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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction
Autoren: Clifford D Simak
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sagen, und seiner Beliebtheit scheint es nicht zu schaden.)
    Zu dieser Zeit hatte auch noch kein Mensch vom Moore'schen Gesetz gehört. Wir zuckten nicht zusammen, wenn wir hoch entwickelte Zivilisationen voller Haushaltsroboter und Schwerelosigkeitsgeneratoren präsentiert bekamen, in denen das interplanetare Reisen zum Alltag gehörte, die Helden aber immer noch mit Kugelschreibern auf losen Papierblättern herumkritzelten oder mit Rechenschiebern durchs nächste Asteroidenfeld astrogierten. Niemand hatte eine Ahnung, was ein Gasriese sein sollte – und so ließ Simak seine Nach-Menschen über die felsige Oberfläche des Jupiter schlendern; wie Asimov übrigens, und ich werde weder ihm noch Simak zum Vorwurf machen, dass sie mit dem gearbeitet haben, was sie hatten.
    Aber einige andere Dinge in »Als es noch Menschen gab« werfe ich Simak durchaus vor – einige Schnitzer, die sogar der großmütigen Fünfziger-Jahre-Populärwissenschaft ungeheuerlich erscheinen mussten. Körperliche Veränderungen, die durch Operationen herbeigeführt werden, sind eben nicht erblich, ganz egal, wie schamlos Bruce Webster das Gegenteil behauptet. Außerdem sollen wir Simak zufolge glauben, dass unsere Schoßhündchen intelligent genug sind, fließend Englisch zu sprechen, wenn man nur ein wenig an ihrer Kehle herumschnippelt und ihnen eine Lesebrille reicht. Uns werden Ameisen vorgeführt, die lediglich für einen Winter warm gehalten werden müssen, und schon raffen sie sich zum Aufbruch in ihre ganz persönliche Eisenzeit auf – als ob es niemals Ameisen in den Tropen gegeben hätte, als ob niemals ein Kind in einer gemäßigten Klimazone auf die Idee gekommen wäre, sich eine Ameisenfarm im Zimmer zu halten. (In der Jahre später entstandenen Erzählung »Epilog« hat sich Simak bemüht, diesen letzten Fehler auszubügeln, aber der Versuch ist genauso halbherzig wie wenig überzeugend.) »Als es noch Menschen gab« quillt über von wissenschaftlichen Behauptungen, die man nicht nur als »alt« oder »veraltet«, sondern als »idiotisch« bezeichnen muss.
    Wie konnten gerade einem Autor solche Fehler unterlaufen, der sich öffentlich über den Mangel an echter Science in der Science Fiction beklagte, ja der diesem Mangel die Schuld daran gab, dass das Genre nicht allgemein anerkannt wurde? Bestimmt wusste Simak es besser. Vielleicht war es ihm einfach egal. Vielleicht hat er sich bewusst dafür entschieden, den Chrom und die Schaltkreise dieses Mal jemand anderem zu überlassen. Vielleicht dachte er wie sein Kollege Ray Bradbury, der seinen imaginären Mars mit Wasserkanälen durchzog, obwohl ihm klar war, dass so etwas ganz und gar undenkbar war … Vielleicht ging es Simak also um etwas völlig anderes. Vielleicht interessierte er sich weniger für technische als für gesellschaftliche Zusammenhänge.
    Und tatsächlich: In »Als es noch Menschen gab« treibt Simak einige spannende Spielchen mit der menschlichen Gesellschaft – etwa mit der Agoraphobie, die einen in der Isolation befällt (heute würde man von »Cocooning« sprechen); mit den Spannungen zwischen denen, die an ihrer Menschlichkeit hängen, und denen, die gerne zum nächsten Modell aufsteigen würden; mit den taktischen Besonderheiten eines Krieges, der ohne dicht besiedelte Gegenden als Ziel auskommen muss. Trotz des Originaltitels »City« kommen kaum Städte vor, die erste Geschichte dient hauptsächlich dazu, sich ihrer zu entledigen: Wir hören das Todesröcheln der Stadt, und zwar um das Jahr 1990 herum, als die modernen Fortbewegungsmittel und die Telekommunikationsrevolution den Kleber aufgeweicht haben, der die Menschen in Gruppen zusammenhielt.
    Heute kann man natürlich leicht zurückblicken und über Simaks Naivität lächeln – »Mensch, schau mal! Da draußen! Ist das vielleicht eine Stadt, die ich da sehe, hier im einundzwanzigsten Jahrhundert!?« –, doch die Tatsache, dass sich eine bestimmte Vision nicht erfüllt hat (was ja immer noch passieren kann), macht das Gedankenexperiment an sich noch lange nicht wertlos. Simaks Überlegungen waren absolut vernünftig, und falls noch jemand behauptet, dass Science Fiction dazu da ist, die Zukunft vorauszusagen, kennt er das Genre offensichtlich nicht besonders gut. Die Science Fiction kann bestenfalls darauf hoffen, uns eine Reihe von Möglichkeiten zu präsentieren, wie unsere Zukunft aussehen könnte: die Ziele, an denen wir ankommen dürften, wenn wir diesen Pfad wählen, die Monster, die uns
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