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Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel

Titel: Als der Weihnachtsmann vom Himmel fiel
Autoren: Cornelia Funke
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Computer, meterhohe Puppenhäuser. Ja?«
    Ben guckte in seine Tasse und nickte.
    »Ja, ja, dachte ich mir«, seufzte Julebukk. »Eine gefährliche Straße für mich.«
    Alles schwieg.
    Schließlich räusperte Ben sich.
    »Wann kommen denn diese anderen Weihnachtsmänner?«, fragte er.
    »Wenn wir Glück haben, haben sie die Bestellungen schon aufgenommen«, sagte Julebukk. »Dann kommen sie erst Heiligabend wieder. Aber wenn nicht …« Julebukk wiegte sorgenvoll den Kopf.
    »Manchmal kommen sie noch mal wieder, wegen der Spätentschlossenen«, wisperte Matilda. »Immer mehr Menschen wissen nämlich nicht, was sie einander schenken
    sollen.«
    An der Wand schlug eine Uhr achtmal. Ein kleiner Weihnachtsmann kam heraus, verbeugte sich und verschwand wieder.
    »Schon acht?« Erschrocken sprang Ben auf. »Ich muss nach Hause.«
    »Oh, schade«, sagte Julebukk. Er öffnete ihm die Tür.
    Ben stolperte nach draußen und drehte sich noch mal um. »Kann ich – kann ich wiederkommen?«, fragte er.
    »Aber sicher, wir freuen uns«, sagte Julebukk. »Nicht wahr?«
    »Na klar«, riefen die Kobolde.
    Die Engel winkten und sogar das Räuchermännchen und der grimmig dreinblickende kleine Nussknacker nickten Ben freundlich zu.

Weihnachtspläne
    Ben lief über die dunkle Straße und öffnete das Gartentor. Misstrauisch sah er sich um, aber kein Motorschlitten war zu sehen, kein widerlicher Waldemar Wichteltod schlich durch die Dunkelheit, kein Riesennussknacker schnappte mit seinen großen Zähnen nach Ben. Nur Julebukks Wagen stand einsam am Straßenrand und hinter dem erleuchteten Fenster bewegten sich Schatten.
    Bens Eltern saßen im Wohnzimmer und guckten Reiseprospekte an. Weihnachten in der Sonne. Seit Wochen redeten sie von nichts anderem. Und seit Wochen versuchte Ben sie davon abzubringen. Viel Erfolg hatte er damit nicht gehabt. Sie hatten die Reise nur noch nicht gebucht, weil sie sich nicht entscheiden konnten. Bens Mutter wollte ein kleines Hotel, sein Vater ein großes. Bens Mutter wollte Berge, sein Vater das Meer. Bens Mutter wollte etwas Luxus, sein Vater wollte sparen. So ging das immer mit den beiden. Und Ben konnte nur hoffen, dass alles ausgebucht war, bis sie sich geeinigt hatten. Außerdem ließ er ab und zu Prospekte verschwinden, die sie sich besonders lange angeguckt hatten.
    »Dein Essen steht auf dem Küchentisch«, sagte seine Mutter, als er reinkam. »Wir wollten gerade gucken, wo du bleibst. Sind sie nett, diese Leute in dem Wohnwagen?«
    »Hm!«, brummte Ben, ging in die Küche und holte sein Essen. Es war Räucherfisch, die Leibspeise seines Vaters. Ben musste immer davon rülpsen.
    »Leute? Wieso, wie viele wohnen denn dadrin?«, fragte sein Vater. »Ich hab nur was von einem Mann gehört. Soll ein bisschen merkwürdig sein. Aber das ist ja genau das Richtige für meinen Herrn Sohn, nicht wahr?«
    »Er ist nicht merkwürdig«, murmelte Ben und stocherte in seinem Fisch herum.
    »Ach ja? Welcher Beruf erfordert denn, dass man in so einem Wagen wohnt?«
    Ben hatte gewusst, dass die Frage kommen würde, und hatte sich schon eine Antwort überlegt.
    »Forscher«, sagte er. »Er ist Wetterforscher.«
    »Aha.« Sein Vater spitzte spöttisch den Mund. »Ein ziemlich trostloses Forschungsgebiet in unseren Breiten. Na ja. Ich schlage vor, du überlässt diesem Experten das Wetter und forschst selbst ein bisschen in deinen Schulbüchern.«
    Bens Mutter nahm den nächsten Prospekt von dem Riesenstapel, der auf dem Sofa lag. »Aber du hast doch was von mehreren Leuten erzählt, Ben!«
    Ben schob sich ein Stück Schillerlocke in den Mund. »Eine alte Dame ist auch noch da.« So ganz gelogen war das ja nicht.
    »Rede nicht mit vollem Mund«, sagte sein Vater, ohne ihn anzusehen.
    »Eine alte Dame?« Bens Mutter sah ihn ungläubig an. »Die wohnt auch noch in dem kleinen Wagen?«
    »Och, so klein ist der nicht«, murmelte Ben.
    Seine Mutter runzelte die Stirn, aber sie vertiefte sich wieder in ihren Prospekt.
    »Ich fahr nicht mit«, sagte Ben.
    »Aber sicher«, brummte sein Vater.
    »Ich fahr nicht mit!« Ben presste die Lippen zusammen.
    »Ach, Ben, das haben wir doch schon tausendmal durchgekaut!« Ärgerlich warf seine Mutter den Prospekt auf den Tisch und griff nach dem nächsten. »Ich will nichts mehr davon hören. Wir müssen einfach mal raus aus allem.«
    »Vor allem aus diesem Wetter«, brummte Bens Vater.
    Ben hatte ein furchtbares Gefühl im Bauch. Er suchte Worte dafür, aber fand sie nicht. Er
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