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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam
Autoren: G Neumayer
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Verwandte, der Präsident von T. O. R., Celies Mitschüler, die Jennas … Unfall auf der Abifeier miterlebt hatten – all diese Menschen brachten Erinnerungen an ein Leben zurück, mit dem sie endlich abschließen wollte. Und dann war da auch noch Alex, mit dem sie bisher kein Wort gewechselt hatte. Seine fragenden Blicke machten sie wütend und trieben ihr gleichzeitig die Tränen in die Augen.
    Am schlimmsten war jedoch, dass Jenna überhaupt nicht in diesem Sarg lag – und dass Celie mit niemandem darüber sprechen durfte.
    Aber mit wem hätte sie auch darüber sprechen sollen? Bernie vielleicht. Er war der Einzige, der sie nicht mitleidig oder verlegen ansah. Er war auch der Einzige, der ihr geholfen hatte, als der Schrei aus dem Tor im Garten gekommen war. Dabei hatten alle anderen ihn auch gehört. Aber nur Bernie hatte etwas getan, auch wenn es vergeblich gewesen war.
    Alex war überhaupt nicht da gewesen.
    Wieder stieg die Wut auf Alex in Celie hoch. Und diese Wut hielt sie aufrecht, als die Trauergäste in einem endlosen Strom an dem Grab vorbeigingen, Blumen auf Jennas Sarg warfen und Celie ihr Beileid aussprachen.
    Als es endlich vorbei war und sich auch die Schwärme der Kameradrohnen allmählich auflösten – sie konnten wegen des Störsenders, den Jennas Assistent Pierre installiert hatte, sowieso keine Aufnahmen machen –, beamte man in Grüppchen zu dem Lokal, das Celie für die Trauerfeier angemietet hatte. Sie selbst hatte nicht vor, zu der Feier zu gehen, aber das hatte sie natürlich niemandem gesagt. Es war ihr auch völlig egal, wenn sich alle Welt darüber aufregte. Sie würde gleich ein allerletztes Mal beamen und sich dann für den Rest ihres Lebens in die Kommune der Mobilen zurückziehen, wo nichts, was anderswo auf der Welt geschah, eine Rolle spielte. Wo sie einfach nur Dawn war, ein Mädchen ohne Vergangenheit.
    Bis auf Celie, Bernie und ihn waren alle gegangen. Alex bemerkte, dass Bernie sich etwas abseits hielt und so tat, als würde er sich für die Inschriften auf den alten Grabsteinen interessieren. Vielleicht wollte er Alex und Celie Gelegenheit geben, allein zu sprechen. Obwohl: Bernie hatte so viel Ahnung von Gefühlssachen wie eine Katze vom Eierlegen. Wahrscheinlich fand er die Inschriften wirklich spannend.
    Egal. Alex und Celie waren jetzt allein. Alex hatte diesen Moment wochenlang abwechselnd herbeigesehnt und gefürchtet, je nachdem, wie er gerade drauf war. Er hatte sich alles Mögliche ausgemalt: von einer Celie, die total ausflippte, wenn sie ihn sah, bis zu »und sie lebten glücklich bis an ihr Ende«. Womit er nicht gerechnet hatte, war, dass Celie nur stumm dastehen und in die Ferne starren würde.
    »Hey, Celie.« Seine Stimme klang heiser. Er räusperte sich. »Tut gut, dich zu sehen.«
    Celie wandte den Kopf langsam zu ihm um, als erwache sie aus einem Traum.
    »Gut?«, sagte sie. »Was genau macht dich daran an, jemanden zu sehen, der gerade seine Mutter beerdigt hat?«
    Jetzt sah sie ihm direkt in die Augen. Hellwach. Böse.
    Alex wich zurück und hob beschwichtigend die Hände.
    »Hey, ist ja gut!«
    »Nichts ist gut, absolut nichts!«, schrie Celie ihn an. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper.
    »Jenna ist tot und das ist … das ist … deine Schuld!«
    »Was?!« In Alex’ Ohren rauschte es. Bernies Stimme hörte er nur wie aus weiter Ferne: »Celie, das ist jetzt unfair. Alex war doch gar nicht da, als …«
    »Eben!« Ihre Stimme überschlug sich. »Er war nicht da, als ich ihn am meisten gebraucht habe. Mein bester Freund!«
    »Aber ich konnte doch nicht wissen … Ich hab doch nur …«, begann Alex. Doch als er sah, dass sie schon wieder Luft holte, um ihn anzubrüllen, hatte er mit einem Mal genug.
    »Ach, vergiss es!« Er drehte sich um.
    »Ja, lauf nur weg. Wie immer, wenn’s schwierig wird!«
    Alex’ Beine wurden schwer wie Blei.
    »Er ist nicht weggelaufen«, sagte Bernie.
    »Nein, er war gar nicht erst da!« Celies Stimme klang jetzt nicht mehr schrill, sondern müde.
    »Er hätte doch gar nichts tun können.«
    Alex war so froh wie nie zuvor, dass Bernie mit seiner unerschütterlichen Logik da war. Und all das sagte, was Alex nicht sagen konnte. Er hatte sich selbst ja schon tausendmal gefragt, was wohl gewesen wäre, wenn er nicht stundenlang vor diesem Juweliergeschäft in Barcelona gestanden hätte, sondern …
    »Wenn er nicht das Tor blockiert hätte …« Celies Stimme zitterte.
    »Wenn Alex nicht gerade in diesem
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