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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam
Autoren: G Neumayer
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Augenblick im Tor angekommen wäre, dann wären wir mit Jenna vielleicht eine Minute früher im Krankenhaus gewesen«, sagte Bernie ruhig. »Aber das hätte auch nichts geändert. Da war sie schon tot.«
    Alex drehte sich um. Celie hatte die Hände vors Gesicht geschlagen, ihr ganzer Körper bebte. Bernie beugte sich zu ihr hinunter und legte unbeholfen die Arme um sie.
    Alex hätte alles dafür gegeben, in diesem Augenblick an Bernies Stelle zu sein. Aber das war unmöglich. Celie und er waren weiter voneinander entfernt, als es zwei Menschen auf verschiedenen Kontinenten in der Zeit vor den Toren je hätten sein können.
    Er nickte Bernie zu, steckte die Hände in die Hosentaschen und ging langsam in Richtung Tor.
    Als seine linke Hand die Kette berührte, war sein erster Reflex, sie wegzuwerfen. Aber aus irgendeinem Grund konnte er es nicht.

Kapitel 2
    Aus Jennas Tagebuch:
    26. März 2021
    236 Versuche, alle erfolgreich! Das Transtorq funktioniert absolut zuverlässig. Der entscheidende Faktor für den Durchbruch war (abgesehen von der auch nicht eben trivialen Umsetzung der Quantenverschränkung nach dem Vorbild biologischer Systeme) die Fertigstellung des DNAAnalysers, den Felix über die letzten zwölf Jahre entwickelt hat. Und natürlich, dass wir das Energieproblem in den Griff bekommen haben. Der Durchbruch kam mit der Idee, dass wir beim ersten Beamen das Muster eines Gegenstands oder Lebewesens speichern und jeden weiteren Transportvorgang sozusagen als Update fahren könnten. Das Beamen braucht aber trotzdem noch eine Menge Energie. Wenn wir ein weltweites Netz aufbauen wollen, sollten wir darum als Erstes ein Tor auf den Merkur bringen, um genügend Sonnenenergie zur Verfügung zu haben. Es gibt so viel zu tun! Pläne für die Zukunft schmieden und natürlich erst mal feiern!
    Aber feiern werden wir wohl vorerst nicht. Felix ist seit dem ersten geglückten Beamversuch in einer seiner depressiven Phasen versunken. Er beteiligt sich nicht mehr an den Versuchen, ja, er will nicht einmal über das Transtorq sprechen. Stattdessen schaut er den ganzen Tag Nachrichten und weigert sich, dieser schrecklichen Welt etwas zu schenken, das – seine Worte – »unter Garantie ebenso missbraucht wird wie jede andere Erfindung zuvor«.
    Mir bleibt nichts, als allein weiterzumachen und es Celie zu überlassen, ihren Vater aufzumuntern. Ich habe ein schlechtes Gewissen deswegen, schließlich ist sie erst zwei. Aber sie ist die Einzige, die zu ihm durchdringen kann.
    Ich habe es Felix nicht gesagt, aber ich habe heute erstmals Lebewesen gebeamt. Zunächst drei Mäuse, dann habe ich Heisenberg durchs Transtorq geschickt. Nur bei der ersten Maus gab es ein Problem, weil sich der Laserpuls verändert hatte. Aber dabei konnte ich feststellen, dass die Notsicherung einwandfrei funktioniert: Bevor der Beamvorgang eingeleitet wurde, schaltete sich das Transtorq automatisch ab. Die Maus ist nicht zu Schaden gekommen. Und Heisenberg hat die ganze Zeit geschnurrt. Allzu unangenehm kann das Beamen demnach nicht sein.
    Ich habe jetzt jedenfalls herausgefunden, wie man den Laserpuls konstant hält. Noch ein paar Tests, dann werde ich endlich einen Menschen beamen.
Irland, Mobilen-Kommune
bei Dublin
    Mit einem Schrei fuhr Celie hoch und stieß die Bettdecke von sich.
    Nein, sie lag nicht in einem Sarg, sondern in einem Bett. Es war nicht ihr Bett, aber es stand an dem Ort, für den sie sich aus freien Stücken entschieden hatte.
    Und an welchem Ort bist du jetzt, Mom?
    Die Haare klebten Celie am Kopf, ihre Bettdecke war schweißnass.
    Tief durch die Nase einatmen, den Atem in die Brust lenken, in der ihr Herz hämmerte wie ein Maschinengewehr, langsam durch den Mund wieder ausatmen. Noch mal. Und noch mal. So wie sie es im Klarinettenunterricht gelernt hatte.
    Schon besser. Celie stand auf und drückte auf dem kurzen Weg in ihr winziges Bad aufs Display. Das bewegte nächtliche Meer, das die Wände ihrer Einzimmerwohnung bedeckte, verwandelte sich in eine sonnenbeschienene Frühlingswiese.
    Anfangs hatte sie die Atemübungen gehasst, aber ihr Klarinettenlehrer hatte sich geweigert, sie zu unterrichten, wenn sie ihr Temperament nicht in den Griff bekam. Seitdem hatten die Übungen sie vor einigem Ärger bewahrt. Wenngleich sie ihr oft genug erst einfielen, wenn es schon zu spät war.
    In der Regel war dann Alex da und half ihr aus der Patsche.
    Alex. Den sie gestern so lange angebrüllt hatte, bis er weggegangen war.
    Tief durch die
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