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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Autoren: Cornelia Funke
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Julebukk stolperte zurück in seinen Wagen.
    Der Regen prasselte auf den Nebelweg und die Krähen suchten Schutz in den kahlen Zweigen.

Die falsche Straße
    Im Wohnwagen war es nicht viel wärmer als draußen. Julebukks Atem hing weiß und feucht in der Luft. Aber Matilda war schon dabei, den kleinen Ofen anzumachen. Ihre Flügel und ihre Nase waren schwarz vom Ruß. Emmanuel sammelte das zerbrochene Geschirr auf – fingerhutgroße Tässchen, winzige Teller und dazwischen die großen Scherben von Julebukks Kaffeebecher.
    »Nebelweg«, murmelte der Weihnachtsmann, klappte die Sitzbank auf und wühlte darin herum. »Nebelweg, Nebelweg. Himmel, wo ist denn nur meine Straßenkarte?«
    In der Kommode rumorte es immer noch.
    »Matilda, hast du die Kobolde immer noch nicht rausgelassen?«, fragte Julebukk.
    »Sie haben nicht aufgehört zu fluchen!«, sagte Matilda trotzig. »Stimmt’s, Emmanuel?«
    Der Engelmann nickte. Er war genauso dick wie Matilda und hatte eine Glatze mit silbergrauen Löckchen drumrum.
    »Ach, komm schon. Lass sie raus«, sagte Julebukk. »Wir haben wirklich genug Ärger, auch ohne dass ihr euch ständig streitet.«
    Matilda knallte die Ofentür zu, flatterte zur Kommode und zerrte die Schublade auf. Heraus quollen drei Dutzend kleine Männer mit roten Mützen. Schimpfend hüpften sie auf den Boden, kletterten die Tischbeine hinauf und betrachteten sich die Bescherung von oben.
    »Was ist denn das für eine wurzelige Zipfelzauserei?«, rief der größte Kobold. »Was ist passiert, he?«
    »Wir sind mal wieder vom Himmel gefallen.« Julebukk guckte unter sein Bett, aber da war die Karte auch nicht.
    »Und wo sind wir diesmal gelandet?«, fragte der Kobold.
    »Mein lieber Fliegenbart, genau das versuche ich gerade herauszufinden!«, antwortete Julebukk. »Aber ich finde die Karte nicht!«
    »Meinst du etwa die Offizielle Weihnachtsmann-Bezirkseinteilungskarte?«, fragte Matilda.
    »Genau die.«
    »Nun, warum sagst du das nicht gleich?« Mit wichtiger Miene flatterte sie zu einem großen Korb, der von der Decke baumelte, und zog unter Geschenkbändern, alten Lebkuchenmännern und Kerzen die zusammengerollte Karte hervor.
    »Danke«, sagte Julebukk, breitete die Karte auf dem Tisch aus und beugte sich mit besorgter Miene darüber. Die Kobolde versammelten sich um ihn herum, die Engel setzten sich auf seine Schultern.
    »Ach je«, murmelte Julebukk. »Ach je, ach je.«
    »Kannst du, versägt und zugeleimt, mal klar sagen, was du meinst?«, fragte Feuerbart, ein spindeldürrer rothaariger Kobold.
    »Also, das ist doch …!« Matilda beugte sich von Julebukks Schulter herab. »Drück du dich gefälligst etwas gepflegter aus, ja?«
    Der Kobold streckte ihr seine grüne Zunge heraus.
    »Oh, hört auf!« Mit gerunzelter Stirn betrachtete Julebukk die Karte. Da gab es rote Straßen, grüne, gelbe, blaue und braune.
    Emmanuel rutschte unruhig auf seiner Schulter hin und her. »Welche Farbe ist es denn, Julebukk?«
    Niklas seufzte. »Braun.«
    »Zipfelzottlige Rentierkacke!«, schimpfte Fliegenbart und stampfte wütend auf der Karte herum.
    »Fliegenbart, nicht so viel fluchen!«, sagte Julebukk. »So was gehört sich nicht für einen Weihnachtskobold.«
    Er bückte sich, schob ein paar zerfledderte Bücher zur Seite und hob eine kleine Maschine auf.
    »Die Schneemaschine«, murmelte er und hielt sie sich ans Ohr. »Kein Mucks. Kaputt. Und die Glühwürmchen …« Er sah hinauf zur Wohnwagendecke, wo lauter leuchtende Pünktchen im Dunkel flackerten. »Emmanuel, Matilda, würdet ihr die bitte wieder einfangen? Und ihr«, er tippte einem Kobold auf die Mütze, »ihr müsst mir helfen die zerbrochenen Räder abzunehmen und zu reparieren, möglichst noch heute Nacht. Je schneller wir hier wegkommen, desto besser.«
    »Igitt!« Wie der Blitz waren die Kobolde verschwunden. »Wir gehen schlafen«, krähte einer unter Julebukks Bettdecke hervor.
    Niklas schüttelte nur den Kopf, aber Matilda schlug vor Empörung heftig mit den Flügeln.
    »Also, wenn das nicht die arbeitsscheuesten, faulsten, frechsten Weihnachtskobolde sind, die je im Weihnachtsland geboren wurden, dann, dann …« Sie schnappte nach Luft und kippte fast vornüber.
    »Schimpf nicht auf sie, meine Liebe.« Julebukk gähnte. Mit einer Handbewegung scheuchte er die kleinen Kerle unter der Bettdecke hervor. »Dafür bauen sie das allerwunderbarste Spielzeug, oder?« Er öffnete die Wohnwagentür. Kalte Luft schwappte herein und immer noch prasselte der
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