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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
Autoren: Clifford D Simak
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Straßen verfallen ließen. Jahre, die mit dem Aufstieg der Hydroponik-Anbauweise die Bestellung von Feldern überflüssig gemacht hatten. Jahre, die mit dem Verschwinden der Farm als wirtschaftlichem Faktor billiges Land brachten und die Stadtbewohner in die Provinz übersiedeln hießen, wo jeder für den Preis eines Stadtgrundstücks weite Flächen erwerben konnte. Jahre, die den Hausbau so durchgreifend revolutioniert hatten, dass die Familien ihr Heim einfach verließen und ein neues bezogen, das maßgefertigt nicht einmal die Hälfte eines Vorkriegsbaus kostete und mit geringem Aufwand verändert werden konnte, um zusätzlichen Platz zu gewinnen oder auch nur einer vorübergehenden Laune zuliebe.
    Gramp rümpfte die Nase. Häuser, die man jedes Jahr umbauen konnte, wie man sonst Möbel umstellte. Was konnte das schon für ein Leben sein?
    Er stapfte langsam den staubigen Weg hinunter; mehr war von einer noch vor wenigen Jahren belebten Seitenstraße nicht geblieben. Eine Geisterstraße, sagte sich Gramp – voll von scheuen, kleinen Geistern, die nachts miteinander flüsterten. Geister spielender Kinder, Geister umgeworfener Dreiräder und Tretroller. Geister schwatzender Hausfrauen. Geister ausgetauschter Grußworte. Geister flackernder Kaminfeuer und Rauchkringel aus den Schornsteinen in den Winternächten.
    Kleine Staubwölkchen erhoben sich nach jedem seiner Schritte und warfen weißen Puder auf seine Hosenumschläge.
    Dort drüben, das alte Haus von Adams. Adams war furchtbar stolz darauf gewesen, entsann er sich. Eine graue Fassade aus unbehauenen Steinen und große Panoramafenster. Jetzt waren die Mauern grün vor Moos, und die Fenster mit den zerbrochenen Scheiben grinsten hohläugig. Unkraut hatte den Rasen erstickt und sich an der Eingangstreppe hochgerankt. Eine Ulme drückte mit ihren Ästen gegen den Giebel. Gramp konnte sich noch an den Tag erinnern, als Adams diese Ulme gepflanzt hatte.
    Einen Augenblick lang stand er dort im Staub der Straße, beide Hände auf den Stock gestützt, die Augen geschlossen.
    Durch den Nebel der Jahre hörte er das Schreien spielender Kinder, das Bellen von Conrads Pudel auf der Straße. Und da war auch Adams, nackt bis zum Gürtel, die Schaufel schwingend, um das Loch auszuheben, während die Ulme mit in Rupfen eingewickelten Wurzeln auf dem Rasen lag.
    Mai 1946. Vor vierundvierzig Jahren. Kurz nachdem er und Adams gemeinsam aus dem Krieg nach Hause gekommen waren.
    Schritte näherten sich; Gramp öffnete erstaunt die Augen.
    Vor ihm stand ein junger Mann. Ein Mann von dreißig Jahren etwa. Vielleicht noch etwas jünger.
    »Guten Morgen«, sagte Gramp.
    »Hoffentlich habe ich Sie nicht erschreckt«, sagte der junge Mann.
    »Sie haben mich hier stehen sehen, mit geschlossenen Augen und gedacht, ich sei ein Trottel?«, fragte Gramp.
    Der junge Mann nickte.
    »Ich habe an die Vergangenheit gedacht«, sagte Gramp.
    »Sie leben hier?«
    »Da unten an der Straße. Als Letzter in diesem Stadtteil.«
    »Vielleicht können Sie mir behilflich sein.«
    »Legen Sie los«, sagte Gramp.
    Der junge Mann geriet ins Stottern. »Tja, nun, sehen Sie, es ist so. Ich mache eine Art von … na ja, man könnte es eine sentimentale Pilgerfahrt nennen.«
    »Ich verstehe«, sagte Gramp. »Dasselbe tue ich auch.«
    »Ich heiße Adams«, sagte der junge Mann. »Mein Großvater muss hier irgendwo gewohnt haben. Ich möchte wissen …«
    »Genau da drüben«, sagte Gramp.
    Sie standen nebeneinander und betrachteten das Haus.
    »Früher war es sehr schön«, sagte Gramp. »Ihr Großvater hat den Baum gepflanzt, als er vom Krieg heimgekommen ist. Ich war den ganzen Krieg mit ihm zusammen, und wir wurden gemeinsam entlassen. Das war vielleicht ein Tag …«
    »Es ist schade«, sagte der junge Adams. »Wirklich jammerschade …«
    Aber Gramp schien ihn nicht zu hören. »Ihr Großvater?«, fragte er. »Ich weiß nicht mehr recht, was aus ihm geworden ist.«
    »Er ist tot«, sagte Adams. »Schon lange.«
    »Er hat mit Atomenergie zu tun gehabt«, sagte Gramp.
    »Richtig«, erwiderte Adams stolz. »Er stieg sofort ein, als sie für die Industrie freigegeben wurde. Gleich nach dem Moskauer Vertrag.«
    »Nachdem sie sich einig geworden waren, dass sie keinen Krieg führen konnten.«
    »Stimmt.«
    »Es ist ziemlich schwer, einen Krieg zu führen«, sagte Gramp, »wenn man nichts hat, auf das man zielen kann.«
    »Sie meinen die Städte«, sagte Adams.
    »Genau«, erwiderte Gramp, »mit ihnen ist etwas
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