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Als Erzieherin gelassen und erfolgreich

Titel: Als Erzieherin gelassen und erfolgreich
Autoren: Christine Weiner
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einladen, ein wenig in Ihren eigenen Mustern zu stöbern und sich zu neuen Sichtweisen und Wegen inspirieren zu lassen. Vielleicht kommen Ihnen nach einem Kapitel Gedanken, die sich auch mit ganz anderen Inhalten verknüpfen lassen. Sicher werden Sie Ansätze und Themen des Buches in Ihrem Alltag wiedererkennen.

Anmerkung
    In vielen Büchern heißt es an dieser Stelle: Die in diesem Buch benutzte männliche Anrede bezieht sich selbstverständlich auch auf die weiblichen Mitarbeiterinnen und soll auf keinen Fall diskriminieren. Hier lautet der Hinweis:
    Die in meinem Buch verwendete weibliche Anrede bezieht sich natürlich auch auf die (wenigen) männlichen Erzieher, die im Kindergarten zu finden sind. Ich möchte auf keinen Fall diskriminieren und den einen KiGa-Erzieher, den ich kenne, freue ich mich, zu Wort kommen zu lassen.

Christine, Erzieherin: Meine eigene Geschichte
    Auch ich war einmal Erzieherin. Das ist schon lange her und es gab danach noch viele andere Stationen in meinem beruflichen Leben. So war ich später als »Heiratsvermittlerin«, im Hörfunk, Fernsehen und als Betriebswirtin tätig. Dann habe ich noch einmal studiert und viele Weiterbildungen absolviert. Heute ist mein Leben beruflich sehr bunt und reich, wofür ich überaus dankbar bin. Doch ohne meine Ausbildung als Erzieherin und die Jahre mit den Kindern, ohne die Bedingungen, unter denen ich teilweise gearbeitet habe, wäre ich diesen Weg nicht gegangen.
    Als Erzieherin habe ich im Kindergarten gearbeitet und mit Jugendlichen, die keinen Hauptschulabschluss hatten oder die versuchten, eine Berufsausbildung abzuschließen. Es waren gemischte Gruppen, sowohl was das Alter anging als auch das Geschlecht. Mal waren wir zu zweit in einem Team, dann zu fünft. Eine ganze Zeit war ich die einzige Frau im Betreuungsteam einer Gruppe verhaltensauffälliger Jungen. Ich leitete Gruppen und jetzt berate und supervidiere ich u.a. Menschen, die im sozialen Umfeld arbeiten.

    Die Arbeit in Kindergärten und Heimen hat sich in vielem verändert, aber vieles ist auch noch genau so, wie ich es seinerzeit direkt erlebt habe. Zum Beispiel die Gefühle.
    Ich weiß, wie es sich anfühlt, mit einem Kind positiv zu kämpfen, das man eigentlich gar nicht mag. Kenne die Wut, die hochkommt, wenn Eltern, Leitung und Kollegen etwas fordern, was außerhalb der eigenen Grenzen oder Macht steht. Die Verzweiflung, wenn Wochenende ist und schon wieder ein Kind ausgebüchst ist oder Wochenenddienst ansteht, obwohl Freunde eine Party feiern oder zusammen ein Konzert besuchen. Das Aufbegehren, wenn ich in meiner Gruppe renovieren sollte (in welch anderem Beruf wird das verlangt?), und es dann doch zu tun, halbherzig, aber wissend, dass es eben mal wieder sein musste, weil das Budget für Handwerker angeblich nicht reichte. Ich erinnere mich auch noch gut daran, wie ich mich damals zuweilen ausgenutzt und ausgebeutet fühlte, und an die Erschöpfung und bleierne Müdigkeit an meinen freien Tagen.
    Wenn ich zurückblicke, finde ich aber auch noch andere Bilder. Mein innerer Erinnerungsfilm enthält Sequenzen, in denen ich mich glücklich lächeln sehe, weil ein Kind sich entwickelte, einen Schulabschluss meisterte, sich mit den Eltern versöhnte oder nach einer anstrengenden Phase endlich von den anderen Kindern akzeptiert und angenommen wurde. Ich war stolz, dass ich einen Teil dazu beigetragen hatte oder dass aus einem Versuch ein Gelingen geworden war. Die emotionale Zuwendung der Kinder, das Lachen, das Leuchten in ihre Augen, all das sind Momente, die über meine pädagogische Zeit hinauswirken. Der Moment, in dem sie mir auf dem Gang entgegensprangen und ich wusste genau: »Ich bin gemeint.«
    Dann gab es da viele schöne Stunden mit den Kolleginnen und Kollegen. Wir gingen zusammen aus, kochten miteinander, teilten viel private Zeit. Noch heute habe ich Kontakt zu Kolleginnen, die ich bereits in der Ausbildungszeit kennenlernte.
    Wir treffen uns oft und ich lausche ihnen, wenn sie mir von ihren Arbeitsbedingungen erzählen. Durch diese Verbindungen bin ich meinem alten Beruf nah geblieben. Ich habe große Achtung vor
dem, was Erzieherinnen leisten, ihren beruflichen Bedingungen und wie sich die Kindergartenarbeit heute inhaltlich entwickelt. Allein der Umgang mit Menschen aus so vielen verschiedenen Kulturen würde manchen Unternehmens-Manager in die Knie zwingen.
    Ich habe als Erzieherin viel über Menschen gelernt. Über große Menschen, kleine Menschen, über
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