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Als Erzieherin gelassen und erfolgreich

Titel: Als Erzieherin gelassen und erfolgreich
Autoren: Christine Weiner
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Sinn möchten Sie den Kindern mit auf den Weggeben?

    Und welche Werte sind für Sie wichtig, die Sie beruflich leben möchten?
    Wenn Sie sich also ausgelaugt und müde fühlen und keinen Sinn mehr finden, dann kann es sein, dass es nur eine graue Wolke ist, die das Licht verdunkelt, das Sie zu Beginn Ihres beruflichen Weges sahen. Das Licht ist aber da.

Ihre derzeitige Realität
    Es wird von Ihnen eine Menge Engagement für nicht entsprechende Bezahlung verlangt, und darüber hinaus erwartet man auch noch von Ihnen, dass Sie dieses Engagement nicht nur punktuell oder zu Spitzenanlässen bereitstellen, sondern stündlich und täglich aktivieren und das natürlich Ihr ganzes Berufsleben lang.
    Ich selbst habe auch im Heimbereich gearbeitet. Es war schrecklich für mich, dass »es nie aufhörte«. Kaum hatte ich einen Jugendlichen durch die Schule begleitet (mit vielen Gesprächen, Lehrertreffen und Supervisionen), stand schon der nächste in der Tür und wieder ging der ganze Zirkus von vorne los. Meine Arbeit war nie »geschafft«. Regelmäßig musste ich von Neuem beginnen, so als hätte keine Intervention gegriffen und ich all die früheren Gespräche nicht geführt. Die Probleme und Anforderungen blieben die gleichen, nur die Gesichter änderten sich.
    Ähnlich wie bei Ärzten oder Krankenschwestern geht es den Ihnen anvertrauten Menschen jedoch nur wirklich gut, wenn Sie nicht nur gerne, sondern auch ganz und mit Freude bei der Sache sind. Dafür muss man jedem Menschen immer wieder und aufs Neue, frisch begegnen. Ganz egal, ob es Kollegen, Eltern und Kinder sind. Für die Kinder Ihrer Einrichtung zählen Sie zu den ersten intensiven Beziehungen auf dem jungen Lebensweg. Wie Sie mit ihnen umgehen und was Sie selbst ausstrahlen und leben, wird für diese Kleinen lebensprägend und lebensbildend sein. »Aha, so bewegt man sich also auf dieser Welt«, werden die Kinder unbewusst abspeichern.

    Frage
    Wie weit geht Ihre eigene Erinnerung zurück? Gibt es Sätze, die in Ihnen heute noch nachklingen und die Sie im Kindergarten gehört haben?
    Ich erinnere mich an eine sehr frustrierte Frau, die die erste Erzieherin, damals noch »Tante« gerufen, in meinem Leben war. Dieser Kindergarten der 60er-Jahre hat mit den heutigen Einrichtungen nicht mehr viel gemein, es handelte sich eher um eine Kinderverwahranstalt. Wie die Räume aussahen, weiß ich nicht mehr so genau, aber die Stimmung, die in diesen Räumen hing, kann ich noch heute spüren. Ich war fünf Jahre alt und ich fragte mich, warum die »Tante« so garstig und verkniffen war und wieso wir Kinder so oft angeschrieen wurden.
    Damals gab es weder den Begriff von »Stress«, geschweige denn so etwas wie »Work-Life-Balance«. Die Erzieherin hätte das nicht einmal verstanden, denn damals gab es noch keine englischen Begriffe in der Umgangssprache. Vielleicht war sie auch von Natur aus herb, vielleicht hatte sie den falschen Beruf gewählt, vielleicht stand sie aber auch nur unter Dauerstress, genauso wie Sie ihn heute auch oft spüren. Allerdings ohne Verständnis und Hilfe der Kolleginnen, weil es Stress als Phänomen eben noch nicht gab. Er wurde gespürt wie heute, doch es fehlte das Wort. Vermutlich nannte man es Ärger , weil dieses Wort für Belastungen aller Art verwendet wurde. Wie immer es auch hieß: dass die »Tante« Stress hatte, konnte ich als Kind auf jeden Fall wahrnehmen und fühlen, denn ich und die anderen Kinder bekamen die Anspannung ab. Ich bin mir fast sicher, dass
diese Erzieherin von damals nie darüber nachgedacht hat, was sie an sich oder der Situation hätte bewegen können, um die Anspannung zu verringern.
    Was Sie von den Erzieherinnen von damals unterscheidet, ist die Tatsache, dass Sie Ihre Situation reflektieren. Die meisten »Tanten« von damals fühlten sich als Opfer, Untergebene und reine Angestellte. Sie wussten noch nicht, dass man Leben gestalten kann. Es war noch kein Thema in dieser Zeit. Stress fand beispielsweise in Wut ein Ventil. Das ist auch heute bei manchen Menschen so. Auch mir kann das passieren. Aber ich weiß dann, dass ich etwas unternehmen muss, damit sich meine Lage bessert. Der Stress geht nicht von selbst und mein Leben kommt nicht von alleine wieder in Balance. Die »Tante« von damals brüllte einfach los und es hagelte sogar Ohrfeigen und Fiesheiten aller Art.
    Ich muss mich um mich kümmern! Und das bedeutet zuerst: Ich sollte verstehen.
    Mit dem Verständnis hören die inneren Kämpfe auf und Sie
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