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Als die schwarzen Feen kamen

Als die schwarzen Feen kamen

Titel: Als die schwarzen Feen kamen
Autoren: A Beer
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für immer dortbleiben.
    Und zum allerersten Mal dachte Gabriel, dass er wirklich froh darüber war.
    Dann fiel er in die Schwärze der Bewusstlosigkeit.

Neunundzwanzigstes Kapitel: Der letzte Vorhang
    Am Ende wusste Marie selbst nicht genau, wie sie es geschafft hatte, die Wendeltreppe hinter sich zu bringen, die ohne Unterbrechung bis ins oberste Geschoss des Turms führte. Ihr Atem ging schwer, und ihr ganzer Körper schien nur noch aus dem rasselnden Keuchen zu bestehen, mit dem die Luft in ihre Lungen hinein- und wieder herausströmte. Die Geräusche des Kampfes draußen hatte sie bereits vor einer Weile hinter sich gelassen, aber über dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren hätte sie sie vermutlich auch dann nicht mehr gehört, wenn sie direkt danebengestanden hätte.
    Keuchend blieb Marie vor der Tür aus dunklem Holz stehen. Dahinter musste Leas Zimmer liegen. Mühsam versuchte sie, wieder zu Atem zu kommen. Ein süßlicher Geruch hing in der Luft– Feengeruch. Marie schloss die Augen und ballte ihre zitternden Hände zu Fäusten. Das Messer des Maskierten glänzte in ihrer Hand und gab ihr ein wenig Mut. Sie hatte das Messer und sie hatte die Fackel. Sie würde nicht ganz wehrlos sein. Trotzdem konnte sie nicht leugnen, dass sie Angst hatte. Die ganze Zeit über, seit sie die Stadt betreten hatte, hatte sie sich gefragt, wo die Feen steckten und warum sie nicht selbst kamen, um sie aufzuhalten. Auch bei den Geistern waren sie nicht gewesen. Waren sie also dort drin, bei Lea? Oder waren sie schon wieder in ihrer Welt unterwegs, um dort ihr Unwesen zu treiben? Es spielte keine Rolle, dachte sie. Sie hatte keine Zeit zu verlieren. Entschlossen drückte sie die Klinke herunter und schob vorsichtig die Tür auf.
    Der Gestank der Feen schlug ihr mit voller Macht entgegen. Blauweißes Licht leuchtete grell auf und blendete sie. Marie würgte und riss einen Arm vor ihr Gesicht, um nicht blind zu werden. Ein erstickter Schrei traf ihre Ohren. Ihre eigene Stimme? Nein, Leas! Und dann, noch bevor sich ihre Augen an das Licht gewöhnt hatten, spürte sie, wie eiskalte Finger ihre Kehle packten, sie in die Höhe hoben und rückwärts gegen die Wand pressten. Marie taumelte und keuchte. Sie konnte nichts sehen!
    Fauliger Atem streifte ihr Gesicht.
    Sie hat es hierhergeschafft. Der Krieger hat versagt.
    Die körperlose Stimme drang in jede Faser ihres Körpers und ließ sie in ihrem tiefsten Inneren erzittern. Marie zwang sich, die Augen zu öffnen.
    Das Licht war schwächer geworden und waberte nun in weißlichen Schlieren durch die Dunkelheit, die über dem Raum lag, nur durchbrochen vom Leuchten der Fackel in Maries Hand. Vor ihr stand eine Fee in ihrer menschlichen Form. Die schwarzen Augen funkelten tückisch, das bleiche Gesicht war zu einer hässlichen Grimasse verzerrt, und grünlicher Speichel troff von den spitzen Zähnen. Ihre sehnigen Finger umklammerten Maries Hals und drückten ihr langsam, aber sicher die Luft ab. Scharfe Fingernägel ritzten ihre Haut.
    Marie konnte nicht atmen. Verzweifelt versuchte sie, sich aus dem Griff zu winden, aber es war, als wäre sie unter der Berührung der Fee zu Eis erstarrt. Sie konnte sich nicht ein Stück bewegen.
    » Aufhören!« Als der spitze Schrei erklang, zuckte die Fee für einen Moment zurück, und ein Schwall rettender Luft strömte in Maries Lungen, ehe die Fee erneut zudrückte. Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Bewegung auf dem Bett wahr, das auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes stand– in der blassen Dunkelheit nicht mehr als ein verschwommener Umriss, aber die Gestalten darauf konnte Marie dennoch in fast unnatürlicher Deutlichkeit erkennen.
    Lea. Und zwei weitere Feen, die sie zwischen ihren bleichen Armen gefangen hielten wie in einem Käfig. Sie war blass und ihre Wangen waren eingefallen. Tränen glitzerten in ihren Augen, reflektierten das kränkliche Licht, das die Feen verströmten. Als Maries Blick ihren traf, versuchte sie aufzuspringen. Aber gegen die Kraft ihrer Wächterinnen hatte sie keine Chance, sosehr sie auch kämpfte.
    » Lasst sie reden! Wo ist der Maskierte? Was hast du mit ihm gemacht?« Angst zitterte in ihrer Stimme. Angst und Schuldgefühle und Sorge um den Geliebten.
    Die Fee, die Marie gepackt hielt, fauchte– ein hässliches Zischen, das ihr durch Mark und Bein ging.
    Sie hat ihn getötet.
    » Nein!« Marie kämpfte gegen den Griff an, der ihr die Luft abzudrücken drohte. Ein entsetztes Keuchen entwich Leas Kehle.
    »
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