingern und stieg die Stufen hinab; die Sonne blitzte auf dem Flintenlauf. Webster setzte seinen Weg fort.
    Die Stadtratssitzung war in vollem Gang, als er den Saal betrat.
    Polizeichef Jim Maxwell stand am Tisch, und Bürgermeister Paul Carter richtete gerade eine Frage an ihn.
    »Glauben Sie nicht, dass Sie ein bisschen voreilig sind, Jim, wenn Sie so gegen die Häuser vorgehen wollen?«
    »Nein«, erwiderte Maxwell. »Abgesehen von ein paar Dutzend wohnen nirgendwo mehr die richtigen oder vielmehr die früheren Eigentümer. Weil keine Steuern mehr gezahlt wurden, gehören sie ausnahmslos der Stadt. Sie sind nichts anderes als eine Beleidigung für das Auge und eine Gefahr. Sie haben keinen Wert, nicht einmal Schrottwert. Holz? Wir verwenden kein Holz mehr. Kunststoffe sind besser. Stein? Wir nehmen Stahl statt Stein. Nicht ein einziges von ihnen besteht aus verwert baren Materialien. Inzwischen werden sie zur Zuflucht von kleinen Gaunern und unerwünschten Elementen. Durch die wild wachsenden Pflanzen sind sie zu idealen Verstecken für alle Sorten von Verbrechern geworden. Jemand begeht ein Verbrechen und verschwindet so fort in den Häusern – dort ist er sicher, denn ich könnte tausend Männer hinschicken, sie fänden ihn doch nicht. Es lohnt sich nicht, sie abzureißen. Und trotzdem sind sie, wenn nicht eine Gefahr, so zumin dest ein Ärgernis. Wir sollten sie beseitigen. Mit Feuer geht es am schnellsten und billigsten. Wir würden alle notwendigen Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
    »Wie steht es mit der juristischen Seite?«, erkundigte sich der Bürgermeister.
    »Das habe ich überprüft. Jeder hat das Recht, sein Eigentum zu zerstören, wie es ihm beliebt, solange niemand gefährdet wird. Dasselbe gilt wohl auch für eine Stadtverwaltung.«
    Stadtrat Thomas Griffin sprang auf. »Sie stoßen damit viele Leute vor den Kopf«, sagte er. »Sie brennen eine große Zahl alter Heimstätten nieder. Viele Leute hängen gefühlsmäßig …«
    »Wenn sie etwas dafür übrighaben, warum zahlen sie dann nicht ihre Steuern und kümmern sich darum?«, fauchte der Polizeichef. »Warum sind sie auf das Land geflüchtet und haben ihre Häuser einfach sich selbst überlassen? Fragen Sie doch Webster. Er kann Ihnen sagen, wie viel Erfolg er hatte, als er damals die Leute für ihre Heimstätten interessieren wollte.«
    »Sie meinen die Farce mit der ›Alten Heimat‹«, sagte Griffin. »Das ging daneben. Natürlich ging es daneben. Webster hat so dick aufgetragen, dass den Leuten übel wurde. Mit Handelskammer-Geist erreicht man nichts mehr.«
    Stadtrat Forrest King
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